Mannheim. Halil Jaganjac versucht, was er kann. Gerne würde sich der Kroate sogar noch mehr bei den Rhein-Neckar Löwen einbringen. Doch es geht einfach nicht. Noch nicht. Oder vielleicht besser gesagt: immer noch nicht. Denn seit knapp einem Jahr macht ihm nun eine schwere Verletzung zu schaffen.
Am 19. November 2022 kugelte sich der 25-Jährige die Schulter aus. Und seit jenem verhängnisvollen Tag schuftet Jaganjac für sein Comeback. Es ist ein langer Kampf. Einer mit Höhen und Tiefen. Und einer, der länger dauert, als viele erwartet hatten. Denn als die Löwen im Juli in die Saisonvorbereitung starteten, war auch der Kroate wieder dabei. Er spielte viel in der Abwehr, warf auch aufs Tor. Zwar noch nicht mit der früheren Kraft, aber immerhin. Es ging aufwärts. Und dass die Schulter danach schmerzte, ordnete Jaganjac damals als normale Belastungsreaktion ein. Alle waren guter Dinge und die Löwen freuten sich auf die Rückkehr eines Schlüsselspielers. Im Prinzip war er so etwas wie der wichtigste Neuzugang.
Schmerzen beim Wurf
Vier Monate später ist Jaganjac weiterhin nur in der Abwehr einsetzbar. Zwischendurch spielte er sogar überhaupt nicht. Denn der Kroate musste erneut operiert werden, es wurde Narbengewebe entfernt. „Ich habe nach wie vor Schmerzen, wenn ich versuche, hart zu werfen“, gewährt der 25-Jährige nach dem ernüchternden 25:31 gegen den THW Kiel einen Einblick in seinen Gesundheitszustand und mutmaßt, im Sommer „zu früh mit dem Werfen angefangen zu haben“. Was ihm eine Warnung war.
Nun geht es der Rechtshänder langsamer an. Nichts wird überstürzt. Und auf die eine oder andere Woche mehr kommt es nun auch nicht mehr an. Doch wann kann er wieder im Angriff spielen? Niemand möchte das genau prognostizieren. Nach solch einer schweren Verletzung ist das schlichtweg schwierig. Doch man wird mit der These, dass Jaganjac erst wieder im nächsten Jahr eine Option für die Offensive ist, vermutlich keine Proteststürme auslösen. Noch nicht einmal beim Kroaten selbst.
Für die Löwen ist sein Mitwirken in der Abwehr ein Segen, sein Fehlen im Angriff aber ein Fluch. „Halil gibt uns richtig viel Energie“, freut sich Trainer Sebastian Hinze über den unermüdlichen Einsatz des unerschütterlichen Kraftpakets in der Deckung. Gleichzeitig ist mit dem notgedrungenen Verzicht auf den 25-Jährigen bei eigenem Ballbesitz aber auch ein wenig die Spielphilosophie verloren gegangen. Am liebsten würde Hinze ganz ohne Abwehr-Angriff-Wechsel agieren, um vor allem über Jaganjac in der zweiten Welle zu schnellen und vor allem auch sehr guten Tormöglichkeiten zu kommen.
Unvergessen bleiben die Auftritte des Kroaten bis zu seiner Verletzung in der vergangenen Saison, als er nicht nur das Spiel extrem beschleunigte, sondern sich auch immer wieder furchtlos in die gegnerische Abwehr stürzte, keinem Zweikampf aus dem Weg ging und mit Entschlossenheit den Abschluss suchte.
Tore wie diese fehlen den Löwen nun, denn keiner der anderen halblinken Rückraumspieler vereint die Qualitäten von Jaganjac. Gustav Davidsson und der momentan ebenfalls verletzte Philipp Ahouansou sind keine Kandidaten für den Mittelblock. Dort können zwar Olle Forsell Schefvert und Andreas Holst Jensen spielen, doch dem wahrlich schlauen Strategen Forsell Schefvert fehlt in der Offensive die Durchschlagskraft, wie sie Jaganjac hat, und der erst im Herbst verpflichtete Holst Jensen wirkt nicht richtig eingebunden. Kurzum: Halblinks ist gerade eine Mannheimer Problemposition. Das zeigte sich nicht zuletzt gegen Kiel, als allerdings alle Löwen – mit Ausnahme des überragenden Torhüters David Späth – eine schwache Leistung zeigten.
Dienstag in Lissabon gefordert
„Das war viel zu wenig, um zwei Punkte zu holen. Wenn man gegen Kiel gewinnen will, muss man 100 Prozent abrufen. Und das haben wir nicht“, beschönigt Jaganjac nichts. Die 18 technischen Fehler seien natürlich „viel zu viel“ gewesen. Dazu die vergebenen klaren Chancen in der ersten Halbzeit, als die Löwen den Ball mehrfach sogar neben oder über das Tor warfen: „Wir haben ja nicht aus zehn Metern, sondern aus sechs Metern geworfen. Diese Möglichkeiten müssen wir einfach nutzen.“
Hat der Pokalsieger aber nicht, weshalb er gerade im Tabellen-Mittelfeld der Bundesliga versinkt. Schon am Dienstag (20.45 Uhr/live bei Dyn und DAZN) sind die Löwen aber schon wieder gefordert, dann treten sie in der European League bei Benfica Lissabon an.
Nicht mit dabei sein werden Kapitän Patrick Groetzki (Verletzung der Plantarfaszie), dessen wochenlangen Ausfall die Löwen am Montag auch offiziell bestätigten, und der kurzfristig erkrankte Jannik Kohlbacher. Auf den Weg nach Portugal machte sich aber Jaganjac. Er will der Mannschaft erneut helfen. So gut es eben geht.
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