Pro & Kontra Einrichtungsbezogene Impfpflicht: Unumgänglich oder komplett überflüssig?

Ob Pfleger, Krankenschwester, Arzt, Ergotherapeutin oder Reinigungskraft in einem medizinischen Bereich – für all diese Tätigkeiten soll ab 16. März die einrichtungsbezogene Impfpflicht gelten. Wer nicht geimpft ist, bekommt Hausverbot. Doch wie sinnvoll ist diese partielle Impfpflicht?  

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Eine Person wird im Impfzentrum Berlin-Tegel von einem Impfarzt gegen das Coronavirus geimpft. Foto: Fabian Sommer/dpa © Fabian Sommer/dpa

Pro-Stimme »Partielle Impfpflicht ist ein unumgänglicher Schritt«

Der Streit ist da und er ist nicht zu überhören: Personal in den Pflegeeinrichtungen soll künftig gegen Covid-19 geimpft sein. Auch wenn Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nun querschießt und meint, ein Bundesgesetz torpedieren zu können, ist die Überlegung richtig: Nur durch das Impfen ist die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Sicherlich wäre es sinnvoll gewesen, diese Pflicht bereits früher einzuführen und nicht nur auf bestimmte Bereiche zu blicken, sondern auf alle Bürger auszudehnen. Damit hätte man auch in Senioreneinrichtungen wohl viele Todesfälle verhindern können, sind sich die Experten sicher. Nun will der Gesetzgeber die am stärksten gefährdeten und damit vulnerablen Gruppen vor einer Infektion schützen. Und wenn der Versuch einer Freiwilligkeit gescheitert ist, bleibt die Pflicht als „ultima ratio“.

Eine partielle Impfpflicht ist daher ein unumgänglicher Schritt. Es geht dabei nicht um ein Berufsverbot, sondern um den Schutz der Patienten und der Bewohner vor schweren Erkrankungen. Die Pflegenden kann man sich in Klinik und Senioreneinrichtung ja nicht aussuchen. Deshalb kommt gerade dieser Berufsgruppe eine besondere Verpflichtung zu. Auch in anderen Bereichen gilt eine Impfpflicht, etwa beim Kita-Personal, das eine Immunisierung gegen Masern vorweisen muss. Wo war da der Aufschrei, als diese Regelung zum 1. Januar in Kraft trat?

Wir haben als Gesellschaft anderen Menschen gegenüber Verantwortung. Die Impfung ist auch ein Zeichen der Solidarität.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

Kontra-Stimme »Einrichtungsbezogene Impfpflicht sorgt für eine weitere Spaltung des Gesellschaft«

Ich bin absolut gegen eine einrichtungsbezogene Impfpflicht. Sie bringt in meinen Augen überhaupt keinen Vorteil, solange diese Impfpflicht nur für das Personal, beispielsweise in einem Alten- oder Pflegeheim heim, gilt. Bewohner und Besucher müssen sich nicht impfen, bilden aber einen großen Teil der Einrichtung. Wie sinnvoll ist da eine partielle Impfpflicht?

Schaut man sich die Impfquote in den Wertheimer Einrichtungen an, liegt diese deutlich über 90 Prozent. War nicht zu Beginn der Pandemie die Rede von einer notwendigen Quote von 80 Prozent? Zugegeben, die Senioren tragen ein höheres Risiko, schwer an Covid zu erkranken. Müsste da nicht die Impfpflicht für diese Gruppe ausgesprochen werden?

Dazu kommt, dass diese Schwestern, Therapeuten, Ärzte, Putzfrauen und Pfleger bisher in der Pandemie, während absolute Inzidenz-Spitzenwerte erreicht wurden, ihren Dienst ohne wenn und aber versehen haben. Ihre Leistung wurde beklatscht. Doch nun gibt es eine Klatsche für genau diese seit zwei Jahren überstundenschiebenden Kräfte, indem ein Herr Lauterbach verkündet, dass man ab 16. März gut auf sie verzichten könne – so geschehen in einer Fernsehsendung vor wenigen Tagen. Mich beschleicht der Verdacht, dass der Gesundheitsminister schon recht lange nicht mehr in einem Heim zu Gast war.

Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Ich bin nicht gegen das Impfen – aber eine einrichtungsbezogene Pflicht sorgt für Abwanderung und noch mehr Spaltung der Gesellschaft. Will man das wirklich?

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim