Bad Mergentheim. Eigentlich eine gute Idee: Zwei bekannte Bad Mergentheimer Künstler wollen mit einem recycelten Zigarettenautomaten ihre Werke im Kleinformat anbieten. Doch die „Kunst to go“ stößt erst einmal an Grenzen der städtischen Gestaltungssatzung.
Michael Blümel und Lothar Lempp – die beiden Bad Mergentheimer sind in der örtlichen und überregionalen Kunstszene keine Unbekannten.
Lempp ist mit den verschiedensten Theaterformen unterwegs und schafft auch plastische Werke. Seine komplexen, aus Draht gefertigten Objekte waren zuletzt in einer Ausstellung im botanischen Garten in München zu sehen. Auch in Bad Mergentheim und der Region hat er schon ausgestellt . Blümel ist enorm vielfältig an der Schnittstelle zwischen Literatur und Illustration/Grafik tätig; seine Werke werden auch international rezipiert und decken einen ganzen Kosmos ab.
Etwas vor Ort für Kunstliebhaber tun und zugleich ein quasi handliches Forum für eigene und ausgesuchte „Fremd“-Arbeiten schaffen, das war die Grundidee, als sich die beiden schon vor längerem mit „Kunstautomaten“ beschäftigten. Andernorts gibt es bereits ähnliche Projekte, das erzählen die Künstler bei einem Termin mit der FN-Redaktion – also waum nicht in Bad Mergentheim? Doch: Einfach einen Automaten aufhängen, das ist letztlich gar nicht so einfach.
Eine gute Idee auf einem offenbar lokal holprigen Weg. „Kunstautomat“ will man das Projekt offiziell nicht nennen, denn ein Potsdamer Künstler belegt den Namen bereits mit bundesweit aufgehängten Geräten. Dann halt „Art-Automat, Kunst-o-mat oder Unikat-o-mat“, am Namen wird das Vorhaben jedenfalls nicht scheitern.
Kein geeigneter Standort für den Automaten: Künstler enttäuscht
Seit 2022 sind die Künstler mit ihrem Projekt auch bei der Stadt vorstellig geworden. Nach mehrmaligem Nachfragen kamen von dort auch Vorschläge – im südlichen Bereich hinter dem Kulturforum gäbe es womöglich Aufhängemöglichkeiten. Doch Kunst braucht Öffentlichkeit und Frequenz – auch von Touristen, die sich vielleicht gerne ein gutes und hochwertiges Erinnerungsstück aus Bad Mergentheim mitnehmen wollen; nicht nur banale Souvenirs wie bedruckte Tassen oder bunte Kühlschrankmagneten.
Aus diversen Gründen wird es auch mit einem Platz an der Tiefgarage am Oberen Graben nichts; neue Alternativen gibt’s zumindest aktuell auch nicht. Bei den Künstlern macht sich langsam eine gewisse Enttäuschung bemerkbar.
Das Anbringen von Automaten auf dem Deutschordenplatz, in der Burgstraße, auf dem Marktplatz, der Kirchstraße, dem Hans-Heinrich-Ehrler-Platz, dem Gänsmarkt, dem Ledermarkt und dem Pfarrgang ist jedenfalls nicht zulässig – weder freistehend noch an einer Hausfassade, hieß es. Die kommunale Gestaltungssatzung gilt grundsätzlich für alle Gebäude innerhalb des Geltungsbereichs. Nur ältere Automaten wie etwa beim Café Europa oder bei Blumen Rüdenauer haben Bestandsschutz, denn sie wurden vor Inkrafttreten der Satzung angebracht.
Bad Mergentheim: Bislang noch keine Optionen für geeignete Platzierung
Carsten Müller, Pressesprecher der Stadt Bad Mergentheim: „Die Idee, einen Kunstautomaten in Bad Mergentheim aufzuhängen, kennen wir. Die beiden Initiatoren waren dazu bereits mit unserem Kulturamt im Austausch.“
Grundsätzlich gelte aus Sicht der Stadt: „Für die Platzierung eines solchen Automaten auf Privatgelände gibt es keine oder kaum Beschränkungen.“ Erst im öffentlichen Raum komme die Stadt ins Spiel. Dem Wunsch, einen solchen Automaten in der historischen Altstadt zu platzieren, „können wir nicht nachkommen“. Dem stehe die genannte Gestaltungssatzung entgegen, „weswegen wir entsprechende Anfragen ablehnen mussten.“ Die Mitarbeitenden des Sachgebiets Tourismus und Kultur hätten mit den Künstlern verschiedene Alternativen diskutiert, seien aber bisher zu keiner Übereinkunft gekommen. Ein vom Kulturamt vorgeschlagener Alternativ-Standort wurde von den Initiatoren abgelehnt.“
Fazit: Egal ob kommerzieller Automat mit Getränkedosen und Snacks oder eben Kunst – die Satzung gilt für alle „Sparten“.
Lothar Lempp und Michael Blümel wollen dennoch an ihrem Projekt festhalten. Sie wenden sich deshalb in einem Appell an die Bewohner von Bad Mergentheim, Schwerpunkt Altstadt. Vielleicht gibt es ja Einrichtungen, Firmen oder Privatleute, deren Gebäude sich in einem attraktiven und belebten Bereich befindet und bei denen die Bereitschaft vorhanden ist, dem Automaten einen Platz einzuräumen?
Verdienen lässt sich mit dem Kunstautomaten übrigens kaum etwas: Ein Werk im Miniformat wird wohl fünf Euro Kosten. Betrachtet man den Aufwand mit Beschaffung, Instandhaltung und Befüllung, dann ist das Projekt auch aus Künstlerperspektive vor allem eine originelle Idee, die der Stadt in der Außenwirkung einen bunten Mosaikstein hinzufügen würde – eine Liebhabersache für (Kunst-) Liebhaber.
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