Mannheim. Dallas Eakins stand am Freitagabend in den Katakomben des SAP Garden. An seiner Miene war nicht abzulesen, dass die Adler Mannheim mit einem 2:1-Sieg beim EHC München gerade den Halbfinaleinzug perfekt gemacht hatten. Nach den Gründen für das Weiterkommen gefragt, wiederholte der Mannheimer Trainer ein Wort dreimal: „Checken, checken, checken. Die Jungs haben verstanden, wie wichtig das gegen München ist.“
Eakins durfte sich den Erfolg im Viertelfinale gegen seinen ehemaligen Trainer Don Jackson auch ans eigene Revers heften. Bei einem 1:2-Serienrückstand sprach nicht mehr viel für die Adler, die sich nach der hitzigen Auseinandersetzung in Spiel drei wieder auf das Sportliche konzentrierten. Es folgten drei Siege: 2:0 in München, 4:3 nach Verlängerung in Mannheim, 2:1 in München.
Adler-Trainer Eakins schätzt Berlin noch stärker ein als im letzten Jahr
Im Halbfinale, das am Dienstag (19.30 Uhr) in Berlin beginnt, wartet auf die Blau-Weiß-Roten nun aber eine andere, viel größere Herausforderung. Vor dem Titelverteidiger hat Eakins großen Respekt. „Ich finde, dass die Eisbären Berlin in diesem Jahr noch stärker sind als im letzten“, sagte Eakins und ergänzte: „Sie haben drei Sturmreihen, die dich killen können. Wir müssen zum richtigen Zeitpunkt die Tore schießen und so diszipliniert auftreten wie in unseren letzten drei Spielen gegen München. Ich bin mir sicher, dass es eine harte Serie wird.“
Prädestiniert für diese Serie ist Tobias Fohrler. Der Adler-Verteidiger ist kein Mann für die wichtigen Tore, niemand für Kabinettstückchen. Der 27-Jährige ist ein harter Arbeiter und genau deswegen so wichtig für und so beliebt in der Kabine. So wollte Torhüter Arno Tiefensee, der am Freitag mit 38 Paraden überragte und unter anderem einen Penalty von Chris DeSousa entschärfte, das Trainer-Lob für die eigene Leistung am liebsten an Fohrler weitergeben: „Klar, kann ich heute Abend ein bisschen stolz auf mich sein. Es liegt aber nicht nur an mir. Wenn Tobi nicht die vielen Schüsse geblockt hätte“, sagte der 22-Jährige, ohne diesen Satz zu beenden.
Der angesprochene Fohrler warf noch einmal einen Blick zurück, bevor er das Duell mit Berlin in den Fokus nahm. „Natürlich ist die Erleichterung jetzt nach dem Halbfinaleinzug riesengroß“, sagte der Rechtsschütze und ergänzte: „Ich finde, wir sind heute in München sehr erwachsen aufgetreten. Wir haben von Anfang an hinten dichtgemacht und kontrolliert gespielt.“
Diese Aussage traf vor allem auf die ersten 30 Minuten zu. Kristian Reichel (4.) und Kapitän Marc Michaelis (28.) hatten eine 2:0-Führung herausgeschossen, doch mit dem Rücken zur Wand stehend mobilisierten die Münchner noch einmal alle Kräfte. Yasin Ehliz (38.) und Les Lancaster (46.) scheiterten am Gestänge, die restlichen Schüsse waren sichere Beute von Adler-Torhüter Tiefensee, der in den letzten drei Viertelfinalspielen 116 von 120 Schüssen entschärfte und damit eine beeindruckende Fangquote von 96,7 Prozent aufwies.
Die Berliner sind technisch auch sehr gut. Sie werden noch ein bisschen härter spielen als die Münchner und versuchen, uns aus dem Konzept zu bringen.
Nur einmal musste sich der Jung-Nationalspieler geschlagen geben, als Andi Eder in der 59. Minute auf 1:2 verkürzte. „Vielleicht sind wir etwas zu passiv gewesen, aber Arno hat alles rausgefischt“, sagte Fohrler über Tiefensee. Der Verteidiger war einmal mehr beeindruckt von der Unterstützung der Adler-Fans. Während die Münchner Anhänger schon im zweiten Drittel „Wir woll’n euch kämpfen seh’n“ anstimmten, peitschten die Mannheimer ihr Team nach vorn. „Teilweise hat sich das angefühlt wie ein Heimspiel“, sagte Fohrler.
Dass nach dem Spiel auf dem Eis auch die Spieler mit ihren Teamkollegen abklatschten, die den entscheidenden Erfolg in der Serie „Best of Seven“ von der Tribüne aus verfolgen mussten, sei ein Zeichen des großen Zusammenhalts gewesen, wie Fohrler betonte: „Das ist der Teamspirit, von dem wir immer reden. In unserer Kabine ist eine große Energie und noch mehr Liebe.“
Adler müssen gegen Berlin ihre Torausbeute verbessern
In der Serie gegen München schossen die Adler nur in einer einzigen Partie mehr als zwei Tore. Dennoch reichte die magere Trefferquote zum Weiterkommen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass das gegen die Offensivwucht der Eisbären nicht genügen wird. „Wir müssen eine Schippe drauflegen“, sagte Fohrler. „Die Berliner sind technisch auch sehr gut. Sie werden noch ein bisschen härter spielen als die Münchner und versuchen, uns aus dem Konzept zu bringen. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“
Die Eisbären schlossen die Hauptrunde hinter dem ERC Ingolstadt auf dem zweiten Platz ab, Stürmer Leo Pföderl wurde als „Spieler der Saison“ ausgezeichnet. Mit Angreifern wie Ty Ronning (bislang 42 Tore) hat Trainer Serge Aubin viele Profis im Kader, die eine Partie im Alleingang entscheiden können. Und: Die Berliner scheinen den Adlern nicht zu liegen, die letzten acht (!) Duelle gingen an das Team aus der Hauptstadt. Die Mannheimer verloren nicht nur alle Vergleiche in der Hauptrunde 2024/25, sondern zogen auch in der Viertelfinalserie 2024 den Kürzeren. Auf einen fulminanten Auftaktsieg folgten vier Niederlagen am Stück. Der in Berlin geborene Adler-Verteidiger Leon Gawanke sagt daher: „Wir haben mit den Eisbären noch ein bisschen eine Rechnung offen.“
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