Leserbrief - Zur Impfpflicht für Pflegekräfte „Personalproblem abgewälzt”

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Grundsätzlich stehen wir für das Impfen und die meisten bei uns sind auch dreimal geimpft. Von Pflegekräften ist anzunehmen, dass sie durch ihre tägliche Arbeit und regelmäßige Schulungen über eine höhere medizinische und hygienische Kompetenz verfügen als die meisten Politiker, die dieses Gesetz beschlossen haben.

Diese Verpflichtung ist einfach nur ein Schlag ins Gesicht für Menschen, denen wir vor nicht allzu langer Zeit unseren Dank durch Klatschen ausdrückten! Man spricht ihnen mit dieser Verpflichtung jegliche Kompetenz ab und stempelt diese Berufsgruppe pauschal als Impfgegner ab. Und das, obwohl in der Berufsgruppe durchschnittlich mehr Personen geimpft sind als in der Allgemeinbevölkerung! Wer spricht eigentlich mit den Pflegekräften am Bett? Selbst viele vollständig geimpfte Pflegekräfte fühlen sich durch diesen Impfzwang drangsaliert, ungleich behandelt und nicht wertgeschätzt!

Bei einer allgemeinen Impfpflicht für die Gesamtbevölkerung würde man diese Berufsgruppe nicht so dermaßen vor den Kopf stoßen. Hierzu ein paar Denkanstöße:

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Die Omikron-Welle hat zeigt, dass Geimpfte sich ebenfalls anstecken können und andere unwissend anstecken können. Die Impfstoffentwicklung ist noch nicht abgeschlossen und es kommen immer wieder neue Impfstoffe. Keiner weiß, wie oft die Impfung aufgefrischt werden muss. In Pflegeeinrichtungen ist inzwischen von einer vierten Impfung die Rede. Wird diese auch verpflichtend? Gesundheitseinrichtungen sind keine in sich geschlossenen Organisationen – wie werden Mitarbeitende im Gesundheitswesen vor Ansteckung von außen geschützt?

Warum zieht man nicht tägliches Testen für alle einer Impfpflicht vor? So könnten größere Ausbrüche vermutlich besser eingedämmt werden. Es gibt ein Gesetz, dass eine einrichtungsbezogene Impfpflicht vorschreibt, für Menschen, die seit Beginn der Pandemie ununterbrochen unter immenser Zusatzbelastung arbeiten. Niemand gibt zuverlässig Auskunft, was arbeitsrechtlich mit den Mitarbeitern passiert, die nicht geimpft sind! Wo ist die verbindliche Aussage wie oft diese Berufsgruppe zur Impfung verpflichtet wird? Zweimal, dreimal, monatlich oder je nach Virusvariante? Was passiert mit Mitarbeitern, die ein Attest haben? Wer prüft dieses Attest und nach welchen Kriterien? Die Behörden senden Fragebögen an die Einrichtungen, um Entscheidungsgrundlagen zu bekommen! Ist das die angestrebte Entbürokratisierung der Pflege? Welche aktiven Handlungen zugunsten der Einrichtungen erfolgen aus diesen verpflichtenden Datenübermittlungen?

Solange noch nicht einmal die Regierung einen Gesetzesentwurf für eine generelle Impfpflicht vorlegt, ist die einrichtungsbezogene Impfpflicht eine Diskriminierung der Pflegekräfte und vieler anderer Beschäftigter im Gesundheitswesen. Sie wird das Personalproblem in aktiven Gesundheitsversorgung deutlich verschärfen, wohingegen der Staat und die prüfenden Stellen diese nicht-geimpften Mitarbeiter einsetzen dürfen.

Aber auch dieses wachsende Personalproblem wird, wie vieles andere, von der Politik auf die Einrichtungen abgewälzt!