Wochenlang kein Regen. Selbst wer im Frühjahr Regenwasser in Tonnen oder Zisternen gesammelt hatte, um beispielsweise seinen Garten zu wässern, saß in den vergangenen Wochen auf dem Trockenen und musste entweder Angepflanztes vertrocknen lassen oder zu Leitungswasser greifen.
Den Hahn einfach aufzudrehen, fühlt sich falsch an – nicht nur, weil das aufbereitete Wasser aus der Leitung etwas kostet. Zu einem besseren Gewissen verhilft das Wasser aus einer der Wertheimer Brauchwasserquellen. Dort kann sich jeder Bürger sein auf den Autoanhänger geschnürtes, Fass auffüllen und das kostbare Nass nach Hause transportieren (zulässiges Gesamtgewicht!).
Beim einen oder anderen Brunnenanwohner trifft der „Wassertourismus“ allerdings auf wenig Gegenliebe. Wer hätte schon gerne einen Stau vorm Küchenfenster? Und: Wer würde sich nicht ärgern, wenn nur noch spärliche Tropfen aus der Leitung plätschern würden, nachdem ein anderer mehrere Fässer abgezapft hat? „Das ist der Kampf ums Wasser“, sagt der Ortsvorsteher eines Wertheimer Dorfs.
Noch ist dieser Kampf in unserer Region kein unerbittlich geführter. Dass das Wasser knapper wird, ist dennoch zu spüren: Als einer von insgesamt 30 Städten und Kreisen schränkte auch der Main-Tauber-Kreis 2022 die Wasserentnahme aus Oberflächenwasser ein.
Drastischer ist die Situation in anderen Orten Deutschlands: In einem nordrhein-westfälischen Kreis wird schon jetzt das Wasser so knapp, dass die Bevölkerung seit einigen Tagen Trinkwasser sparen soll. Seine Pflanzen mit Leitungswasser zu gießen oder den Pool zu befüllen, war dort im vergangenen Jahr zeitweise ganz verboten.
Man stelle sich diese Situation hierzulande vor, der Andrang auf die Brauchwasserquellen würde sicher weiter zunehmen. Spätestens dann wird man überlegen müssen, wofür dieses Wasser verwendet werden darf. Der gefüllte Pool oder der saftig grüne Rasen werden es hoffentlich nicht sein.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kostbares Nass sinnvoll nutzen
Katharina Buchholz bezieht Stellung zur Wasserknappheit