Das langfristige Ziel steht über allem. Als Sebastian Hinze im Sommer 2022 Trainer der Rhein-Neckar Löwen wurde, formulierte er eine Vision. In drei bis fünf Jahren, sagte der gebürtige Wuppertaler damals, sollten die Mannheimer wieder zu den Spitzenclubs in der Handball-Bundesliga gehören. Das hört sich nach einer langen Zeit an. Erst recht im schnelllebigen Profisport. Aber Hinze wusste nach Jahren des Niedergangs bei den Löwen eben ganz genau, wie viel Arbeit vor ihm liegt. Und entsprechend ist es gerade jetzt wichtig, sich an seinen damaligen Satz zu erinnern. Denn der eher enttäuschende Start in die neue Saison zeigt, wie weit sich die Mannheimer in den Jahren vor Hinze von der Spitze entfernt hatten.
Der Weg zurück nach oben begann zwar in der vergangenen Saison verheißungsvoll mit Platz fünf und dem Pokalsieg, weshalb die Löwen davon sprachen, dem eigenen Zeitplan vielleicht voraus zu sein. Mittlerweile zeigt sich aber, dass die vorab veranschlagten drei bis fünf Jahre eine vernünftige Einschätzung waren. Saisonübergreifend sammelte der zweifache deutsche Meister zuletzt nur 21:29 Punkte. Der Negativtrend deutet sich also – Pokalsieg hin oder her – schon seit Mitte März an. Und spätestens jetzt sind die Löwen auch tatsächlich zurück in der Realität angelangt. Es wird schwer genug, sich überhaupt für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Denn dem aktuellen Kader fehlt es auf der einen oder anderen Position an Klasse.
In der Breite sahen sich die Badener vor dieser Runde eigentlich besser aufgestellt. Nach einem Drittel der Saison muss man allerdings festhalten: Keiner der Neuzugänge ist bislang eine echte Verstärkung, im Kader gibt es ein großes Leistungsgefälle. Entsprechend setzte Hinze zuletzt gegen den SC DHfK Leipzig nur neun Feldspieler ein. Aus Mangel an Alternativen? Es sieht ganz danach aus.
Team mit Talent und Defiziten
Gewiss: Für manch ein Problem können die Löwen nichts. Dass ihnen Persönlichkeiten und Leistungsträger wie Uwe Gensheimer und Halil Jaganjac monatelang verletzungsbedingt fehlen, ist Pech. Und doch gibt es in diesem Kader – unabhängig von Verletzungen oder jugendlicher Unerfahrenheit – Defizite.
Zu Kreisläufer Jannik Kohlbacher fehlt im Angriff eine echte Alternative. Im Rückraum hängt zu viel an Juri Knorr. Und auf der halbrechten Position wurde der Weggang von Albin Lagergren nur unzureichend aufgefangen. Immerhin: Mit der Verpflichtung von Ivan Martinovic zur neuen Saison besteht zumindest auf dieser Position berechtigte Hoffnung auf Besserung.
Nun darf man gespannt sein, welche zusätzlichen Qualitätstransfers die Löwen in naher Zukunft tätigen. Denn so spannend der weitere Weg der zweifelsohne hoch veranlagten Talente wie David Móré, Lion Zacharias, Philipp Ahouansou und David Späth auch ist. Nur mit der Entwicklung von jungen Spielern dürfte es schwierig mit der dauerhaften Rückkehr in die Bundesliga-Spitzengruppe werden. Sogar in drei bis fünf Jahren.
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