Kommentar Merz & Co. müssen jetzt die Wirtschaft ankurbeln

Die neue Bundesregierung hat den Menschen den Aufschwung versprochen, jetzt muss sie auch liefern, meint Walter Serif.

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Walter Serif
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Mannheim. Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie. Das wusste schon Ludwig Erhard. Bei Kanzler Friedrich Merz kann man sich da nicht so sicher sein. Seine pauschale Aussage, die Deutschen würden zu wenig arbeiten, dürfte bei den Leuten nicht besonders gut angekommen sein. Aber Merz hat ja - wie schon oft - nach dem Tritt ins Fettnäpfchen einen kleinen Rückzieher gemacht. Man könnte ihm aber auch als fiese Retourkutsche entgegnen, warum er eigentlich bei der Kanzlerwahl seinen Job so schlecht erledigt und damit Deutschland vor aller Welt blamiert hat? Geschenkt.

Vielleicht sollten wir alle nicht ständig in Endzeitstimmung verfallen. Bringt ja auch nichts.

Immerhin trauen die Leute Merz & Co. trotz des Fehlstarts zu, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Ankurbelung der Wirtschaft leisten werden, wie aus dem aktuellen Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe hervorgeht. Die Bundesregierung muss jetzt aber liefern. Also bitte, Taten für sich sprechen lassen und keine populistischen Sprüche, die den falschen Eindruck erwecken, dass alle Beschäftigten in Deutschland die Vier-Tage-Woche haben und es sich nur noch gutgehen lassen.

Immerhin hat Merz den Menschen versprochen, dass die Wirtschaft Priorität hat. Das Problem: Fast alles steht unter Finanzierungsvorbehalt - wie zum Beispiel die geplante Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie oder der Stromsteuer. Dass das Programm der Bundesregierung ein Booster für die Wirtschaft sein wird, daran zweifeln jedenfalls die Wirtschaftsweisen. Sie haben diese Woche in ihrem Gutachten mit Blick auf Schwarz-Rot ein Votum des Misstrauens abgegeben und sagen das dritte Jahr ohne Wachstum voraus. Dass es wenigstens ein bisschen aufwärts geht, erwarten sie erst 2026.

Aber immer behält Kassandra vielleicht doch nicht recht. Im ersten Quartal ist die deutsche Wirtschaft überraschend um 0,4 Prozent gewachsen - doppelt so stark wie erwartet. Steigende Exporte und höhere Konjunkturausgaben - Psychologie! - haben dafür gesorgt. Vielleicht sollten wir alle nicht ständig in Endzeitstimmung verfallen. Bringt ja auch nichts.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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