Apfelbach. „An dem von Erlen und Pappeln gesäumten Apfelbach, im schönen, schmalen, mit Wald umkränzten Wiesenthal, liegt still der freundliche, von Obstbäumen beschattete Ort.“ So wurde Apfelbach in der 1880 erschienenen „Beschreibung des Oberamts Mergentheim“ dem Leser nahegebracht.
Da kann man sich natürlich fragen, gibt es den so idyllisch beschriebenen Ort mit Pappeln, Obstbäumen und dem Waldkranz noch heute? Ja, sagt Ortsvorsteher Hubert Scheidel, so viel habe sich gar nicht verändert. Und er zitiert die erste Strophe des erst vor wenigen Jahren unter seiner Mitwirkung entstandenen Apfelbacher Heimatliedes: „Im schönen Lochbachtale, von Hügeln rings umsäumt, im Sommersonnenstrahle mein Apfelbach träumt. Dich, mein stilles Tal, grüß ich tausendmal.“
Dass hier nicht der Apfelbach erwähnt wird, sondern der Lochbach, liegt daran, dass der Lochbach aus Richtung Herbsthausen kommend durch Apfelbach hindurchfließt Richtung Markelsheim, während der Apfelbach nur noch Wasser trägt, wenn es stark regnet, das dann in den Lochbach fließt. Die Quelle des Apfelbachs liegt keine 100 Meter vom Dorf entfernt und ist versiegt.
Und wenn hier schon von Wasser die Rede ist, bleibt es ja nicht aus, dass in der heutigen Zeit das Thema Hochwasser, mit dem immer mehr Orte immer stärker zu kämpfen haben, hochsprudelt. So auch in Apfelbach. „Wir brauchen unbedingt einen Hochwasserschutz, denn bei Starkregen gibt es massive Probleme, wenn Wasser in die Keller fließt“, macht Scheidel deutlich und erwartet, „dass bald etwas gemacht wird“.
So schön einerseits Apfelbach von der Natur umgeben ist, so sehr fehlt dem 350-Seelen-Dorf andererseits das, was als Infrastruktur bezeichnet wird. Es gibt nicht einmal ein Gasthaus. Also sinnten Ortschaftsrat und Ortsvorsteher auf Abhilfe und stellten auf dem Dorfplatz eine Hütte mit einem Getränkeautomaten und Sitzgelegenheiten auf, um mit dieser Dorfplatzschänke, wie ein Schild verkündet, einen Treffpunkt für Einheimische, Gäste und Radler zu schaffen.
Hubert Scheidel ist ja schon lange „im Geschäft“. Seit 2004 gehört der 73-Jährige dem Ortschaftsrat an und seit 2014 ist er Ortsvorsteher. Mit keinem Vorhaben hat er sich wahrscheinlich so lange beschäftigt wie mit dem Thema Neubaugebiet. Für ihn als Ortsvorsteher besteht eine große Herausforderung darin, „die jungen Leute im Ort zu halten und ihnen eine Perspektive zu bieten“. In Apfelbach sei es so, wie in anderen kleinen Gemeinden auch: „Wir im Ortschaftsrat versuchen alles, um den Altersdurchschnitt zu senken. Deshalb „muss unbedingt ein Neubaugebiet ausgewiesen werden“, fordert Scheidel und will „keine Ruhe geben“. Dass im Ort ein alter Bauernhof abgerissen wurde, auf dessen Platz vier Bauplätze ausgewiesen wurden, reiche aber nicht aus.
„Mir macht es Spaß, und wenn man etwas für den Ort bewegen kann, dann ist es doch etwas Wunderbares“, antwortet Scheidel auf die Frage, aus welchen Gründen er sich für das Amt des Ortsvorstehers entschieden habe. Und zu bewegen gibt es noch einiges. Zum Beispiel der Radwegausbau von Apfelbach über Schönbühl nach Herbsthausen, der zusammen mit Rot und Herbsthausen beantragt wurde. Oder der Bau eines Wassertretbeckens im Unteren Tal am Radweg nicht weit vom Sportplatz, gespeist von einer Quelle, die in den Lochbach fließt.
Da auch Apfelbach nicht vom Vereinssterben verschont blieb und im Gegensatz zu früher weder über einen Gesangverein, noch einen Kirchenchor oder Frauenbund verfügt, soll im nächsten Jahr ein Heimat- und Naturverein gegründet werden, um durch das Vereinsleben „wieder mehr den Zusammenhalt und die Gemeinschaft im Ort zu stärken“.
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