Bauernkrieg

Bad Mergentheim: Der blutige Aufruhr vor 500 Jahren

Der Bauernkrieg war nicht nur ein Krieg der Bauern. Der neunte Band der Geschichtswerkstatt beleuchtet das revolutionäre Geschehen aus lokalen Blickwinkeln.

Von 
Joachim W. Ilg
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Als Johanniter-Pfarrer soll Bernhard Bubenleben in der Mergentheimer Stadtpfarrkirche (heute Münster) aufrührerische Predigten gehalten und sich als aktiver Parteigänger der aufständischen Bürger und Bauern im Vorfeld und während des Bauernkriegs erwiesen haben. © Joachim W. Ilg

Bad Mergentheim. Das neue Buch der Geschichtswerkstatt zum Bauernkrieg ging weg wie warme Semmeln. Schon Ende Dezember war es ausverkauft. Nun gibt es eine Neuauflage.

Der Verein Geschichtswerkstatt Bad Mergentheim hat zum diesjährigen Jubiläum „500 Jahre Bauernkrieg“ eine Publikation zu den Ereignissen in und um Mergentheim veröffentlicht. Das Buch kam im November letzten Jahres auf den Markt (wir berichteten) und schon Ende Dezember war es ausverkauft. Nun gibt es eine Neuauflage, die den Kampf der Untertanen gegen die feudale Obrigkeit im Taubertal und speziell in Mergentheim aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.

Zu Beginn des 300 Seiten starken Bandes beschäftigt sich Tillmann Zeller mit der „Lage der Bauern“ und beschreibt ihren ruhelosen, von bedrückenden Abgaben und Dienstleistungen geprägten Alltag. Zudem listet er verschiedene Thesen zur Vorgeschichte des Bauernkriegs auf, die der Frage nachgehen, wie kam es zu dem Aufruhr?

Auch Alice Ehrmann-Pösch beschäftigt sich mit dieser Frage und blickt auf das Jahrzehnt vor Ausbruch des Bauernkriegs, das von vielfachen Erschütterungen und Zeichen einer allgemeinen Umbruchstimmung heimgesucht worden war. Hans Herschlein berichtet über die Anfänge des Aufruhrs in Rothenburg, wobei es am 17. April 1525 zum Sturm auf die Kobolzeller Kirche unterhalb Rothenburgs kam, deren Bildwerke zerstört und in die Tauber geworfen wurden.

Ein Krieg der Bauern?

Dass der Bauernkrieg nicht nur ein Krieg der Bauern war, macht Alice Ehrmann-Pösch deutlich, denn das Bauernheer setzte sich aus Teilnehmern aller Gesellschaftsschichten zusammen: Bauern, Geistliche, Sozialreformer, Kanzleibeamte, Handwerker, Tagelöhner und Adlige. Christel Nowak geht der Frage nach, wie sich die Aufständischen im und um das Taubertal organisierten, wobei deutlich wird, dass sich die „Haufen“ ständig durch Zuzüge und Abspaltungen veränderten und mit Problemen wie Verpflegung, Bewaffnung und Disziplin zu kämpfen hatten.

Christoph Bittel geht auf die Forderungen der Aufständischen in Mergentheim im April 1525 ein („Wir wollen auch alle Schlüssel zu den Stadttoren haben“) und stellt in einem weiteren Artikel die schillernde Persönlichkeit des Mergentheimer Lateinschullehrers, Johanniter-Pfarrers und Bauernführers Bernhard Bubenleben vor, der im Main ertränkt worden sein soll.

Welche zerstörerische Folgen der Bauernkrieg für die Klöster in Schäftersheim, Schöntal und die Dominikaner in Mergentheim hatte, beschreibt Alice Ehrmann-Pösch.

Viele Tote zu beklagen

Die Königshöfer Bauernkriegsschlacht auf dem Turmberg am 2. Juni 1525 gehört zu den am besten dokumentierten Schlachten des Jahres 1525. Jürgen Wohlfarth macht aber auch deutlich, dass die Augenzeugenberichte und späteren Darstellungen nur die Perspektive der Sieger, der adeligen Gewinner wiedergeben. Eine Aufzeichnung aus Sicht der Verlierer, der Bauern und Bürger, gibt es nicht. Mehrere Tausend Aufständische wurden getötet. Mergentheim hatte auf dem Turmberg 122 Tote zu beklagen, Weikersheim verlor 42 Bürger. Von rund 250 männlichen Familienvorständen in Königshofen blieben nach der Schlacht nur noch 15 übrig.

Die Strafen gegen die Anführer und andere Beteiligte am Aufstand waren drakonisch. Neben Hinrichtungen gab es auch Strafen wie: Paul Hollenbach wurden zwei Finger abgeschlagen und er durfte nur noch einen halben Bart tragen. Mehr dazu erfahren die Leser von Christine Schmidt.

Das Jahr 1525 geht vor allem aufgrund des Bauernkriegs in die Geschichte ein. Es war aber auch das Jahr einer existenzbedrohenden Krise des Deutschen Ordens, der zu einem bedeutenden Institut des Adels werden sollte. Für Mergentheim markiert das Jahr 1525 den Aufstieg zur zentralen Residenzstadt des Deutschen Ordens mit den Hoch- und Deutschmeistern an der Spitze, wie dem Beitrag von Franz Thiele zu entnehmen ist.

Eine kurze Geschichte des Bauernkriegs und seiner Folgen für Mergentheim hat Christine Schmidt anhand von Textausschnitten dreier Manuskripte aus dem 19. Jahrhundert zusammengestellt.

Den Schlusspunkt des auch mit Bildern versehenen Bandes setzt Wolfram Klingert mit seinem Beitrag „Die Enkel fechten‘s besser aus... Der Widerhall der Ereignisse von 1525 über die Jahrhunderte im Raum Mergentheim“. So nannten sich beispielsweise Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre die Gegner der geplanten Daimler-Benz-Teststrecke zwischen Schwabhausen, Windischbuch und Assamstadt nach der „Bundschuh-Bewegung“ aufständischer Bauern von 1493 bis 1517 in Südwestdeutschland.

Eine lesenswerte Lektüre ist der neunte Band der Geschichtswerkstatt mit dem Titel „Geschichte(n) aus Bad Mergentheim. 1525. Der Bauernkrieg in und um Mergentheim“. © Joachim W. Ilg

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