Historische Plätze in Bad Mergentheim (Teil 2)

Bad Mergentheim: Er trägt das schwarze Kreuz des Ordens

Der Deutschordenplatz erinnert an die lange Herrschaftsgeschichte des Deutschen Ordens in Mergentheim. 1990 wurde dem ehemaligen Burgplatz das schwarze Kreuz des Ordens eingeprägt.

Von 
Joachim W. Ilg
Lesedauer: 
Auch der Deutschordenplatz soll im Zuge der Landesgartenschau 2034 aufgewertet werden. Dazu teilt die Stadt mit, dass das häufig kritisierte Kopfsteinpflaster einem weitgehend barrierefreien Stadtboden weichen soll. Als Teil der Klimaanpassung soll „mehr Grün wachsen, damit die Innenstadt auch in den zunehmenden Hitzephasen lebenswert bleibt“. © Joachim W. Ilg

Bad Mergentheim. In der ersten Folge unserer Serie „Historische Plätze“ haben wir uns dem Marktplatz zwischen dem Alten Rathaus und den Zwillingshäusern zugewandt. Dabei wurde klar, dass der Marktplatz nicht der einzige Mittelpunkt war, um den herum sich die Gemeinde entwickelt hat. Und: er war nicht der älteste Markt der Stadt.

Der wohl älteste mittelalterliche Markt befand sich schon im 12. Jahrhundert auf dem Vorplatz der Wasserburg, aus der sich im Laufe der Jahrhunderte die Residenz des Deutschen Ordens entwickelt hat. Im Umfeld dieses Burgvorplatzes, des heutigen Deutschordenplatzes, gab es eine Siedlung mit einer Wall- und Grabenbefestigung, die möglicherweise um 1160 entstand.

Im Ersten Weltkrieg war Mergentheim Garnison und beherbergte 3000 Soldaten. Das Schloss diente als Kaserne. Das Bild zeigt eine Marschparade auf dem Burgplatz im Kriegsjahr 1914. © STADTARCHIV/REPRO ILG

Die Gassen, die zu diesem Platz führen, weisen mit ihren ursprünglichen Namen auf einen Markt hin. Die Krumme Gasse hieß früher Grüne Gasse, in der Feld- und Gartenerzeugnisse verkauft wurden. Das Krametsgässle verdankt seinen Namen den Kramwaren, die dort angeboten wurden.

Obwohl aufgrund der weiteren Siedlungsentwicklung im Laufe des 14. Jahrhunderts ein neuer großer Marktplatz im Bereich des heutigen Alten Rathauses entstand, spielte der Burgplatz nach wie vor eine Rolle als kleinerer Markt und wurde 1748 als „Markt auf dem Schied“ oder auch als „Markt auf der Schütt“ bezeichnet.

Auf Beethovens Spuren

1791 ist kein Geringerer als der junge Ludwig van Beethoven über den Burgplatz gelaufen, denn er war als Bratschist mit der Hofkapelle des Hochmeisters Erzherzog Maximilian Franz in die Deutschordensstadt gekommen, um das adlige Publikum zu unterhalten.

Lange Zeit wurde angenommen, dass Beethoven als Gast einer befreundeten Familie im heutigen „Beethovenhaus“ (Deutschordenplatz Nr. 1) musiziert und Quartier bezogen hat. An dem Haus wurde 1927 eine entsprechende Gedenktafel („Hier wirkte Ludwig van Beethoven im Jahre 1791“) angebracht. Die frühere Stadtarchivarin Christine Schmidt fand aber heraus, dass Beethoven in dem Gebäude weder gewohnt, noch Klavier gespielt, sondern in der Härterichstraße 7 Quartier bezogen hat.

1219 waren Adlige des Hauses Hohenlohe in den Deutschen Orden eingetreten und hatten ihm Besitzungen in Mergentheim geschenkt. Seitdem hat der Orden in der Geschichte und im Bild der Stadt Spuren hinterlassen. Und dies auch, nachdem der Orden in den Rheinbundstaaten von Napoleon aufgelöst und 1809 aus Mergentheim vertrieben worden war.

160 Jahre nach diesem Ereignis beantragte im Mai 1969 der Deutschherrenbund (Freunde und Förderer des Ordens), den Platz vor dem Schloss in Deutschordenplatz umzubenennen. Anlass dafür war das 750-jährige Bestehen des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim. Nach kurzer Beratung wurde der Antrag im Gemeinderat einstimmig genehmigt.

Seitdem heißt der Burgplatz Deutschordenplatz.

1990 wurde das 800-jährige Bestehen des Deutschen Ordens, der 1190 während des dritten Kreuzzugs im „Heiligen Land“ vor Akkon gegründet worden war, auch in Bad Mergentheim gefeiert.

Ordenskreuz gespendet

Hochmeister Abt Dr. Arnold Wieland übergab das in das Pflaster des Deutschordenplatzes eingeprägte Kreuz des Ordens (schwarzes Kreuz auf hellem Grund) an die Stadt. Es war von Anton Hofmann, Fabrikant aus Niklashausen und Mitglied im Orden (Familiare), anlässlich seines 70. Geburtstags und in Erinnerung an die 800-Jahr-Feier gespendet worden.

Schon 1976 war vorgeschlagen worden, einen Brunnen auf dem Platz zu errichten, denn schon in früheren Zeiten hatte ein kleinerer Brunnen an der Schlossmauer geplätschert. Aber erst 1993 konnte der Schalenbrunnen des Assamstadter Bildhauers Elmar Göbel in Betrieb genommen werden.

Mehr zum Thema

Neuer Stadtkommandant heißt Christian Schulz

Bad Mergentheim: Von klein auf von der Feuerwehr fasziniert

Veröffentlicht
Von
stv/sabix
Mehr erfahren
Kommunalwahl am 9. Juni: Wahlkampf-Endspurt

Bad Mergentheim: In Schulen und Kinderbetreuung investieren

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Der Marktplatz

Bad Mergentheim: Ein Ort des Handels und der Unterwerfung

Veröffentlicht
Von
Joachim W. Ilg
Mehr erfahren

Für Autos eigentlich tabu

Nun kommen wir zum bisherigen Schlusspunkt der abwechslungsreichen Geschichte des Schlossvorplatzes.

Im Dezember 2021 war es soweit. Nachdem 1997 eine verkehrsberuhigte Zone auf dem Platz eingerichtet worden war, wurde der Deutschordenplatz zur Fußgängerzone erklärt und damit für Autos und andere Fahrzeuge tabu, um die Aufenthaltsqualität spürbar zu steigern, wie die Stadtverwaltung Bad Mergentheim begründete.

Aus verkehrstechnischen Gründen (Baustelle in der Nonnengasse) wird dieses Autoverbot in diesem Jahr zeitweise ausgesetzt.

Aufgrund von Tiefbauarbeiten in der benachbarten Nonnengasse dürfen vorübergehend montags bis freitags wieder Autos über die Fußgängerzone des Deutschordenplatzes rollen. © Joachim W. Ilg

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke