Bad Mergentheim. In der ersten Folge unserer Serie „Historische Plätze“ haben wir uns dem Marktplatz zwischen dem Alten Rathaus und den Zwillingshäusern zugewandt. Dabei wurde klar, dass der Marktplatz nicht der einzige Mittelpunkt war, um den herum sich die Gemeinde entwickelt hat. Und: er war nicht der älteste Markt der Stadt.
Der wohl älteste mittelalterliche Markt befand sich schon im 12. Jahrhundert auf dem Vorplatz der Wasserburg, aus der sich im Laufe der Jahrhunderte die Residenz des Deutschen Ordens entwickelt hat. Im Umfeld dieses Burgvorplatzes, des heutigen Deutschordenplatzes, gab es eine Siedlung mit einer Wall- und Grabenbefestigung, die möglicherweise um 1160 entstand.
Die Gassen, die zu diesem Platz führen, weisen mit ihren ursprünglichen Namen auf einen Markt hin. Die Krumme Gasse hieß früher Grüne Gasse, in der Feld- und Gartenerzeugnisse verkauft wurden. Das Krametsgässle verdankt seinen Namen den Kramwaren, die dort angeboten wurden.
Obwohl aufgrund der weiteren Siedlungsentwicklung im Laufe des 14. Jahrhunderts ein neuer großer Marktplatz im Bereich des heutigen Alten Rathauses entstand, spielte der Burgplatz nach wie vor eine Rolle als kleinerer Markt und wurde 1748 als „Markt auf dem Schied“ oder auch als „Markt auf der Schütt“ bezeichnet.
Auf Beethovens Spuren
1791 ist kein Geringerer als der junge Ludwig van Beethoven über den Burgplatz gelaufen, denn er war als Bratschist mit der Hofkapelle des Hochmeisters Erzherzog Maximilian Franz in die Deutschordensstadt gekommen, um das adlige Publikum zu unterhalten.
Lange Zeit wurde angenommen, dass Beethoven als Gast einer befreundeten Familie im heutigen „Beethovenhaus“ (Deutschordenplatz Nr. 1) musiziert und Quartier bezogen hat. An dem Haus wurde 1927 eine entsprechende Gedenktafel („Hier wirkte Ludwig van Beethoven im Jahre 1791“) angebracht. Die frühere Stadtarchivarin Christine Schmidt fand aber heraus, dass Beethoven in dem Gebäude weder gewohnt, noch Klavier gespielt, sondern in der Härterichstraße 7 Quartier bezogen hat.
1219 waren Adlige des Hauses Hohenlohe in den Deutschen Orden eingetreten und hatten ihm Besitzungen in Mergentheim geschenkt. Seitdem hat der Orden in der Geschichte und im Bild der Stadt Spuren hinterlassen. Und dies auch, nachdem der Orden in den Rheinbundstaaten von Napoleon aufgelöst und 1809 aus Mergentheim vertrieben worden war.
160 Jahre nach diesem Ereignis beantragte im Mai 1969 der Deutschherrenbund (Freunde und Förderer des Ordens), den Platz vor dem Schloss in Deutschordenplatz umzubenennen. Anlass dafür war das 750-jährige Bestehen des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim. Nach kurzer Beratung wurde der Antrag im Gemeinderat einstimmig genehmigt.
Seitdem heißt der Burgplatz Deutschordenplatz.
1990 wurde das 800-jährige Bestehen des Deutschen Ordens, der 1190 während des dritten Kreuzzugs im „Heiligen Land“ vor Akkon gegründet worden war, auch in Bad Mergentheim gefeiert.
Ordenskreuz gespendet
Hochmeister Abt Dr. Arnold Wieland übergab das in das Pflaster des Deutschordenplatzes eingeprägte Kreuz des Ordens (schwarzes Kreuz auf hellem Grund) an die Stadt. Es war von Anton Hofmann, Fabrikant aus Niklashausen und Mitglied im Orden (Familiare), anlässlich seines 70. Geburtstags und in Erinnerung an die 800-Jahr-Feier gespendet worden.
Schon 1976 war vorgeschlagen worden, einen Brunnen auf dem Platz zu errichten, denn schon in früheren Zeiten hatte ein kleinerer Brunnen an der Schlossmauer geplätschert. Aber erst 1993 konnte der Schalenbrunnen des Assamstadter Bildhauers Elmar Göbel in Betrieb genommen werden.
Für Autos eigentlich tabu
Nun kommen wir zum bisherigen Schlusspunkt der abwechslungsreichen Geschichte des Schlossvorplatzes.
Im Dezember 2021 war es soweit. Nachdem 1997 eine verkehrsberuhigte Zone auf dem Platz eingerichtet worden war, wurde der Deutschordenplatz zur Fußgängerzone erklärt und damit für Autos und andere Fahrzeuge tabu, um die Aufenthaltsqualität spürbar zu steigern, wie die Stadtverwaltung Bad Mergentheim begründete.
Aus verkehrstechnischen Gründen (Baustelle in der Nonnengasse) wird dieses Autoverbot in diesem Jahr zeitweise ausgesetzt.
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