Bad Mergentheim. Die Lustigen Gesellen können feiern – keine Frage. Das bewiesen sie am Samstag in ihrer Prunksitzung. Nach dem Einzug der „Schofherd“ (die kleine Schäflein-Gruppe um Schäfer Franz Gehrig alias René Föhr brachte in diesem Jahr mit einem neuen Tanz Farbe auf die Bühne) und dem Einzug des Hofstaates um Sitzungspräsidentin Kerstin Köber, dem Prinzenpaar Prinzessin Jacqueline I. (Jacqueline Wagner) und Prinz Nils I. (Nils Schenkel), dem Kinderprinzenpaar Prinzessin Emilia I. (Flören) und Prinz Julius II. (Glatthaar), und den Abordnungen aus Oberlauda und Lauda folgte ein bunter Abend, gespickt mit hochkarätigen Wortbeiträgen und farbenfrohen Tänzen.
Für die musikalische Abwechslung sorgte auch in diesem Jahr die Musikkapelle aus Wachbach. Als erster Redner trat Büttenass Wolfgang Voit, bekannt aus der Fernsehsendung „Närrische Weinprobe“ des Bayerischen Rundfunks, vor das Mikrofon. Als Rentner hatte er einen Blick auf seine kleine Welt, erzählte von seiner Frau Hulda, von Hund und Katz‘, von seinem Wellnessurlaub, von Potenzproblemen und Schwarzbrot. Er kalauerte sich in bestem Urfränkisch von Pointe zu Pointe – dem Publikum gefiel‘s. Dann wurde es niedlich: Das kleine Tanzpaar Elise Schulz (6 Jahre) und Luis Heinrich (7 Jahre) aus Lauda legte die Messlatte hoch: Die beiden Tanzmäuse zeigten einen für ihr Alter nahezu perfekten Auftritt und wurden vom Publikum entsprechend gefeiert.
11 Mädchen in herzallerliebsten Schäfchen-Kostümen verzücken Publikum
Mit Grußworten bedankten sich im Anschluss der Direktor des katholischen Verwaltungszentrums Bad Mergentheim, Peter Striffler und Bürgermeisterstellvertreterin Manuela Zahn für die gelungene Show der Narrengilde. Doch weiter: Die „Show-Schäfchen“ der Lustigen Gesellen wurden in diesem Jahr erstmals für ihren erfolgreichen Auftritt gefeiert: 11 Mädchen in herzallerliebsten Schäfchen-Kostümen tanzten sich in die Herzen des Narrenvolks. Nach den Auftritten von Tanzpaar Vanessa Wohlfarth und Tom Käfer von der Lemia Krautheim sowie des Nachtwächters Andreas Poser und seine Tochter Antonia aus Schweinberg wirbelte das Eigengewächs „Tanzamreichen“ Amrei Hettenbach wie in den vergangenen Jahren mit einer beachtenswerten Darbietung über die Gemeindehausbühne.
Dann wurde es mystisch: Aufs Podium kam der Kapuzinermönch Ignazius von Ludwigsburg, ein guter Geist des benachbarten Kapuzinerklosters. Er hob den Zeigefinger, ermahnte die Narren im Saal und zeigte sich bibelfest. Das Geheimnis war schnell gelüftet: Der Mönch entpuppte sich als Dr. Carsten Köber, der seit einigen Jahren als wortreiches Büttenass der Lustigen Gesellen stets ein Garant für spitze Worte ist. In gereimter Form legte er den Finger in so manche kurstädtische Wunde - Köber traf mit seinen Worten gezielt ins Schwarze und schüttelte den närrischen Kopf ob so manchem Schildbürgerstreich. Wegen der zahlreichen Baustellen im Städtle forderte Köber eine Schlaglochmeldestelle („was den Bürger bringt zum Fluche, muss er doch ständig neue Wege suche!“). Er richtete den Blick gezielt auf die Poller am Deutschordenplatz, den ersten CSD in Bad Mergentheim und die Parksituation. Aber auch das verpasste Bauvorhaben um das Marvell-Ressort und die mittlerweile geschlossene Postfiliale in der Kurstadt („beim Gang dahin bliebt oft nur zu hoffen, dass hier die Türen auch mal offen“). Doch auch die damit einhergehenden verbraucherfreundlichen Öffnungszeiten in der neuen Bageno-Postfiliale wurden thematisiert. Seine treffsichere und großartige Rede war gespickt mit allerlei Lokalkolorit.
Für ihren jahrelangen unermüdlichen Einsatz rund um die Bad Mergentheimer Fastnacht erhielten in diesem Jahr Martin Müller und Bruno Kavcic den großen Verdienstorden der Narrengilde. Und Bruno Kavcic wurde ob seiner langjährigen Tätigkeit als Zeremonienmeister der Narrengilde zum Ehrenelferrat ernannt.
Nachdem der altgediente Protokoller Jürgen Michelberger seinen Dienst quittierte, wurde ein neuer Chef des Protokolls gesucht – doch wer war das wohl? Die Spannung stieg, als der angekündigte „Mister X“ die Bühne betrat: Augenblicklich ging die Stimmung im Saal durch die Decke, denn Fellträger Hariolf Scherer stand als „Obermessdiener“ in der Bütt und predigte dem Stadtoberhaupt samt Gemeinderatsmitgliedern das Blaue vom Himmel. In gereimtem Singsang, fast gregorianisch anmutend, lobte er die Lustigen Gesellen, wetterte auf die sich jeder Reform verweigernden Kirche und den „Verwaltungsnieten“ aus Rottenburg.
Auch die Stadtverwaltung bekommt ihr Fett weg
Natürlich bekamen auch Stadtverwaltung und Gemeinderat ihr Fett weg. Scherer sagt, was er denkt, mit viel Vernunft und Sachverstand sprach er Missstände an, wie jüngst den unzureichenden Weihnachtsmarkt mit fehlender musikalischer Beschallung, die neu geplanten Windräder oder das etwas starre Bauamt: „Lieber Udo, wenn des net anders wird mit der Frau von Stern, dann hobe dich dei Wähler bald nicht mehr gern“. Und natürlich wurde in seiner geschliffenen Rede auch das „Gschmäckle von Markelsheim“ thematisiert. Ein grandioser Auftritt, der mit tosendem Applaus belohnt wurde. Man kann nur hoffen, dass Obermessdiener Hariolf auch in den kommenden Jahren den kurstädischen Behören den Spiegel ob so manchem Schildbürgerstreich vor Augen halten wird.
Die Rolle als Putzfrau ist ihr förmlich auf den Leib geschrieben: Elke Seubert von den Lustigen Gesellen kalauerte sich durch ihr Lieblingsthema: Männer und Frauen. Im Mittelpunkt stand Gatte Manfred und Freundin Marlies. Ihre Gags waren wie immer treffsicher, aus dem Leben gegriffen, gewürzt mit leicht frivoler Schärfe, keinesfalls zu viel, und versehen mit Lokalkolorit.
Farbenfrohe Hingucker zwischen den einzelnen Vorträgen waren die gelungenen Tänze der zahlreichen Tanzensembles: Die Purzelgarde (Eine Maus auf Weltraumreise), das gemischte Ballett (Queen), das Männerballett (Kindheitshelden), und die beiden Garden. Fazit: Die Lustigen Gesellen leben, sie sind ein Verein voll Motivation, mit Spitzenkräften, feierfreudigen Mitgliedern und zahlreichem Nachwuchs – bunt, witzig und spektakulär.
Die zweite Prunksitzung findet am Samstag, 1. März, um 19.30 Uhr im katholischen Gemeindehaus statt. Karten gibt es in der Tourist-Information.
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