Kommentar Friedrich Merz macht einen großen strategischen Fehler

Die Asylpolitik dominiert den Wahlkampf, doch davon profitiert die AfD. Das könnte sich für Friedrich bei der Bundestagswahl rächen, meint Walter Serif.

Veröffentlicht
Kommentar von
Walter Serif
Lesedauer

Wissen Sie schon, wem Sie am 23. Februar ihre Stimme geben? In der vergangenen Woche ist die Zahl derjenigen, die sich schon entschieden haben auf 72 Prozent gestiegen, das sind mehr als eine Woche vor der Bundestagswahl 2021. Und was heißt das? Die aktuelle Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen ist natürlich keine Prognose, es zeichnet sich aber ab, wohin die Reise gehen könnte. Stand heute ist es jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass Olaf Scholz bald seine Koffer packen muss und Friedrich Merz ins Kanzleramt einzieht.

Die Union müsste das Thema Wirtschaft im Wahlkampf mehr ausspielen

Der Sauerländer will vor allem in der Asylpolitik harte Kante zeigen. Mit diesem Kurs hat Merz die Mehrheit der Deutschen hinter sich. Nur: Auch im neuen Politbarometer zahlt das nur wenig auf das Konto der Union ein. Sie steht schon seit vielen Wochen im Bereich von 30 Prozent, das ist viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass die Ampel-Parteien abgewirtschaftet haben und auch im Wahlkampf recht orientierungslos wirken. Man muss sich das mal vorstellen: Die Deutschen haben die zerbrochene Regierung satt und dennoch profitiert die größte Oppositionspartei kaum davon. Das ist mehr als ungewöhnlich.

Weil die AfD so stark ist, könnte es für Merz‘ gewünschte Zweier-Koalition eng werden

Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Merz im Wahlkampf einen strategischen Fehler gemacht hat. Obwohl seine Partei die AfD in der Wirtschaftskompetenz um Längen abhängt, beschäftigt sich Merz viel zu sehr mit der Asylpolitik – das stärkt Weidel & Co. Auch im Fernsehen reden alle nur noch über dieses Thema. Dass unser aller Wohlstand gefährdet ist, wenn die Wirtschaft nicht schnell wieder auf die Beine kommt, spielt eine viel zu geringe Rolle. Wäre es anders, wüssten die Menschen, dass die AfD eben nicht die Partei der kleinen Leute ist, sondern den Reichen teure Steuergeschenke machen will. Weil die AfD so stark ist, könnte es für Merz‘ gewünschte Zweier-Koalition eng werden. Schafft es zum Beispiel die FDP oder gar das BSW doch ins Parlament, müsste Merz ein Dreier-Bündnis schmieden. Nach drei Ampel-Jahren klingt das fast schon wie eine Horrorvision.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

Thema : Freudenberg

  • Regionale Wirtschaft Mannheimer Steuerfahnder schlagen bei Großrazzia zu

    Rund 300 Einsatzkräfte haben ein internationales Umsatzsteuerkarussell zerschlagen. Die Steuerfahndung Mannheim ist bei dem Verfahren federführend.

    Mehr erfahren
  • Interview Freudenberg-Chef Mohsen Sohi: „Weinheim wird wichtig bleiben“

    Der Vorstandsvorsitzende der Freudenberg-Gruppe Mohsen Sohi erklärt, warum der Hauptsitz Weinheim nicht zur Diskussion steht und er bei einem kleinen Dichtungsring ins Schwärmen gerät

    Mehr erfahren
  • Jubiläum Zehn Fakten zu einem Weinheimer Unternehmen, das keiner kennt und doch überall findet

    Freudenberg feiert 175 Geburtstag. Dass Produkte des Technologie-Konzerns im Putzeimer, im Auto und in der Medizin stecken, weiß aber kaum jemand - ein Listicle zum Kennenlernen

    Mehr erfahren
VG WORT Zählmarke