Prunksitzung

Lauda im Ausnahmezustand: Es regieren Frohsinn und Ausgelassenheit

Narrengesellschaft „Strumpfkapp Ahoi“ bot in der voll besetzten Stadthalle Lauda ein fantastisches närrisches Programm

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Renate Henneberger
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Lauda. „Seit Bürgermeister Dr. Lukas Braun von der Narrengesellschaft „Strumpfkapp Ahoi“ am 11. November vergangenen Jahres pünktlich zu Beginn der Fastnachtszeit, entmachtet wurde, haben die Narren unter dem Prinzenpaar Ramona I. und Mario I. in Lauda das Zepter in die Hand genommen. Nach dem Rathaus-Putsch befindet sich die kleine Stadt im Ausnahmezustand. Von einer Inhaftierung des Bürgermeisters sah man ab, da er sich widerstandlos und lachend der Übermacht der Narren ergab“ - soweit eine kurze Zusammenfassung der jüngsten dramatischen Ereignisse in dem sonst so beschaulichen Städtchen.

Fastnacht

Narrengesellschaft „Strumpfkapp Ahoi“ begeistert mit buntem Programm

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Sitzungspräsident Stefan Schulz hieß die zahlreich erschienen Fastnachtsbegeisterten – darunter Vertreter von mehr als 30 Firmen und Institutionen in und um Lauda mit einem herzhaften „Strumpfkapp Ahoi!“ willkommen. Einen prächtigen Anblick bieten die elf Herren des „närrischen Parlaments“ mit ihren schmucken roten Sakkos und den goldverbrämten Komiteemützen – kein Vergleich zum gediegenen Gemeinderat, den die Strumpfkappen kurzerhand für abgesetzt erklärt haben. Dass die Plätze des Prinzenpaares an diesem Abend wegen einer Erkrankung des Prinzen Mario leer bleiben, bedauert der Sitzungspräsident sehr. „Sie sind bei uns an diesem Abend, in unseren Gedanken und Herzen – und sie sind live zugeschaltet und können alles daheim miterleben.“

© Renate Hennberger

Besonderer Jahresrückblick

Mit Ralf Zang steigt ein Redner in die Bütt, der die Büttenrede in ihrer Urform beherrscht. In seinem Jahresrückblick nimmt er die große Weltpolitik aufs Korn. Geschossen wird scharf. Fastnacht ist die Zeit des Jahres, in der der „kleine Mann“ den „Großkopferten“ mal so richtig die Meinung geigen kann: „Der Unterschied zwischen Politik und der Mafia ist, dass letztere organisiert ist.“ Genüsslich pflegt „Zack“ die Tradition, „die da oben“ auf die Schippe zu nehmen: „Wenn ein Clown in einen Palast einzieht, wird der Clown kein König, aber der Palast wird zur Manege!“ Nicht allzu viel Sorgen macht er sich wegen einer drohenden Weltherrschaft durch Computer: „Putin, Trump und Scholz – schlimmer kann’s nicht werden.“

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Lauda: Prunksitzung ohne Prinzenpaar

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pm/skl
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Nach nicht ganz „leicht verdaulicher Kost“ bringen Tanzmariechen Elies und ihr Major Luis mit einem Soloauftritt akrobatische Leichtigkeit ins Programm. Hebefiguren und rasante Sprünge beherrschen die beiden perfekt, obwohl sie zu den Jüngsten der „Gardetanz-Familie“ gehören.

Zauberhafte „Listige Elfen“, nehmen ihr Publikum mit auf eine aufregende Reise durch das Weltall. Mit ihrem Schautanz „Teilen macht Freude“ gewinnen die lustig durcheinander wirbelnden Mädchen der Kindergarde im Handumdrehen, oder besser gesagt mit fliegenden Beinen, das närrische Publikum für sich.

Während die Tänzerinnen der Juniorengarde verraten „Wie man sich früh übt, um ein Räuber zu werden“, jagt die Prinzengarde dem Publikum mit getanzten Geschichten von Werwölfen wohlige Gruselschauer über den Rücken. Wo bleibt bei so viel Anmut und Eleganz die Anstrengung? Die wird einfach weggetanzt und weggelächelt. Überschäumende, lustvolle Freude am Unsinn herrscht inzwischen in der Halle. In diese Bombenstimmung tritt Staubsaugervertreter Maxi Maurer vor das ausgelassene närrische Publikum. Wortgewandt und rotzfrech, wie es sich für einen Vertreter gehört, beschreibt der das „Duell an der Haustüre.“ Besser und schneller sei sein Staubsauger, vor allem aber schlauer als der Anwender!

Beruf und Karriere interessieren Wolfgang König wenig. Der passionierte „Fest’les Gänger“ verrät, womit er sich am liebsten in seiner Freizeit beschäftigt und beschließt als letzter Büttenredner diesen wundervollen Abend.

© Renate Hennberger

Wer lacht schon gern allein?

Aber hallo! Da geht doch noch was! Begeistertes rhythmisches Klatschen begleitet den Einzug des Männerballetts des Elferrats – gestandene Mannsbilder, die so manches Frauenherz höherschlagen lassen. Mit der „Wellerman“ sind sie gerade von Irland gekommen, da wo Männer noch echte Kerle sind. Mit der Mischung aus Klamauk und Tanz haben sie den Geschmack des Publikums getroffen, das kurz vor dem Ausrasten ist.

Ein Blick auf die singenden und schunkelnden Menschen zeigt: Lachen ist ansteckend und verbindet, und wer lacht schon gern allein! Kurz ist die Zeit der Narren. Bald ist Aschermittwoch und jeder kehrt wieder zur Normalität zurück. Fastnacht verschafft eine Auszeit von den Krisen und Sorgen des Alltags, eine Zeit zum Luftholen. „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt“, sagte einst Joachim Ringelnatz.

Info: Weitere Bilder von der Prunksitzung in Lauda gibt es in einer Bildgalerie unter www.fnweb.de im Internet.

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