Konzertkritik

Atemberaubend und charmantes Heimspiel der Schönen Mannheims im Capitol

Verstärkt mit Komikerin Helene Mierscheid und Sänger Jean-Michel Fournereau begeistert das Musikkabarett-Quartett vor vollem Haus

Von 
Christina Altmann
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Schöne Mannheims im Capitol (v.l.): Stefanie Titus, Smaida Platais, Anna Krämer und Susanne Back. © Markus Proßwitz

Mannheim. Was wäre, wenn sie die 14 Jahre auf der Musikkabarett-Bühne nicht überstanden hätten? „Dann wären wir vier verrückten Hühner mit Klavier nicht hier“, stellten die Schönen Mannheims in ihrem Intro klar, und das Publikum im voll besetzten Capitol empfing nicht nur diese verrückten Hühner mit begeistertem Applaus. Denn sie hatten wieder zwei Gäste eingeladen, die längst keine Unbekannten mehr in der Region sind: Helene Mierscheid entdeckten sie 2018 bei einem Comedy-Cup im Capitol und mit Jean-Michel Fournereau verbinden sie die Ausbildung an der Mannheimer Musikhochschule und zahlreiche gemeinsame Bühnenprojekte in Musicals wie „Broadway Caps“ oder „Human Pacific“.

Die Schönen Mannheims: Perfekt durcharrangierte Songs bilden den Rahmen

Die Schönen Mannheims - das sind Smaida Platais, Susanne Back, Anna Krämer und die alles vereinende Pianistin Stefanie Titus - setzten mit kurzen Ausschnitten aus ihren erfolgreichen Programmen „Hormonyoga“, „Ungebremst“ und „Entfaltung“ lediglich den Rahmen des Abendprogramms, erheiterten mit ihrem körperverrenkenden Yogakurs oder erinnerten mit ihren perfekt durcharrangierten Songs von Paolo Contes „It’s Wonderful“, Frank Sinatras „My Way“oder Joy Flemings „Neckarbrückenblues“ daran, dass das Leben, „jedes auf seine Art getan“, durch ein Lied, aber auch durch Humor zusammengehalten werden kann.

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Eher ließen sie ihre Gäste sprechen, die - auf ihre Art getan - den Saal zum Toben brachten. Helene Mierscheid, mal im kleinen Schwarzen, mal im großen Getupften (Leopardenstil) ist vom Kabinett zum Kabarett gewechselt. Ihren alten Job als Assistentin einer Bundestagsabgeordneten hat sie „wegen erwiesener Sinnlosigkeit“ aufgegeben. Nun gibt sie ihre Einblicke ins politische aber auch ins eigene Innenleben preis. Nachdem sie den „politischen Kindergarten“ und seine parteiführenden Größen kräftig bissig analysiert hatte, schilderte sie köstlich detailliert ihre albtraumartigen Flug-Erlebnisse beim Sicherheitscheck (nun fährt sie lieber mit dem Zug) oder bei einer Reha im menschenarmen Brandenburg. Bogenschießen war angesagt, intuitives Bogenspannen und Pfeil abschießen (nun ruft dort der Kuckuck nicht mehr und Maulwürfe sind auch verschwunden).

Die beiden Gäste übertreffen sich gegenseitig

Noch temporeicher als Mierscheid erzählte, wirbelte Jean-Michel Fournereau über die Bühne - ein energieübersprühender Sänger, Tänzer und Schauspieler. Äußerst charmant lud er das Publikum ins Cabaret Paris ein, offenbarte kleine Episoden der pikant sündhaften Stadt und gestand mit Charles Trenet „Y’a de la joie“: Hier wartet die Freude, das Vergnügen. Dann wieder legte der Bretone, der lange Jahre in Deutschland lebte (und unter anderem am NTM arbeitete), einen rasanten Boogie Woogie aufs Parkett oder schilderte mit Jacques Brels berühmten Chanson das Leben der Seeleute im Hafen von Amsterdam.

Stimmgewaltige Musik und erbarmungslose Comedy

Eine ausgezeichnete Kabarettistin, ein charmantes Allround-Genie auf dem Opern-, Theater- und Showparkett zusammen mit den vier Profi-Sängerinnen - das war ein temporeicher fulminanter Abend voller stimmgewaltiger Musik und erbarmungsloser Comedy. Das Publikum lachte viel, zollte begeisterten Zwischenapplaus und erhob sich am Ende von den Plätzen.

Freie Autorin

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