Adelsheim. Einmal mehr bewies die Gäässwärmerzunft Alleze am Wochenende bei ihrer mehr als vierstündigen Prunksitzung, dass sie weiß, wie man Fastnacht feiert – laut, bunt, fröhlich und miteinander. Denn wenn Wikingerinnen auf Cowboys treffen und Astronauten sich die Bühne mit Super Mario teilen, dann ist gute Stimmung bei den Gästen vorprogrammiert. Bis in die Nacht hinein bot sich dem Publikum ein abwechslungsreiches Programm mit tänzerischen und gesprochenen Höhepunkten.
Dreifaches „Ahoi“ zur Eröffnung
Mit einem dreifachen „Ahoi“ eröffnete Zeremonienmeister Ralf Ulrich den Abend, ehe Elferrat, Hexen, Gäässe, Trachten und die Zunftgruppierungen in die fastnachtlich dekorierte Eckenberghalle einzogen.
Dann hieß auch der neue Sitzungspräsident Robin Arns die mehr als 400 kostümierten Besucherinnen und Besucher willkommen.
Gleich zu Beginn machte Arns klar „Die Allezer Fastnacht ist Tradition. Aber unsere Fastnacht ist vor allem bunt – und sie ist für alle da.“ Dass Tradition aber nicht zwangsläufig Stillstand bedeutet, machte er unter anderem daran fest, dass nicht nur er neu sei, sondern auch dass die Gäässwärmerzunft als Gründungsmitglied endlich wieder Mitglied im Narrenring Main-Neckar ist, weshalb er im Laufe des Abends auch zahlreiche befreundete Gastabordnungen begrüßen konnte.
Die Jüngsten mit großem Spaß
Um den Tanznachwuchs muss es den Adelsheimern nicht bange sein, wie der erste Programmpunkt bewies. Schon die Jüngsten, die Seatown Küken, sind mit sichtbar großem Spaß dabei. Mit ihrem intergalaktischen Schautanz „Wie von einem anderen Stern“ haben sie das Publikum regelrecht in andere Galaxien befördert. Die Begeisterung des Publikums für die kleinen Tanz-Astronauten war riesig.
Gleich darauf haben die Tänzerinnen der Zunft bewiesen, dass es beim Marschtanz nicht immer der klassische Marschsound sein muss. In ihren eleganten Kostümen in den Zunft- und Stadtfarben Schwarz und Weiß präsentierten sie eine beeindruckende Show voller präziser Schrittfolgen, großartiger Hebefiguren und einer Synchronität, die deutlich das Ergebnis ihres intensiven Trainings unterstrich.
Eine Reihe von Ehrengästen
Anschließend begrüßte Sitzungspräsident Robin Arns eine Reihe von Ehrengästen, unter ihnen die stellvertretende Bürgermeisterin Heide Lochmann. Besondere Anerkennung fand auch die Feuerwehr- und Stadtkapelle Adelsheim, der Arns für ihren unermüdlichen Einsatz und ihren Beitrag zur Allezer Fasnacht dankte. Auch an diesem Abend sorgten sie unter der Leitung von Steffen Siegert für die musikalische Umrahmung. Als Zeichen der Wertschätzung und um die enge Verbindung zwischen der Zunft und der Kapelle zu unterstreichen, überreichte er dem Vorstand, stellvertretend für alle Musiker, einen limitierten Sonderpin. Dieser wurde speziell zum 150-Jahr-Jubiläum der Stadtkapelle kreiert und symbolisiert die Verbundenheit beider Vereine.
Die Bühne gerockt
Direkt im Anschluss rockten die Seatown-Zicken im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne. Mit einer energiegeladenen Show zu legendären Hits von AC/DC und Co. rissen sie das Publikum von den Sitzen. Hebefiguren und Gitarrensoli sorgte für pure Begeisterung unter den Zuschauern.
„Jolly“ in der Bütt
Als erster Redner des Abends trat dann Rainer Bühler, ein Urgestein der Allezer Fasnacht, in der Rolle des „Jolly“ in die Bütt. Redegewandt und mit spitzer Zunge, wusste er so einiges aus dem Baulandstädtle und der Weltpolitik zu berichten. Egal ob neuer Kreisverkehr, das Neubaugebiet „Steinäcker rechts“ oder das Gendern, kein Thema war vor ihm sicher. Und zur Ampel-Regierung wusste die Traditionsfigur der Allezer Fasnacht zu berichten: „Es Nilpferd wird jetz Wappetier der Ampel. Es Wasser steht bis zum Hals aber hot noch e große Klappe.“
Nach diesem Rundumschlag durch verschiedene Themenwelten verwandelten die Jungtänzerinnen der Zunft die Eckenberghalle kurzerhand in eine lebendige Rennstrecke. Inspiriert vom beliebten Spieleklassiker „Mario Kart“ sah man sie in ihren bunten Kostümen, verkörpert als Super Mario, Luigi, Prinzessin Peach und zahlreiche andere Spielecharaktere, in einem lebhaften Tanz zu modernen Popbeats um die Wette rasen. Die Energie und Begeisterung, die sie in diese Darbietung steckten, war förmlich spürbar und riss das Publikum mit. Es war daher keine Überraschung, dass eine Zugabe gefordert wurde.
Als erste auswärtige Gäste des Abends konnte man „De Karl und de Karl“ alias Andreas Leiblein und Andreas Poser von den LuVö Schweinberg begrüßen. In Zeiten, in denen immer mehr Geschäfte ihre Türen schließen müssen, haben diese beiden findigen Köpfe beschlossen, ein eigenes Warenhaus namens „Karlstadt“ zu eröffnen. Mit viel Humor und Slapstick präsentierten sie die Vorzüge und das Sortiment ihres fiktiven neunstöckigen Kaufhauses, komplett mit Rolltreppen, Aufzügen und mehr, was das Publikum sichtlich amüsierte.
Das Publikum gefesselt
Die Prinzengarde der FG Fideler Aff aus Walldürn fesselte das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute. Mit einer Performance, die Eleganz und Dynamik perfekt vereinte, zeigten sie ihr fastnachtliches Können. Die Garde führte den klassischen Gardetanz gekonnt in die Moderne und zeigte, wie traditionelle Fasnacht in einem neuen Gewand erstrahlen kann.
Eberhard König nahm das Publikum in seiner gereimten Bütt mit auf eine humorvolle Reise durch die Welt der Alltagsbeobachtungen. Mit scharfem Witz und einer Prise Selbstironie präsentierte er Geschichten und Anekdoten, die er „als Hecke“ aufgeschnappt hatte, und bot damit eine einzigartige Perspektive auf die skurrilen Momente des Lebens.
Mit einer augenzwinkernden Hommage an den Wassersport bewiesen anschließend fünf Elferratsmitglieder, dass für eine gelungene Show nicht unbedingt Wasser benötigt wird. Ausgestattet mit Badekappen, Brillen und passenden Kostümen, sprangen sie in eine imaginäre Pool-Landschaft auf der Bühne und präsentierten sich als hervorragende Synchronschwimmer.
Mit dieser großartigen Nummer ging das Programm in eine entspannte Schunkelrunde über, bevor es von der Schautanzgruppe der Merchemer Brogge erneut in Fahrt gebracht wurde. Die Tänzerinnen entführten die Zuschauer mit ihrer Darbietung „Auf der Suche nach dem Partyplaneten“ in eine galaktische Welt voller Freude und Abenteuer.
Der mitreißende Schautanz unter dem Motto „Asterix, Obelix und die Römer“ der Beesche Bengel aus Waldstetten nahm die Zuschauer nicht nur mit auf eine Zeitreise ins alte Gallien, sondern führte über zum Auftritt von Maxi Maurer von den Merchemer Brogge. Dieser machte aus der Prunksitzung kurzerhand einen Verkaufsabend der besonderen Art. Als Staubsaugervertreter hatte er eine Menge zu berichten: von hochmodernen Staubsaugerrobotern, die dank künstlicher Intelligenz sogar Gespräche mitverfolgen können, bis hin zu erheiternden Anekdoten, die er bei Hausbesuchen bei Omas und modernen Influencerinnen gesammelt hatte. Besonders für Lacher sorgte Maurer, als er von seinem Tagtraum erzählte, eines Tages als „Lifecoach“ zu fungieren. Dabei schaffte er es sogar, den ehemaligen Sitzungspräsidenten Wolfgang Dolk spielerisch in seine Ausführungen einzubeziehen. Und für alle Singles in der Halle hatte Maurer noch den passenden Tipp parat: „Für jeden Topf gibt es einen Deckel – und bis dahin gibt es Frischhaltefolie“.
Ein absolutes Highlight und mit großer Vorfreude erwartet, ist jedes Jahr der Auftritt der „Gäässbockboys“. Sie zeigten eindrucksvoll, dass auch die Männer der Gäässwärmerzunft wissen, wie man eine heiße Sohle aufs Parkett legt. In diesem Jahr entführten sie das Publikum als „Cowboys aus Old Town Alleze“ in die raue Zeit des Wilden Westens. Ihr Schautanz war wieder voll mit spektakulären Sprüngen und akrobatischen Würfen, die das Publikum ins Staunen versetzte. Ihre Performance trieb die Stimmung auf den absoluten Höhepunkt. Denn mit ihrem mitreißenden Auftritt bewiesen die „Gäässbockboys“ einmal mehr, dass die Tradition der Gäässwärmerzunft lebendig, dynamisch und vor allem spektakulär ist.
Großes Finale
Kurz bevor das große Finale des Abends eingeläutet wurde, sprang man vom wilden Westen direkt in die Ära der Wikinger. Die Tänzerinnen der Zunft schlüpften in die Rolle mutiger Wikingerfrauen und entführten das Publikum mit ihrem Auftritt „Beim Kampf um Walhalla“ in eine Welt nordischer Mythen und Legenden. Mit einer beeindruckenden Choreographie, die Stärke und Anmut perfekt vereinte, demonstrierten sie eindrucksvoll ihr tänzerisches Können und leiteten zum großen Finale über.
Zum Abschluss versammelten sich nochmals alle Aktiven des Abends auf der Bühne, um die erfolgreiche Premiere von Robin Arns als neuen Sitzungspräsidenten zu feiern. Der enthusiastische Beifall des Publikums spiegelte die allgemeine Begeisterung wider und bestätigte den Erfolg eines gelungenen Abends. Arns nutzte diesen Moment, um sich bei allen, die vor und hinter den Kulissen ihren Teil zum Gelingen der Allezer Fasnacht beigetragen haben, zu bedanken. Doch das Ende des offiziellen Programms markierte keineswegs das Ende der Feierlichkeiten. Getreu dem Motto eines Allezer Fastnachtsschlagers, in dem es heißt: „Mir gehn heut Nacht noch lang net heem…“, wurde bis in die frühen Morgenstunden im Foyer der Eckenberghalle ausgiebig getanzt und gefeiert.
Info: Weitere Bilder sind in einer Galerie im Internetauftritt der FN unter www.fnweb.de zu finden.
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