John Gilmour ist der Inbegriff eines Sonnyboys. Der Kanadier ist immer gut gelaunt, begegnet jedem offen und mit einem breiten Lächeln. Sein Herz geht vor allem dann auf, wenn er das macht, was er am liebsten tut: Eishockey spielen. Vor einem Monat hat seine große Leidenschaft allerdings ernstzunehmende Konkurrenz erhalten: Am 23. Juli brachte Gilmours Frau Laurence Zwillinge auf die Welt. Mit der Geburt von Austin und Cameron hat sich im Leben der Gilmours einiges geändert – und es vollkommen gemacht.
„Das ist ein lebensveränderndes Ereignis, es war einfach alles unglaublich schön. Die Zeit vor und nach der Geburt war sehr intensiv; etwas, das ich nie vergessen werde“, sagt Gilmour, der aus diesem freudigen Grund auch etwas später zum Camp in Mannheim erschien.
Die Adler hatten dem 32-Jährigen, der in seine dritte Saison bei den Blau-Weiß-Roten geht, einige Tage Sonderurlaub gestattet, damit er sicherstellen kann, dass bei seiner Familie alles geregelt ist. „Ich bin dem Club unendlich dankbar dafür, das hat uns die Welt bedeutet“, sagt Gilmour und ergänzt: „Man kann alles noch so schön planen, aber die ersten Tage nach einer Geburt verlaufen chaotisch. Wenn du denkst, dass du an alles gedacht hast, irrst du.“
Da Gilmour die ersten offiziellen Trainingseinheiten in Mannheim verpasste, wurde er langsam ans Team herangeführt. Der Offensivverteidiger machte zwar die Reise ins Trainingslager nach Kitzbühel mit, er wurde aber in den Testspielen gegen die Graz 99ers (4:1 und 5:2) noch geschont. Erst beim Doppelpack gegen die Schweizer Clubs HC Davos (3:4 nach Verlängerung) und HC Ambri-Piotta (3:4 nach Verlängerung) am Donnerstag und Freitag mischte er wieder mit.
Vor allem gegen Ambri-Piotta deutete der Kanadier wieder die Fähigkeiten an, mit denen er die Adler-Fans in den vergangenen zwei Spielzeiten begeistert hatte. Gilmours Stellenbeschreibung ist zwar die eines Verteidigers, aber nicht zuletzt dank seiner starken läuferischen Fähigkeiten hat er ein gutes Gespür dafür, wann er sich in die Offensive einschalten kann. Und klappt es doch mal nicht so wie geplant, ist Gilmour meist so schnell wieder zurück, um eine möglicherweise entstandene Lücke zu stopfen.
Gegen Ambri-Piotta ist Gilmour am frühen Führungstreffer beteiligt
Am Freitag leitete der 32-Jährige die frühe Mannheimer Führung ein. Nach seinem Schuss schaltete Matthias Plachta am schnellsten, er legte noch einmal zu Maximilian Heim ab, der zum 1:0 vollstreckte (1.). Wie am Vortag gegen Davos kostete den Adlern das zweite Drittel ein besseres Ergebnis. Diego Kostner (24.) und Inti Pestoni (25.) stellten mit einem Doppelschlag auf 2:1 für Ambri-Piotta, Chris DiDomenico erhöhte auf 3:1 (27.).
Die Mannheimer zeigten aber große Moral. Heim (32.) und Luke Esposito (53.) sorgten mit ihren Treffern dafür, dass die Entscheidung erst in der Verlängerung fiel. In dieser dauerte es nur 44 Sekunden, ehe Manix Landry dem Traditionsverein aus der Schweiz den 4:3-Sieg sicherte.
„Spiele gegen solche Kaliber bringen uns weiter. Natürlich würden wir am liebsten immer gewinnen, doch in dieser Phase der Saison geht es darum, zu lernen, die richtigen Schlüsse zu ziehen“, betonte Gilmour schon nach der Partie gegen Davos.
Der Kanadier nutzt jede freie Minute für Videogespräche mit seiner kleinen Familie. Er kann es kaum erwarten, bis Laurence, Austin und Cameron im September zu ihm nach Mannheim kommen. Die restliche Zeit genießt er mit seiner „zweiten Familie“. „So schwer es gefallen ist, meine Frau und die Zwillinge verlassen zu müssen, so sehr habe ich mich auf die Jungs gefreut“, sagt Gilmour.
Seinem Team traut er in der neuen Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL), die am 12. September mit einem Heimspiel gegen die Straubing Tigers beginnt, viel zu. Vor allem die Verteidigungsgruppe hat es Gilmour angetan: „Das sieht schon richtig gut aus, wir sind hinten drin sehr wettbewerbsfähig.“
Am kommenden Freitag (19 Uhr) steht gegen den HC Langnau schon die Generalprobe an. Dass danach zwei Wochen bis zum Rundenauftakt ohne Spiel anstehen, ist außergewöhnlich. Gilmour wird diesem Umstand so begegnen, wie vielem in seinem Leben: mit einer Prise Gelassenheit.
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