Fußball

Lúkas Petersson: Auf Umwegen zum Torwart bei der TSG Hoffenheim II

Lúkas Petersson, Sohn von Löwen-Legende Alexander Petersson, ist U23-Torwart bei Hoffenheim. Dabei sollte der 19-Jährige schon lange aussortiert sein. Doch bei der TSG werden sie ihn wohl nicht mehr so schnell los

Von 
Kai Plösser
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Hoffenheims U-23-Keeper Lúkas Petersson hat den Sprung von der U19 in den Herrenbereich geschafft und will nun die nächsten Schritte gehen. © Real Salt Lake

Zuzenhausen. Bälle fangen, das können sie in der Familie Petersson. Nicht zuletzt deswegen hat es Alexander zur Legende bei den Handballern der Rhein-Neckar Löwen und mit Island zu Olympia-Silber 2008 sowie Bronze bei der Europameisterschaft 2010 geschafft. Wobei ihm da auch sein nicht zu unterschätzender Wurf geholfen haben dürfte. Gleiches gilt für seine Frau Eivor Blöndal, die beim Traditionsclub Valur Reykjavík und für die Nationalmannschaft Islands spielte. Da liegt es wohl nahe, dass auch der gemeinsame Sohn Lúkas Petersson mit einem Ball in den Händen etwas anfangen kann.

Doch im Gegensatz zu seinen Eltern hat es den Filius nicht auf die Platte getrieben. Der heute 19-Jährige entschied sich damals als Kind für den Fußballplatz. Handball hatte er auch mal gespielt. Aber: „Fußball hat mir immer mehr Spaß gemacht“, erklärt Petersson im Gespräch mit dieser Redaktion. Seine sportliche Entwicklung sollte ihm in seiner Entscheidung bisher Recht geben.

Der Torwart hat in diesem Sommer den Sprung von der U19 in den Herrenbereich der TSG Hoffenheim geschafft, wo er derzeit im Kader der U23 steht. Dabei war das so in jungen Jahren nicht abzusehen. Es war ein Umweg nötig, denn angefangen hat Petersson als Feldspieler.

Das war auch noch der Fall, als es Vater Alexander 2012 zu den Löwen verschlug und Sohn Lúkas sich dem VfB Rauenberg anschloss. Nachdem Hoffenheimer Scouts auf ihn aufmerksam wurden, spielte er zugleich im Kinderperspektivteam der Kraichgauer. Seit der U12 ist Petersson ausschließlich für die TSG aktiv. Dort lief er zunächst zwei Jahre als Verteidiger auf. Doch lief es mehr schlecht als recht. Bereits in der U13 sollte er ausgemustert werden.

Sich selbst gescoutet

Los wurden sie ihn aber nicht in Hoffenheim. Petersson scoutete sich quasi selbst und machte auf sein Talent aufmerksam: „Wenn ich im Sommer immer auf Island war, waren da Fußball-Turniere. Da war ich immer im Tor“, erläutert Petersson. So habe er vorgeschlagen, dass er das auch mal bei der TSG probieren könnte. „Das hat dann gut geklappt“, führt er trocken aus.

Wohl wahr. Als U16-Spieler schaffte er es in die U17-Nationalmannschaft Islands. Davor war Petersson bereits zu Lehrgängen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eingeladen worden. Für den DFB-Nachwuchs spielen, durfte er wegen seiner isländischen Staatsangehörigkeit aber nicht. Will er auch nicht: „Ich hätte eh nicht für Deutschland spielen wollen. Ich fühle mich als Isländer“, sagt der in Düsseldorf geborene Petersson.

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Dafür durfte er Anfang Juli mit Islands U19 bei der EM in Malta mitmachen. Das Team schied zwar in der Vorrunde aus, dafür hat Petersson aber an Erfahrung gewonnen. Zuvor hatte der Torhüter auch schon bei einem Lehrgang der A-Nationalmannschaft teilgenommen. „Es war sehr geil, mal die großen Jungs zu sehen und mit ihnen zu spielen“, ist Petersson begeistert.

Nun will er auch bei den Herren der TSG seine nächsten Schritte gehen. Dass er dabei auch hin und wieder mit den Profis trainiert und zum Ende der Vorbereitung mit der Bundesliga-Mannschaft in London war, motiviert ihn zusätzlich. Bei der U23 muss Petersson sich zunächst aber hinter Nahuel Noll anstellen, der bereits einen Profivertrag besitzt.

Deshalb stand Petersson in den ersten beiden Spielen der Regionalliga Südwest auch nicht im Kader. „Wenn Nahuel Noll aus dem Profikader bei uns spielt, nimmt Lúkas für ihn temporär den Platz im Trainingsbetrieb der Profis ein. Es macht für ihn mehr Sinn, im Training der Profis weitere Erfahrungen zu sammeln und die Umgebung dort kennenzulernen, anstatt bei uns auf der Bank zu sitzen“, erklärt U23-Trainer Vincent Wagner Peterssons Situation. Gleichzeitig hält er große Stücke auf ihn:„Lúkas ist ein großes Talent und ein toller Typ. Ihm gehört die Zukunft.“ Nun gelte es den 19-Jährigen an den Erwachsenenfußball heranzuführen und ihn aufzubauen.

Geduld gefragt

Peterssons Entwicklung kann das nur zugutekommen. Seine Stärken sieht der 1,95 Meter große „Lúksi“, wie er genannt wird, in seiner Größe sowie Präsenz, seiner Ruhe und seinem Abwurf. Nur darauf will er sich in Zukunft aber nicht verlassen. „Natürlich gibt es auch noch viele Bereiche, in denen ich mich weiter verbessern möchte. Dazu zählt mein linker Fuß.“

Petersson weiß, dass der Weg zu den Profis Zeit braucht - vor allem im Tor , wo nur wenige Plätze zu vergeben sind. Vorerst geht es ihm nun darum, irgendwann und irgendwo möglichst viel Spielzeit zu bekommen. „Aber oberste Priorität“, sagt er, „hat Hoffenheim. Hier bin ich zuhause. Das ist meine Heimat.“

Redaktion

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