Mannheim. Die Ausbildung eines Torhüters erfordert - vergleicht man die Positionen im Eishockey miteinander - die wohl individuellste und längste Förderung. Arno Tiefensee und Felix Brückmann sind dafür gute Beispiele. Obwohl - oder vor allem weil - sich die beiden Goalies in ihren Profi-Karrieren an unterschiedlichen Punkten befinden. Das Duo geht zwar bereits in seine dritte gemeinsame Saison, doch während sich der 22-jährige Tiefensee noch relativ am Anfang befindet, kommt das Karriereende beim 33-jährigen Brückmann langsam aber sicher in Sichtweite. Entsprechend unterschiedlich lief auch ihr Sommer ab.
Tiefensee verbrachte Anfang Juli eine Woche im sogenannten Development Camp - also dem Nachwuchscamp - der Dallas Stars. Jener Club aus der National Hockey League (NHL) hatte sich bereits im Draft 2023 die Rechte am 1,94 Meter großen Torhüter gesichert und ihn erneut für einige Tage zu sich nach Dallas eingeladen. Für Tiefensee, der in Mannheim in den vergangenen beiden Play-offs als Nummer-Eins-Torwart zwischen den Pfosten stand und in vier Partien für die deutsche A-Nationalmannschaft auflief, war das „eine coole Erfahrung“, wie er betonte.
In Saisonvorbereitung wechselten sich Tiefensee und Brückmann im Tor ab
Auch das Feedback, das der ehemalige Jungadler nach den Trainingseinheiten von den Verantwortlichen der Stars bekam, war durchaus positiv. „Mir wurde gesagt, dass ich mich gut weiterentwickeln würde“, berichtete der Linksfänger, dem per Videoanalyse mit den Torhütertrainern aufgezeigt wurde, was er bereits gut macht und wo er sich noch verbessern kann. Das soll er in der anstehenden Saison bei den Adlern und (noch) nicht in Texas umsetzten. Diese Entscheidung ist eng mit dem NHL-Club abgestimmt.
Zumal bereits in der vergangenen Saison Talentspäher der Stars in Mannheim waren und sich die Organisation sowie die Trainingsmöglichkeiten angesehen haben. „Sie sind davon überzeugt, dass Mannheim eine sehr gute Organisation ist, in der ich mich super entwickeln kann. Nicht nur in den Spielen, sondern auch, weil ich in einer guten Mannschaft bin, in der ich auch im Training gefordert und gefördert werde und zudem gute Trainer habe“, zählte Tiefensee auf.
Gleichzeitig machte der Torwart aber auch kein Geheimnis daraus, in der übernächsten Saison - wenn er die Chance bekommen sollte - sein Glück in Dallas versuchen zu wollen. „Ich möchte aber nicht vorausschauen. Sonst macht man sich zu viele Gedanken, was in der Zukunft sein könnte, als darüber, was aktuell ansteht“, betonte Tiefensee.
Die Aktualität heißt Saisonstart mit den Adlern Mannheim. In der Vorbereitung wechselte sich Tiefensee mit Brückmann jeweils im Kasten ab. Beide lieferten dabei Argumente, um als Nummer eins in die Saison zu starten - und beide sind sichtlich motiviert.
Brückmann betonte bereits Anfang August, dass er „so fit wie noch nie“ in seiner bisherigen Karriere sei. Ein Umstand, der auch mit der vergangenen Spielzeit zusammenhängt, in der der erfahrene Goalie immer wieder von Krankheiten und Verletzungen zurückgeworfen wurde. „Nach der Saison habe ich alles aufgearbeitet und versucht, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen“, erklärte Brückmann und ergänzte: „Aber jetzt geht der Blick nur noch nach vorn.“
Brückmann nahm im Sommer am C-Lizenz-Trainerlehrgang teil
Interessant: Der stets reflektierte Brückmann, der genau wie Tiefensee nicht nur durch seine sportlichen, sondern auch seine menschlichen Fähigkeiten zu glänzen weiß, wagte im Sommer einen Blick über den Tellerrand und nahm am Trainerlehrgang für die C-Lizenz teil. „Ich habe das in erster Linie für mich selbst gemacht, um Hintergründe besser mitzubekommen und um zu sehen, ob das später mal was für mich ist“, sagte Brückmann - jedoch nicht ohne zu betonen, dass er noch viele Jahre aktiv auf dem Eis stehen möchte.
Und dort will er sich mit Tiefensee einen fairen Wettkampf um die Stammposition liefern. „Wenn ich gesund bleibe, kann ich der Mannschaft weiterhelfen - egal in welcher Rolle“, sagte Brückmann. Das Wichtigste für ihn sei aber zunächst, dass das neu zusammengestellte Adler-Team schnell zueinander findet: „Dann können wir auch eine starke Saison spielen.“
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