Wasserwerk Taubertal - Probebetrieb ist gestartet / Ausbau der Infrastruktur läuft auf Hochtouren

Trinkwasser für über 40 000 Menschen

Von 
Fabian Greulich
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Das Wasserwerk Taubertal hat den Probebetrieb aufgenommen. Gleichzeitig läuft der Bau des neuen Leitungsnetzes auf Hochtouren.

Tauberbischofsheim. Es ist ein gigantisches Projekt. Die Neuregelung der Wasserversorgung für mehr als 40 000 Einwohner des Main-Tauber-Kreises stellt sich für die beteiligten Kommunen, den eigens gegründeten Zweckverband, die Planer, Ingenieure und Baufirmen als echte Mammutaufgabe dar.

Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 59 Millionen Euro entsteht eine zentrale Wasseraufbereitung mit umfangreichen begleitenden Maßnahmen im Bereich des Leitungsbaus und der Verteilungsanlagen.

Die Städte Tauberbischofsheim und Lauda-Königshofen sowie die Gemeinde Werbach und der Zweckverband Grünbachgruppe mit der Stadt Grünsfeld sowie den Gemeinden Großrinderfeld und Wittighausen haben mit der Gründung des Zweckverbands Wasserversorgung Mittlere Tauber (wvmt) beschlossen, im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit die eigenen regionalen Trinkwasserressourcen nachhaltig und eigenverantwortlich zu nutzen.

„Ziel ist, Trinkwasser in ausreichender Menge und mit hoher Qualität zu zumutbaren Preisen an die Bevölkerung und die Wirtschaft abgeben zu können“, so Bürgermeister Wolfgang Vockel, der zugleich Vorsitzender des Zweckverbands ist.

Seit 2016 wird gebaut. In mehreren Abschnitten. Überall buddeln die Bagger. Insgesamt werden rund 100 Kilometer Leitungsnetz verlegt. Die Verbindungsleitung nach Osten zur Grünbachgruppe ist bereits fertig. Derzeit läuft der Leitungsbau nach Süden (Lauda) und nach Norden (Dittwar). Sobald die notwendigen Fördermittel zur Verfügung stehen, geht es nach Königshofen beziehungsweise nach Tauberbischofsheim und Impfingen weiter. Zudem entsteht auf dem Laurentiusberg ein neuer Hochbehälter, der einen Nutzinhalt von 1800 Kubikmetern Trinkwasser fassen wird (die FN berichteten).

Herzstück des neuen Versorgungssystems ist aber das hochmoderne Wasserwerk Taubertal in Dittigheim. Hier laufen alle Leitungen zusammen. Inzwischen befindet sich die durch einen mächtigen Zaun und Videoüberwachung gut gesicherte Anlage im Probebetrieb. Tausende Liter Wasser schießen jeden Tag durch die Leitungen und fluten die Tanks. In einigen Wochen, wenn alle notwendigen Untersuchungen abgeschlossen sind und das Wasser bakteriologisch einwandfrei ist, soll es nahtlos in den Regiebetrieb übergehen. „Es sieht gut aus“, sagen die Verantwortlichen. Erste Proben haben bereits gute Ergebnisse gebracht. Bis das Wasser jedoch aus den Hähnen aller angeschlossenen Kommunen sprudelt, wird es noch dauern.

Ende 2020 will man dann als Dienstleister für die öffentlichen Wasserversorger des Zweckverbands das Rohwasser aus insgesamt 26 Wasserfassungen (22 Brunnen, vier Quellen) im neuen Wasserwerk zusammengeführt haben, in einem technisch anspruchsvollen Verfahren filtern und anschließend als Reinwasser an die Verbandsmitglieder verteilen. Bis es soweit ist, wird das aufbereitete Wasser aus dem Werk in die Tauber abgelassen.

„Es ist schon sehr beeindruckend, was hier geschieht. Sehr komplex und sehr modern. Das ist ein enorm anspruchsvolles Projekt“, sagt Wolfgang Vockel beim Rundgang durch die Anlage. Gerhard Gräf, kommissarischer Geschäftsführer des Zweckverbands, und Emil Schäfer vom Ingenieurbüro Baurconsult kennen die gesamte Anlage in- und auswendig. Sie erläutern die komplizierten Vorgänge – von der Annahme, über die Filtration bis zur Einspeisung ins Netz. Nicht zu vergessen die – noch nicht eingebaute – Enthärtungsanlage, die das sehr kalkhaltige Wasser aus den Brunnen der Region deutlich weicher machen soll – von 27 Grad deutscher Härte auf dann nur noch etwa 13 Grad. Zur Freude der Kunden, die schließlich gutes Geld für ihr Trinkwasser bezahlen müssen. Schon bei der Entscheidung für die Neuordnung war den Verbandsmitgliedern klar, dass ein Alleingang teurer würde als der Anschluss an den großen Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg. Schätzungen zufolge liegt die Preissteigerung pro Kubikmeter bei rund einem Euro.

Auf Förderung angewiesen

„Die Entkalkungsanlage kann erst in Betrieb genommen werden, wenn alles andere fertig ist. Es braucht also noch Geduld. Bis voraussichtlich 2021“, so Wolfgang Vockel. Der Verbandsvorsitzende hofft mit Blick auf den straffen Zeitplan, dass es bei den noch anstehenden Arbeiten zu keinen weiteren Verzögerungen kommt. Besonders angewiesen ist man dabei auf die Unterstützung des Landes.

Vockel: „Für die einzelnen Bauabschnitte müssen immer neue Förderanträge gestellt werden. Wir haben von politischer Seite zwar die mündliche Zusage, dass wir entsprechend berücksichtigt werden. Trotzdem bleibt immer eine gewisse Sorge, dass der jeweilige Bescheid nicht, oder aber nicht pünktlich vorliegt. Dies kann dann zu Verzögerungen führen, denn von den Fördergeldern durch das Land sind wir abhängig.“

Zahlen und Fakten

Das neue Wasserwerk versorgt rund 40 000 Einwohner des Kreises mit einem Bedarf von rund 2,3 Millionen Kubikmetern pro Jahr (6300 bis 11 300 Kubikmeter pro Tag).

Auf der Baustelle fielen rund 12 000 Kubikmeter Bodenaushub an. Mit der Fertigstellung wurden 1800 Kubikmeter Beton, rund 300 Tonnen Stahl und 900 Meter Leitungen verbaut.

Für das neue Leitungsnetz werden vom Zweckverband rund 37 Kilometer Rohwasser- und mehr als 39 Kilometer Reinwasserleitungen verlegt. Hinzu kommen etwa 19 Kilometer kommunales Leitungsnetz.

Die Gesamtkosten für das Projekt Wasserversorgung Mittlere Tauber belaufen sich auf rund 40 Millionen Euro. Darin enthalten sind alle Maßnahmen auf Verbandsebene. Hinzu kommen weitere rund 16 Millionen Euro für kommunale Maßnahmen.

Funktionsabschnitte im Überblick: FA 01 – Neubau Wasserwerk (11,1 Millionen Euro). FA 02 – Anbindung Grünbachgruppe (Verband: 3,4 Millionen Euro/Kommunen: 400 000 Euro). FA 03 und 06: Lauda (9,8/7,7 Millionen Euro). FA 04: Tauberbischofsheim (10,5/5,3 Millionen Euro. FA 05: Werbach (5,3/2,1 Millionen Euro). gf

Redaktion FN-Chefredakteur

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