Energie - Vorstandschef Brudermüller hält russisches Gas aktuell für unverzichtbar – setzt aber langfristig auf erneuerbare Energien

BASF-Chef Brudermüller: Russisches Gas kurzfristig nicht ersetzbar

Von 
Bettina Eschbacher
Lesedauer: 
Das BASF-Werk in Ludwigshafen gehört zu den Gas-Großverbrauchern. © BASF

Ludwigshafen. BASF-Chef Martin Brudermüller sieht aktuell keine Chance, auf russische Gas-Importe zu verzichten. Deutschland beziehe rund die Hälfte seiner Erdgas-Importe aus dem Land. „Kurzfristig ist russisches Gas nicht zu ersetzen“, sagte er auf einer virtuellen Investorenkonferenz auf die Frage nach weitergehenden Sanktionen gegen Russland. Es gebe viele politische Aktivitäten, um unabhängiger von russischem Gas zu werden, etwa durch den Bau von Flüssiggas-Terminals. Auch BASF arbeite daran, den eigenen Gasverbrauch zu reduzieren, etwa durch den Einsatz alternativer Rohstoffe. „Aber wir werden mit einer gewissen Übergangsphase leben müssen“, so Brudermüller.

Gutes ersten Quartal - trotz Krieg

BASF bezieht das Gas für seine deutschen Werke von Energieversorgern. Der regionale Mix des bezogenen Erdgases entspricht ungefähr dem in Deutschland, also mit rund 50 Prozent russischem Gas. Die Energiekosten blieben aktuell auf dem hohen Niveau vom Jahresende, sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Allein im vierten Quartal hatten sich die Mehrkosten für die europäischen BASF-Standorte aufgrund der gestiegenen Erdgaspreise auf 800 Millionen Euro belaufen. BASF befinde sich aber aufgrund einer starken Nachfrage in einer guten Position und könne den überwiegenden Teil der Kosten an die Kunden weiterreichen, fügte Engel hinzu. Die Geschäfte für den Chemiekonzern laufen weiter rund - trotz Ukraine-Krieg. „Wir sind sehr gut ins neue Jahr gestartet“, sagte Engel. Nach einer starken Geschäftsentwicklung im Januar und Februar bleibe auch der März ein starker Monat. Das Auftragsbuch sei gut gefüllt. Insgesamt schaue BASF auf ein gutes Quartal.

Brudermüller sieht in der aktuellen Energie-Debatte einen möglichen positiven Effekt: Sie könnte einen Schub für den Ausbau erneuerbare Energien bringen, indem bürokratische Hürden schneller gesenkt und die Infrastruktur konsequenter ausgebaut würden.

Genau darum ging es auch beim eigentlichen Thema der Investorenkonferenz: Brudermüller gab ein Update, wie weit die BASF beim Erreichen ihrer Klimaziele ist. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen angekündigt, dass es seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 25 Prozent im Vergleich zu 2018 reduzieren will und an seinem Ziel von Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2050 festhält. Bis 2030 sollen die globalen Emissionen auf 16,4 Millionen Tonnen sinken.

Brudermüllers Botschaft an die Investoren und Finanzanalysten lautet nun: „BASF kommt auf dem Weg, ihre Emissionsminderungsziele zu erreichen, gut voran. Und wir sind bereit, noch einen Schritt weiterzugehen - in Richtung nachhaltiges Wachstum durch Produkte mit reduziertem CO2-Fußabdruck.“ Möglich würden solche Produkte durch den Einsatz von Grünstrom, kohlenstoffarm erzeugtem Dampf, nachwachsenden Rohstoffen und effizienteren Prozessen.

Kooperation mit Henkel

Das Unternehmen geht davon aus, dass die Nachfrage nach solchen Produkten mittelfristig das Angebot übersteigen wird. Und dass sich steigende Produktionskosten durch höhere Preise ausgleichen lassen, weil die Endverbraucher zunehmend solche alternativen Produkte verlangen und bereit sind, dafür mehr zu bezahlen. BASF wolle dabei Vorreiter sein, so Brudermüller. Denn auch immer mehr BASF-Kunden seien bestrebt, den CO2-Fußabdruck ihrer Erzeugnisse (PCF: Product Carbon Footprint) zu reduzieren - und sie wollten genau wissen, wie es dabei um ihre Vorprodukte steht.

So habe BASF eine digitale Lösung entwickelt, um den PCF für rund 45 000 Verkaufsprodukte zu berechnen. Zum Beweis für das Kundeninteresse gab der Vorstandsvorsitzende eine Kooperation mit dem Konsumgüterhersteller Henkel bekannt. So werde Henkel mit Unterstützung der BASF die fossilen Inhaltsstoffe bei vielen Putz- und Pflegemitteln (Persil, Pril, Fa und Schauma) durch erneuerbare Alternativen ersetzen. Dabei gehe es um 110 000 Tonnen Inhaltsstoffe pro Jahr - 200 000 Tonnen Kohlendioxid sollen so vermieden werden.

Der Chemiekonzern ist nach den Berechnungen der „Zeit“ für ein Prozent der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. Allein das Werk Ludwigshafen stößt jährlich rund sieben Millionen Tonnen aus. Um die Emissionen zu vermindern, setzt Brudermüller weiterhin auf den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien. Damit sei 2021 eine Reduktion um drei Prozent gelungen, trotz deutlich höherer Produktionsmengen als im Jahr davor.

Bis 2030 sollen 100 Prozent des konzernweiten Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen stammen. Deshalb investiert BASF in Windpark-Projekte in der Nordsee und schließt mit europäischen Versorgern langfristige Lieferverträge für Wind- und Sonnenenergie ab. Brudermüller betonte, BASF arbeite an einer Vielzahl von Projekten, um „unsere anspruchsvollen Klimaziele zu erreichen“. (mit dpa)

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

Thema : BASF

  • BASF BASF kappt Übernahme-Garantie für Auszubildende in Ludwigshafen

    Bisher galt die Regel im Ludwigshafener Werk, dass Auszubildende mit gutem Abschluss übernommen werden. Warum diese Sicherheit für künftige Jahrgänge wegfällt. Und was der Betriebsrat dazu sagt.

    Mehr erfahren
  • BASF Warum braucht die BASF künftig so viel Strom?

    Auf dem Ludwigshafener BASF-Gelände wird eine riesige Umspannanlage gebaut. Das hat eine Menge mit dem Klimaziel des Chemiekonzerns zu tun.

    Mehr erfahren
  • BASF BASF stellt weniger Azubis in Ludwigshafen ein

    Der größte Ausbilder der Region hat weniger Bedarf für Nachwuchs. Auch in anderen Unternehmen geht die Zahl der Lehrstellen zurück.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen