Bad Mergentheim. Das Jahr 1340 ist ein historischer Meilenstein. Am 2. Juli dieses Jahres verlieh Kaiser Ludwig der Bayer dem Deutschen Orden in Mergentheim das Stadtrecht und erklärte damit den Orden zum Stadtherrn. Zudem erhielt Mergentheim erneut das kaiserliche Privileg eines jährlichen Marktes, den es zwar schon vorher gab, der nun aber, um den Handel zu fördern, auf acht Tage verlängert und um einen weiteren viertägigen Markt ergänzt wurde.
In dieser Zeit des „Aufschwungs“ mit der fortschreitenden Siedlungserweiterung entstand ein neuer Hauptmarktplatz in jenem Bereich, der sich aus dem heutigen Marktplatz und dem Oberen Markt (Ehrler-Platz) zusammensetzt und damals noch nicht durch das 1564 erbaute Rathaus getrennt war. Dieser neue zentrale Markt löste zum großen Teil den alten Markt ab, der sich auf dem Burgplatz, auf dem heutigen Deutschordenplatz vor dem Schloss befand.
Während wir uns in der ersten Folge unserer Serie dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus zugewandt haben, nähern wir uns nun dem früheren Oberen Markt an, also dem heutigen Hans-Heinrich-Ehrler-Platz hinter dem Alten Rathaus, der im 16. Jahrhundert als Ross- und Hafnermarkt erwähnt wird, da auch Hafner (Töpfer) ihre Waren feilboten.
Mit Autos zugeparkt
Welchen Veränderungen Plätze unterworfen werden, kann man anhand von Postkarten oder Fotografien nachvollziehen. Auf einem Bild vom Oberen Markt aus dem Jahr 1942 ist nur ein beschaulicher Leiterwagen am Marienbrunnen zu sehen. Schon 15 Jahre später zeigt eine Fotografie den mit Autos zugeparkten Platz. Noch heute parken dort Autos, und Freunde autofreier Plätze fragen sich: Wird es auch hier Veränderungen geben? Seitens der Stadt gibt es aber bislang keine Pläne für einen autofreien Ehrler-Platz.
Wasser-Fontänen?
Im Zuge der Landesgartenschau 2034 soll auf dem Ehrler-Platz „mehr Grün wachsen, damit die Innenstadt auch in den zunehmenden Hitzephasen lebenswert bleibt“, teilt die Stadtverwaltung mit und verweist auf eine Idee, nach der vor dem einstigen Oberen Badehaus, also vor der heutigen Gaststätte Poseidon, nach dem historischen Vorbild der Weth (auch Wette genannt) ein Wasserbassin oder Wasser-Fontänen entstehen könnten.
Feuersee und Schnappgalgen
Vor dem damals öffentlichen Badehaus breitete sich die Weth aus, ihren Zwecken entsprechend auch Feuersee zur Brandbekämpfung oder Pferdeschwemme zum Reinigen von Pferden genannt. Dort stand ein Schnappgalgen, an dem ein großer Korb angebracht war, in dem Bäcker, die zu kleines Brot gebacken hatten, Weinpanscher und Metzger, die sich Verfehlungen zuschulden kommen ließen, eingeschlossen und dreimal untergetaucht wurden. 1779 wurde die Weth aufgefüllt und der Schnappgalgen beseitigt.
Da fast zu jedem Marktplatz ein Brunnen gehört, befand sich auch auf dem Oberen Markt schon 1548 ein kleiner Brunnen, der im Jahr 1600 durch einen größeren ersetzt wurde. 1854 musste auch dieser Brunnen aufgrund seiner Schäden abgebaut werden, und ein Brunnen mit einer über zwei Meter hohen Marienstatue mit Kind wurde errichtet.
Aber auch an diesem Brunnen nagte der Zahn der Zeit, und Randalierer beschädigten 1991 die Mariensäule, die durch eine Kopie ersetzt werden musste. Sie ist eine besondere Zierde des Platzes, an dem auch die Nazizeit nicht spurlos vorbeigegangen ist. 1938 wurde er in „Großdeutscher Platz“ umbenannt (bis 1945).
Am 13. Juni 1952 bekam der Platz einen neuen Namen. Er wurde nach dem Journalisten und Dichter Hans Heinrich Ehrler benannt, der an der Ecke zur Ochsengasse 1872 im väterlichen Wachszieherhaus geboren wurde. Von seinen zahlreichen Werken wird, aus Bad Mergentheimer Sicht, sicherlich eines bleiben: „Die Reise in die Heimat“.
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