Katholische Kirche

Bad Mergentheim: „Identifikation mit der Kirche vor Ort“

In der Diözese Rottenburg-Stuttgart fanden die Kirchengemeinderatswahlen statt. Die Wahlbeteiligung im Dekanat Mergentheim lag über dem Durchschnitt.

Von 
Sascha Bickel
Lesedauer: 
Das Symbolbild soll die Sitzung eines Kirchengemeinderats veranschaulichen. © picture alliance/dpa

Bad Mergentheim/Weikersheim. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart umfasst mit ihren 1019 Kirchengemeinden und 1,6 Millionen Mitgliedern den württembergischen Landesteil Baden-Württembergs, und ist bundesweit die drittgrößte Diözese. Vor kurzem wurden hier die Kirchengemeinderäte neu gewählt. Die Wahlbeteiligung im Dekanat Mergentheim betrug 29 Prozent (2020: 25,7 Prozent) und lag damit über dem Durchschnitt.

Das katholische Dekanat Mergentheim umfasst die Kirchengemeinden Apfelbach (St. Gumbert), Bad Mergentheim (St. Johannes), Bernsfelden (St. Franziskus), Creglingen (Fronleichnam), Hachtel (Mariä Himmelfahrt), Harthausen (St. Ägidius), Igersheim (St. Michel), Laibach/Hohenlohekreis (St. Pius), Laudenbach (St. Margareta), Löffelstelzen (Zur Heiligsten Dreifaltigkeit), Markelsheim (St. Kilian), Neuses (St. Antonius), Niederstetten (St. Johannes Evangelist), Rengershausen (St. Leonhard), Rot (St. Peter und Paul), Simmringen (St. Vitus), Stuppach (Mariä Krönung), Wachbach (St. Georg) und Weikersheim (Zum Kostbaren Blut). Hier waren 12.516 Personen wahlberechtigt.

Verpflichtung für fünf Jahre, heute nicht mehr selbstverständlich

„Für die ehrenamtliche Aufgabe in den Kirchengemeinderäten im Dekanat Mergentheim haben 121 Frauen und Männer kandidiert. Die Kirchengemeinderäte werden alle fünf Jahre gewählt. Sich für fünf Jahre ehrenamtlich zu verpflichten, ist angesichts des allgemeinen Trends zu einem eher projektbezogenen, kurzfristigen Engagement heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Dass sich dennoch Menschen für dieses Ehrenamt in den Kirchengemeinden zur Verfügung stellen, verdient Anerkennung“, erklärt auf FN-Anfrage Arkadius Guzy von der Stabsstelle „Mediale Kommunikation“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Er teilt weiter mit: „In zwei Kirchengemeinden von 19 im Dekanat Mergentheim konnte mangels Kandidaten nicht gewählt werden: St.Kilian Markelsheim und St. Antonius Neuses. In den beiden Gemeinden wird es daher Vertretungsgremien geben.“

Pfarrer Bogdan Stolarczyk, kommissarischer Dekan des Dekanats Mergentheim, ist froh über die gestiegene Wahlbeteiligung und sagt nach der Neuaufstellung der Kirchengemeinderäte: „Ich danke allen Wählern für ihre Beteiligung und ihre Stimmabgabe. Sie stärken damit den Kirchengemeinderatsmitgliedern bei ihrem ehrenamtlichen Engagement den Rücken und zeigen Identifikation mit der Kirche vor Ort.“ Zudem dankt Stolarczyk allen, die die Wahl organisiert und vorbereitet haben. Allen Gewählten wünscht er Gottes Segen bei den nun anstehenden Aufgaben in ihren Kirchengemeinden. Dass in zwei Kirchengemeinden im Dekanat wie erwähnt mangels Kandidaten kein Kirchengemeinderat gewählt werden konnte, bedauert Stolarczyk: Damit sei das Dekanat allerdings kein Ausnahmefall, da diözesanweit in rund sechs Prozent der Kirchengemeinden keine Wahl stattfand.

Das Leitungsgremium

Der Kirchengemeinderat hat laut Arkadius Guzy drei Aufgaben: Er ist Pastoralrat, er ist Katholikenrat und er ist Kirchensteuerrat. Als Pastoralrat prägt er das Leben der Kirchengemeinde, als Katholikenrat vertritt er alle Mitglieder und als Kirchensteuerrat entscheidet er über den Haushalt. Der Kirchengemeinderat ist das Leitungsgremium der Kirchengemeinde. Alle wichtigen Belange einer Gemeinde müssen dort beraten und beschlossen werden. Das hauptamtliche Personal bereitet durch Vorlagen die Entscheidungen vor und berät den Rat fachlich – so wie in den kommunalen Gemeinderäten. Alle gewählten Räte sind Ansprechpersonen für die Gemeindemitglieder und alle Menschen am Ort einer Gemeinde. Wer ein Anliegen hat, wer sich mit einer Idee einbringen möchte, wer etwas anregen oder sich beschweren will, kann sich an ein Mitglied des Kirchengemeinderats wenden und so sein Anliegen in den Rat einbringen oder auf andere Weise einer Bearbeitung zuführen.

„Die neuen Rätinnen und Räte unserer Diözese tragen Verantwortung für alle wichtigen Belange in ihren Kirchengemeinden“, betont auch Dr. Klaus Krämer, der seit 2024 Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist. Er erklärte öffentlich: „Der Pfarrer ist in meinem Auftrag Leiter der Gemeinde, hier aber in Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderat. Mit diesem kooperativen Modell machen wir seit Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen. Es bietet die Möglichkeit zu echter Teilhabe.“ Der Kirchengemeinderat vereine dabei drei Aufgaben: „Er vertritt die Katholiken vor Ort, er entscheidet über die pastoralen Schwerpunkte und über die Richtung, die die Entwicklung des Gemeindelebens nehmen soll, und gleichzeitig entscheidet er über den jährlichen Haushaltsplan und die Verwendung der finanziellen Mittel vor Ort.“

In 62 Gemeinden fand keine Wahl statt

In 957 der insgesamt 1019 Kirchengemeinden der württembergischen Diözese fand die Wahl statt. In 62 Gemeinden konnte nicht gewählt werden. Zum Vergleich: Bei der Wahl im Jahr 2020 konnten 24 Kirchengemeinden nicht wählen, so die Diözese. Insgesamt kandidierten 9206 Personen für 8811 Sitze, davon stellten sich mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der amtierenden Kirchengemeinderäte zur Wiederwahl.

Nachdem die Wahl vor fünf Jahren wegen der Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen als reine Briefwahl ohne Wahlraum stattfand und 19,6 Prozent aller Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch machten, lag die Wahlbeteiligung diesmal in der gesamten Diözese bei 22,6 Prozent. Bischof Dr. Klaus Krämer dankte allen Wählern und gratulierte allen Gewählten: „Ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und sich für die kommenden fünf Jahre in den Dienst ihrer Heimatgemeinden zu stellen, ist ein wertvolles Zeichen des Engagements und der Nächstenliebe“, so der Bischof. Seit über fünf Jahrzehnten betone das so genannte „Rottenburger Modell“ in der Diözese Mitbestimmung und Eigenverantwortung als die beiden zentralen Elemente in der Organisation und Leitung der Kirchengemeinden.

Diözesanratssprecher Dr. Johannes Warmbrunn zog ebenfalls eine positive Bilanz der Kirchengemeinderatswahl 2025 und sagte, dass er sich über die gestiegene Beteiligung an der Wahl freue: „Das ist ein ermutigendes Zeichen.“

In Bad Mergentheim hat der neue Kirchengemeinderat inzwischen seine Arbeit aufgenommen (die FN berichteten). Auch in den anderen Gemeinden steht dies nun an oder ist bereits der Fall.

Mehr zum Thema

Debatte um großes Sportereignis an einem Samstag

Bad Mergentheim: Erfolgreicher Stadtlauf stößt auf Kritik

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren

Kommentar Am Puls der Stadt und Zeit dranbleiben

Veröffentlicht
Kommentar von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Feuerwehreinsatz

Schweigern: Unfall auf B 292 mit Fahrzeugüberschlag

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke