Handball

So bewertet Rhein-Neckar Löwe Späth die Länderspiele

Ein Sieg und eine Niederlage gegen Island. Wie gut sind die deutschen Handballer? David Späth von den Rhein-Neckar Löwen gibt seine Einschätzung ab.

Von 
Marc Stevermüer
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Zeigte trotz Niederlage eine starke Leistung: David Späth. © Harry Langer/dpa

München. Für eine kurze Ansprache blieb noch Zeit. Nicht aber für eine tiefergehende Analyse. Denn es musste schnell gehen. Auch der Abschied. Schließlich stehen für die deutschen Handballer schon die nächsten Herausforderungen mit ihren Vereinen an, weshalb sie sich am Sonntagabend durch den Münchner Dauerregen auf den Heimweg begaben. Hinter ihnen lag eine Lehrgangswoche mit einem Sieg und einer Niederlage gegen Island. Vor ihnen liegt eine Terminhatz bis Weihnachten, ehe im Januar die Vorbereitung auf die Europameisterschaft beginnt.

Bundestrainer Alfred Gislason war mit den sieben Tagen „ganz zufrieden“. Es stellte sich abschließend allerdings die Frage, was in dieser Mannschaft wirklich steckt. Ist es dieses Team, das die Isländer am Donnerstag in Nürnberg mit begeisterndem Tempo-Handball demontierte und 42:31 gewann? Oder ist das wahre Gesicht dieser Mannschaft dann doch eher das, was es bei der 29:31-Niederlage am Sonntag im schmucken Münchner SAP Garden zeigte?

Bundestrainer Gislason: „Wir werden besser spielen müssen“

„Eine Mischung aus beidem“, sagte Torwart David Späth von den Rhein-Neckar Löwen. Ihm ging es vor allem darum, den unerwarteten Kantersieg im ersten Duell richtig einzuordnen: „Solch einen Tag wünscht sich jeder. Aber diese Leistung immer gegen solch einen Topgegner abzurufen, das wird schwer.“

Wenn man so will, spielte die DHB-Auswahl einmal am oberen Limit und einmal unterhalb ihrer Möglichkeiten. Grundsätzlich wäre dieses Fazit nach zwei Testspielen mitten im stressigen Herbst mit Bundesligaalltag und Europapokalaufgaben in Ordnung. Erst recht, nachdem sich die Mannschaft zuvor letztmalig im Mai gesehen hatte.

Aber: Schon bei der WM in diesem Jahr passte zu oft die Leistung nicht zum Potenzial dieser Ansammlung an Hochbegabten. Entsprechend wurden genau daran Erinnerungen wach, als die Deutschen am Sonntag gegen Island viele klare Chancen vergaben und Ballverluste aneinanderreihten. Acht Kontertore kassierte der Olympia-Zweite allein in der ersten Halbzeit. Zu viel.

Handball-Bundestrainer Alfred Gislason. © Harry Langer/dpa

„Wir werden im Januar besser spielen müssen“, sagte Gislason und formulierte damit letztendlich nichts anderes als einen Auftrag, der sich an alle richtet und insbesondere auch für ihn selbst gilt. Schließlich trägt der Bundestrainer die Verantwortung, das Maximum aus seinem Kader herauszuholen. In München sprach der 66-Jährige von „viel Arbeit“, die noch zu verrichten sei: „Wir haben einen weiten Weg vor uns, um im Angriff stabil zu spielen.“ Es ist aber eben auch nicht so, dass sich die Mannschaft noch finden muss.

Mit den drei Rückraumspielern Julian Köster, Juri Knorr und Renars Uscins sowie Kreisläufer Johannes Golla gibt es seit eineinhalb Jahren ein Gerüst, das die deutsche Mannschaft im Spätsommer 2024 ins Olympia-Finale führte. Auf dieses eingespielte Quartett kann der Bundestrainer immer zurückgreifen.

Weniger Abhängigkeit von Ex-Löwe Juri Knorr

Optimierungsbedarf gibt es sicherlich noch beim Einbau von Senkrechtstarter Marko Grgic in das Team, ein verlässlicher Ersatz für Uscins muss noch gefunden werden. Rechtshänder Miro Schluroff machte es einmal richtig und einmal weniger gut, Franz Semper hat immer wieder Probleme mit der Gesundheit. Und Uscins selbst fehlt seit einiger Zeit jene Unbekümmertheit und Leichtigkeit, die ihn bei den Olympischen Spielen ins weltweite Rampenlicht katapultierte. Zuletzt machte ihm auch noch eine Verletzung zu schaffen.

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„Renars kann uns sehr viel helfen. Aber dafür muss er gesund werden und sein Selbstvertrauen wiederfinden“, meinte Gislason, der in den Tagen von Nürnberg und München eine neue Rückraumvariante präsentierte. Anstelle von Knorr führte Köster auf der Mitte Regie, was vielversprechend aussah. „Julian ist ein sehr intelligenter Spieler, er hat das super gemacht“, lobte Knorr seinen Kollegen, der normalerweise auch im Deckungszentrum unverzichtbar ist. Doch im Herzen der deutschen Abwehr probierte Gislason ebenfalls etwas aus und holte den Gummersbacher Defensivexperten Tom Kieseler ins Aufgebot. Es könnte gut sein, dass man ihn auch im EM-Kader findet.

Bei der EM geht es gegen die Weltelite für die Nationalmannschaft

„Wir sind flexibler in der Abwehr geworden“, freute sich Gislason über eine zusätzliche Alternative, nachdem in der Vergangenheit immer sehr viel an Golla und Köster gehangen hatte. Mit dem Ergebnis, dass beiden im Turnierverlauf die Kräfte ausgingen oder Köster im Angriff nicht so viel eingesetzt werden konnte, weil er für die aufreibende Maloche in der Defensive geschont wurde. In diese Zwickmühle dürften die Deutschen nun nicht mehr so schnell geraten. Zumal es mit Kieseler nicht nur einen zusätzlichen Mann für den Innenblock gibt, sondern der aufstrebende Grgic längst auch bedenkenlos im Rückraum auf Kösters Position spielen kann.

Was die Qualität in der Breite angeht, müssen sich die Deutschen also wieder einmal keine Sorgen machen. Allerdings wird es noch ein wenig mehr brauchen, um bei der EM im Januar und damit ein Jahr vor der Heim-WM keinen schweren Dämpfer zu erleiden. In der Vorrunde trifft die DHB-Auswahl auf Spanien, Serbien und Österreich. In der Hauptrunde kommt es vermutlich zu Duellen mit Weltmeister Dänemark, Europameister Frankreich, Norwegen und Portugal. Torwart Wolff bezeichnete die Auslosung im Interview mit der „Welt“ als „Albtraum“.

Keine Frage: Damit es kein böses Erwachen gibt, werden beim Turnier in Dänemark, Schweden und Norwegen konstant Spitzenleistungen gefordert sein. Und zwar von allen. Also von jedem Spieler. Und auch vom Bundestrainer.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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