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Althausen: „Wir haben eine tolle Dorfgemeinschaft“

Das sanierungsbedürftige Freibad ist Dauerthema. Schnelleres Internet ist wünschenswert und ein neuer Festplatz ist geplant.

Von 
Joachim W. Ilg
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Althausen liegt, beherrscht von der erhöht stehenden Kirche, in einem von Feldern geprägten Landstrich mit bewaldeten Bergrücken. Kein Wunder, dass der Ortsvorsteher von einer „tollen Landschaft“ spricht. © Joachim W. Ilg

Althausen. Für Ortsvorsteher Oliver Adelmann ist ein „intaktes Dorfleben der Grundstein dafür, dass die Jungen gerne in Althausen bleiben“.

Oliver Adelmann ist 53 Jahre alt und Ermittlungsbeamter in der Kriminalitätsbekämpfung bei der Bundespolizei in Böblingen. Zudem bewirtschaftet er einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und Grünland im Nebenerwerb. Er ist Mitglied in nahezu allen örtlichen Vereinen und der Kreisjägervereinigung und seit 2019 Ortsvorsteher von Althausen.

„Der Althäuser tut sich schwer, hier wegzuziehen“, sagt Ortsvorsteher Adelmann. „Ich habe beruflich fast die ganze Welt bereist und war immer wieder froh, in mein kleines Dorf zurückzukommen.“ © Ilg

Eigentlich hatte er „nie die Absicht gehabt, dieses Amt einmal zu übernehmen“. Nachdem er aber bei den Ortschaftsratswahlen 2019 die meisten Stimmen erhalten hatte und sein Vorgänger nicht mehr angetreten ist, „musste ich die Verantwortung übernehmen“, und er hat es als seine „Pflicht angesehen, diesem Willen gerecht zu werden“.

Über sein Amt und die Herausforderungen, vor denen Althausen steht, sprachen wir mit Oliver Adelmann.

Mit welchen Projekten und Maßnahmen sind Sie in den nächsten Monaten beschäftigt?

Oliver Adelmann: Als nächstes stehen die Bauarbeiten am Parkplatz der Turn- und Festhalle an. Der Parkplatz wird in den nächsten Monaten hoffentlich gepflastert, neu gestaltet und verschönert. Langfristig soll das unser neuer Festplatz werden. Hier können dann zum Beispiel das Maibaumfest und der Winterzauber stattfinden.

Ein Dauerthema ist unser sanierungsbedürftiges Freibad. Als einziger Treffpunkt über die Sommerzeit ist es nicht nur ein Freibad, sondern der Dreh- und Angelpunkt des Dorflebens. Nachdem schon mehrmals Förderanträge abgelehnt wurden, stellt es eine große finanzielle Herausforderung dar, die Kosten aufzubringen.

Ich persönlich stehe voll und ganz hinter diesem Freibad, dessen Betrieb ganz allein durch den Schwimmbadförderverein durchgeführt wird.

Ein weiteres großes Projekt sind in Althausen die erneuerbaren Energien. Durch Windräder in Bobstadt, Dainbach, Üttingshof und der jetzt noch im südöstlichen Bereich geplanten ist Althausen von Windrädern umgeben. Dies wird nur Akzeptanz finden, wenn auch der Ortsteil, in dem diese Anlagen stehen beziehungsweise sichtbar sind, finanziell etwas davon hat.

Vor welchen Zukunftsherausforderungen steht Ihr Ort?

Adelmann: Der Ortskern stirbt aus, viele ältere Gebäude stehen leer. Es sind viele Interessenten da, die gerne im Ortskern bauen würden, nur stehen aktuell leider keine Flächen zur Verfügung. Die Bauwilligen müssen deshalb auf das bereits beschlossene Baugebiet „Mühläcker III“ warten.

Ansonsten sehe ich Althausen als sehr gut aufgestellt. Wir haben ein ausgeprägtes Vereinsleben und eine tolle Dorfgemeinschaft, auf die man jederzeit zählen kann.

Fühlen Sie sich in der Großen Kreisstadt gut aufgehoben und auch angemessen berücksichtigt?

Adelmann: Ich fühle mich in Bad Mergentheim sehr gut aufgehoben. Ich habe einen sehr engen und persönlichen Kontakt zur Verwaltung im Rathaus. Ein großer Nachteil ist die Tatsache, dass wir keinen eigenen Vertreter im Gemeinderat haben.

Viele Orte leiden an Überalterung. Ist das auch bei Ihrem Ort der Fall?

Adelmann: Ich habe zwar keine fundierten Zahlen, gefühlt bin ich aber mit der Altersstruktur sehr zufrieden. Eine Gemeinde funktioniert am besten, wenn Bürger aus allen Altersschichten vertreten sind und sich in der Dorfgemeinschaft engagieren. Das ist in Althausen mit seinen 650 Einwohnern der Fall.

Das beste Beispiel hierfür ist unser jährliches Maibaumfest. Hier helfen alle mit, von den Jüngsten bis zu den Ältesten.

Der Althäuser tut sich schwer, hier wegzuziehen. Ich bin das beste Beispiel dafür. Ich pendle seit 35 Jahren zuerst nach Bayern und dann nach Stuttgart und Böblingen. Beruflich habe ich fast die ganze Welt bereist und war immer wieder froh, in mein kleines Dorf zurückzukommen. Ein intaktes Dorfleben ist der Grundstein dafür, dass die „Jungen“ gerne hier bleiben.

Ist die Infrastruktur in Takt?

Adelmann: Für die heutige Zeit wäre ein schnelleres Internet wünschenswert. Zudem gibt es noch viele Flecken, bei denen kein oder nur sehr schlechter Mobilfunkempfang möglich ist.

Gibt es Betriebe? Geschäfte? Arztversorgung?

Adelmann: Für das tägliche Leben leider nein. Aber wir kennen das nicht anders. Wir haben schon lange keine Nahversorgung mehr, abgesehen von einem mobilen Bäcker.

Welche Rolle spielt die Landwirtschaft?

Adelmann: Die Landwirtschaft ist in Althausen tief verwurzelt. Die meisten Bürger haben einen Bezug dazu, da viele aus der Landwirtschaft stammen oder Berührungspunkte haben. Die Betriebe sind zwar weniger geworden und es gibt auch keine Nutztiere mehr, die Fläche wird aber auch weiterhin von ortsansässigen Landwirten bewirtschaftet.

Was ist das Besondere an Ihrem Ort?

Adelmann: Die Menschen, die schon von weitem sichtbare Kirche auf dem Bergsporn, die Brunnen, die aus einer Quelle gespeist werden, das Freibad, die große Gemarkung mit einer tollen Landschaft, die Vereine, ich denke das Gesamtgefüge macht es aus.

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Wie steht es um den Zusammenhalt Ihres Ortes?

Adelmann: Den stufe ich als sehr hoch ein. Wenn es gilt, dann stehen die Althäuser zusammen. Wir als Ortschaftsrat geben uns große Mühe, die Anliegen der Bürger zu berücksichtigen. Vieles ist aber leider oft nicht oder nicht so schnell, wie das der Bürger erwartet, umsetzbar.

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