Freiwillige Feuerwehr Weikersheim

Feuerwehr braucht in Weikersheim und Laudenbach mehr Platz

211 aktive Feuerwehrleute sorgen im Stadtgebiet Weikersheim für Sicherheit. Die FN sprachen mit dem Stadtkommandanten über Investitionen und Herausforderungen.

Von 
Sascha Bickel
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Stadtkommandant Jürgen Friedel sprach mit den Fränkischen Nachrichten über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr in Weikersheim und über die Herausforderungen. © Sascha Bickel

Weikersheim. „Die Feuerwehr ist da, wenn man sie braucht, dafür hat sie aber auch Respekt und Verständnis für ihre ehrenamtliche Arbeit verdient“, ist Stadtkommandant Jürgen Friedel von der Freiwilligen Feuerwehr Weikersheim überzeugt und bedauert, dass manche Mitbürger nicht daran denken, wenn sie zum Beispiel an gesperrte Straßen aufgrund von Einsätzen kommen und meckern. Dass die Stadtverwaltung und der Gemeinderat hinter der Feuerwehr stehen, sei ein wichtiges Signal, so Friedel, der im FN-Gespräch auch über den anstehenden Investitionsbedarf spricht.

„Die Feuerwehr braucht mehr Platz, in Weikersheim und beispielsweise auch in Laudenbach“, erklärt Stadtkommandant Friedel, der seit mittlerweile 23 Jahren diese Position bekleidet und zudem seit vier Jahren auch noch stellvertretender Kreisbrandmeister für den südlichen Bereich des Main-Tauber-Kreises ist.

„Jugendarbeit läuft sehr gut und wird zentral geführt“

Die Freiwillige Feuerwehr Weikersheim hat 211 aktive Kameradinnen und Kameraden, verteilt auf neun Abteilungen. 34 Jugendliche („eine gute Zahl“) im Alter von zehn bis 18 Jahren sind in der Jugendwehr engagiert, „die sehr gut läuft und zentral in Weikersheim geführt wird“ – und es gibt zehn Alterskameraden, in Summe also 255 Feuerwehrleute, berichtet Friedel, in einem Stadtgebiet mit rund 7800 Einwohnern.

Die erst vor wenigen Tagen in der Hauptversammlung für 2024 bilanzierten 63 Einsätze, darunter Brände, Unfälle, aber auch Fehlalarme und Sicherheitswachen bei Veranstaltungen, wertet Friedel als „durchschnittliches Einsatzgeschehen“ im Rückblick auf die vergangenen Jahre. Größte Ereignisse waren im Rahmen der Überlandhilfe tödliche Unfälle Richtung Tauberrettersheim und Richtung Niederstetten sowie der Brand einer freistehenden Scheune nahe Schäftersheim; aber auch lokale Überflutungen, vor allem in Elpersheim, bedingt durch Starkregen Anfang Juni.

Mit der Drehleiter fuhr man zuletzt auch mehrfach nach Bad Mergentheim, um dort die Kameraden im Sondergebiet „Altstadt“ mit der engen Bebauung und aufgrund vermehrter Baustellen zu unterstützen. „In engen Gässchen ist unsere Drehleiter noch etwas wendiger und das kann sehr hilfreich sein“, sagt Friedel und begrüßt, dass Lauda die fünfte Drehleiter im Landkreis bekommt: „Wir sind ein Flächenlandkreis und langgestreckt. Wir helfen uns gegenseitig und das ist gut und funktioniert. Eine weitere Drehleiter in der Region ist absolut sinnvoll.“

Tagbereitschaft macht Sorgen

Rückblickend auf die vergangenen Jahre ist Friedel zufrieden mit der Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Weikersheim: „Wir haben eine gute Truppe. Nicht die Anzahl unserer Aktiven macht mir jedoch Sorgen, sondern die Verfügbarkeit der Leute, vor allem tagsüber“, räumt er ein. Die Tagalarmierung ist vielerorts ein Thema, weil eben auch die Feuerwehrleute häufig auswärts arbeiten. „Das führt bei uns dazu, dass auch Kräfte aus den Stadtteil-Abteilungen in der Kernstadt mitausrücken. Die sind bei uns bei der ersten Alarmierung mit dabei: gerade aus Schäftersheim, Nassau, Queckbronn.“ Die ersten zwei Fahrzeuge bringe man binnen sechs bis sieben Minuten auf die Straße, so der Stadtkommandant, dann folgten die nächsten und zur Not werde eben größer nachalarmiert.

Neben motivierten Frauen und Männern braucht es auch gutes Gerät. Eigentlich hätte der Weikersheimer Feuerwehrbedarfsplan vor Corona fertig sein sollen, doch dann kam vieles dazwischen, „jetzt ist er fertig und wird dieses Jahr im Gemeinderat behandelt, ein großes Werk“, betont Friedel und schiebt sogleich lächelnd nach: „Ein Teil was darin vorgestellt wird, ist bereits umgesetzt. Zum Beispiel der Austausch unserer Drehleiter, die Ersatzbeschaffung ist 2022 schon erfolgt. Das lief preislich noch gut, locker würden wir heute 100.000 Euro mehr bezahlen.“

Alte und neue Fahrzeuge

Doch es gibt noch mehr Fahrzeuge, die mittlerweile in die Jahre gekommen und 30 bis 35 Jahre alt sind. „Wir wechseln aus, wenn es nicht mehr funktioniert“, sagt Friedel und spricht kurz das LF10 (Löschgruppenfahrzeug) an, das durch einen Sammeleinkauf mit dem Land günstiger ist und das 35 Jahre alte Tanklöschfahrzeug in Weikersheim frühestens 2026 ersetzen wird. Auch ausgetauscht werden muss das Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) in Laudenbach. „Ein Fahrzeug neuerer Bauart braucht aber mehr Platz und dazu muss erst der Neubau her, um es gut unterbringen zu können“, so Friedel: „In Laudenbach wird die alte Schule renoviert und umgebaut und in diesem Umfeld bekommt die Feuerwehr neue Räume zugeteilt und im alten Schulhof wird eine neue Garage für uns erstellt“, freut sich der Feuerwehr-Chef.

Anbau ans Feuerwehrgerätehaus?

Investitionsbedarf gibt es zudem am Feuerwehrgerätehaus in Weikersheim: „Hier sind wir räumlich sehr eingeschränkt. Wir bräuchten zusätzliche Spinde für gut 30 Personen, haben aber gar nicht den Platz dafür, selbst die Jugend ist schon im Lagerbereich einquartiert. In der Fahrzeughalle stehen in vier Fahrzeugboxen fünf Fahrzeuge! Wäre die Feuerwache nicht 2010 renoviert worden, hätte längst gehandelt werden müssen.“ Denkbar wäre aus Feuerwehr-Sicht ein Anbau vor Ort. Wesentlich teurer wäre sicherlich ein kompletter Neubau auf der grünen Wiese.

Doch Friedel sagt auch, dass man um die begrenzten Mittel wisse und in Summe „fünf Feuerwehrgerätehäuser im Stadtgebiet ertüchtigt werden müssten“, man brauche Umkleiden und gute Garagen für die Folgefahrzeuge. „Das werden noch spannende Themen.“

Und was ist mit den Abteilungen, gibt es Pläne für Fusionen? „Feuerwehrtechnisch wäre es durchaus sinnvoll, politisch ist es aber so gut wie nicht durchführbar“, sagt Friedel: „Die Leute vor Ort müssen das entscheiden.“ Oftmals sei die Feuerwehr zentraler Ankerpunkt im Ort und packe auch bei Veranstaltungen mit an. Sehen müsse man zudem, dass das Detailwissen der Ortsansässigen einsatztaktisch ein Vorteil sei.

„Wir tun das Beste, um zu helfen“

Auf die Einsatzbelastung kommt man im FN-Gespräch auch noch zu sprechen. Stadtkommandant Friedel betont: „Ich sage immer zu meinen Leuten: Wir können nichts dafür, wo etwas passiert ist und wir hingeschickt werden! Wir tun das Beste, um zu helfen.“ Gut, dass es Notfallseelsorger gibt. „Das nutzen wir bei Bedarf – und sprechen auch nach dramatischen Einsätzen nochmal miteinander.“ Friedel kann sich noch gut an einen schweren Unfall mit jungen Leuten erinnern; vor über zehn Jahren mit mehreren Schwerverletzten und zwei Toten: „Das war ganz schwer für viele junge Kameraden im Einsatz, die kannten sich.“ Da sei es extrem wichtig, füreinander da zu sein und professionelle Hilfe an die Seite zu holen.

Abschließend war die Digitalisierung Thema: Viele Schritte sind hier im Landkreis schon bei der Feuerwehr gemacht worden, jetzt erhält Weikersheim noch rund 200 digitale Meldeempfänger dieses Jahr, dann hat man in Summe drei Jahre hintereinander digital aufgerüstet: erst die Fahrzeuge, dann den Einsatzstellenfunk und jetzt die Funkmelder. Friedel dazu: „Das ist wichtig, bindet aber einige Haushaltsmittel. Jedes Mal sind rund 50.000 Euro weg.“

Im Juli 2022 kam die nagelneue Weikersheimer Drehleiter bei einem Großbrand in Creglingen-Münster erstmals zum Einsatz. © Sascha Bickel

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Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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