Mannheim. Wer sich in den unendlichen Weiten des Internets verirrt, stößt per Zufall auf eine Homepage, die offensichtlich noch nicht scharfgeschaltet ist. „Entdecken Sie die Vorteile von Mannheim City Air“, heißt es dort in einem eher werblichen Umfeld. Wer weiter surft, erfährt, dass unter diesem Namen am 1. Dezember eine neue Fluglinie gegründet wurde. Der Verkaufsstart ist demnach auf den 14. Dezember terminiert worden. Und der erste Flug der „neuen Airline aus der Region“ soll am 16. April 2025 erfolgen.
Geschäftsführer von Mannheim City Air in der Flugszene bekannt wie ein bunter Hund
Handelt es sich bei alldem womöglich um einen dummen Scherz? Man muss ja in Zeiten der Fake-News gewaltig aufpassen. Zumal die Homepage nach einigen Stunden ziemlich abgespeckt ist. Wir erwischen Klaus Peters, der auf der Homepage als Geschäftsführer der neuen Fluggesellschaft firmiert, auf dem Weg zum Notar. „Wir bringen das jetzt mit der Mannheim City Air unter Dach und Fach“, sagt er.
Ich habe noch immer meinen Flugschein und von ärztlicher Seite grünes Licht, dass ich auch nächstes Jahr abheben kann
Der mittlerweile 81-Jährige ist in der Mannheimer Flugszene ungefähr so bekannt wie ein bunter Hund. „Ich habe noch immer meinen Flugschein und von ärztlicher Seite grünes Licht, dass ich auch nächstes Jahr abheben kann“, sagt er. Pikanterweise war Peters früher für kurze Zeit Geschäftsführer bei der Mannheimer Regionalfluggesellschaft Rhein-Neckar Air (RNA), die Ende Oktober einen Insolvenzantrag gestellt hat.
Zwar heißt es auf deren durch die aktuellen Ereignisse veralteten Homepage noch „Wir bereiten den Sommer 2025 vor“. Aber man muss kein Prophet sein, um zum Schluss zu kommen, dass die RNA nach der Gründung einer neuen Airline in Mannheim abgewickelt wird - und damit ein ähnliches Schicksal erleidet, wie die Cirrus Airlines, die 2012 abgewickelt wurde.
Was soll bei Mannheim City Air besser laufen als bei Rhein-Neckar Air?
„Der vorläufige Insolvenzverwalter Thomas Oberle hat mit mir auch schon gesprochen. Es geht darum, ob wir Teile aus der Insolvenzmasse übernehmen“, sagt Peters. Als früherer Gesellschafter bei der RNA kennt er sich natürlich bestens mit dem schwierigen Geschäft einer Regionalfluggesellschaft aus, die auch in der abgelaufenen Reisesaison nur wenige Flüge in der Woche mit kleinen Maschinen absolvieren konnte und deshalb vor allem am Ende der Reisesaison kaum Geld in der Kasse hatte. Warum soll es also der neuen Fluglinie besser ergehen als der Rhein-Neckar Air? Ein neuer Name reicht jedenfalls nicht aus, um ein erfolgreiches Geschäftsmodell auf den Markt bringen zu können.
„Glauben Sie mir: Wir haben einen Businessplan entworfen, der nicht auf Träumereien beruht und wollen in den nächsten zwei Geschäftsjahren mit einer schwarzen Null abschließen“, sagt Peters, der seinen neuen Job übrigens nur vorübergehend ausüben will. „Es musste jetzt halt alles schnell gehen“, begründet er dies. Trotzdem: Diese schwarze Null hat die RNA nach dem coronabedingten Aussetzen der Geschäftsflüge nie mehr erreicht. Wie soll das dann mit einer neuen Airline gelingen, bei der sich ja alles erst einmal einspielen muss?
Mannheim City Air will offenbar mit Sylt und Elba starten
Natürlich lässt sich Peters nicht zu sehr in die Karten schauen. Aber offensichtlich haben die Gesellschafter jetzt ein neues Finanzierungskonzept, das verhindern soll, dass wie bei der RNA nach Ablauf der Flugsaison plötzlich Ebbe ist. „Das wird in dieser Form nicht mehr passieren“, verspricht Peters. Die Vermutung, dass die Gesellschafter die Insolvenz der RNA aus Unzufriedenheit billigend in Kauf genommen haben, will er nicht kommentieren. „Wir schauen jetzt nach vorn, die Vergangenheit ist Geschichte.“
Und wie sieht jetzt der Businessplan konkret aus? Die Mannheim City Air wird sich - wie das auch bei der RNA der Fall war - keine eigenen Maschinen anschaffen, sondern diese von der Berliner Charterfluggesellschaft Private Wings leasen. Auch diese hat wie die MHS Aviation - die die RNA-Flüge durchführte - Dornier-Maschinen vom Typ 328 im Programm. Nur diese sind in der Lage auf der sehr kurzen Landebahn am Mannheimer City Airport und auf Elba zu starten.
Offensichtlich will die Mannheim City Air die nächste Reisesaison erst einmal nur mit Sylt und Elba starten. Das Geschäft mit der der Urlaubsinsel Sylt lief schon unter der Regie der RNA sehr gut, besonders lukrativ war aber der wöchentliche Flug nach Elba. „Es kann sein, dass wir deshalb einen zweiten ins Programm aufnehmen“, sagt Peters. Was mit Usedom passiert, ist noch unklar.
Es soll besser laufen als mit der Rhein-Neckar Air
Eine Wiederaufnahme der Geschäftsreisen nach Berlin ist dagegen ausgeschlossen. „Am neuen Flughafen Schöneberg sind die Gebühren im Vergleich zu Tegel einfach zu stark gestiegen“, sagt Peters. Hamburg will man sich dagegen als Option im Hinterkopf offen halten. Klar ist, dass eine Wiederaufnahme nur Sinn machen würde, wenn diese nachhaltig wäre. 2023 hatte die RNA den Linienflug nach Hamburg schon nach wenigen Tagen wieder beendet. „Ich sehe insgesamt gute Chancen, dass die Voraussetzungen mit der neuen Fluglinie besser sein werden als dies bei der RNA der Fall war“, sagt Geschäftsführer Peters.
Die Gesellschafter der Mannheim City Air - zu denen Geschäftsleute und Firmen aus der Metropolregion gehören - wollen jedenfalls, dass es Linien- und Charterflüge auf dem Mannheimer City Airport gibt. „Das brauchen wir hier in dieser wirtschaftsstarken Region “, sagt Peters.
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