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Tischtennis-Akademie Külsheim fördert Talente

In der neu gegründeten „Tischtennis-Akademie Külsheim“ wird der heimische Nachwuchs maximal gefördert. Das Ziel: Die höchstmögliche Liga. Doch kann das klappen?

Von 
Michael Fürst
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Külsheim. Man müsste eigentlich gar nicht hinsehen, um zu erkennen, dass sich in der Schulsporthalle Külsheim etwas Besonderes tut. Die Geräusche genügen. Klickklack, klickklack, klickklack. Und das wahnsinnig schnell: klickklackklickklack. Doch die Spieler, die hier den Zelluloidball mit Drall und Präzision über die Tischtennisplatten jagen heißen nicht Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov oder Annett Kaufmann, sondern sie hören auf die Namen Jannis Würzberger, Levin Würzberger sowie Svenja Hepp.

Klickklackklickklack. Andreas Dörner ist da und übt mit den großen Talenten des FC Külsheim. Er ist Landestrainer beim Baden-Württembergischen Tischtennis-Verband. Er gibt Ballstafetten vor, unterbricht und korrigiert immer wieder. Dörner lobt: „Alle drei zeichnet ein enormer Trainingsehrgeiz aus.“ Jannis Würzberger ist 14 Jahre alt, Zwölfter in der Deutschen Rangliste bei den 15-Jährigen. „Für sein Alter bringt er schon ein prima Spielverständnis und enormen Spielwitz mit. Dazu hat er ein gutes Rotationsgefühl“, sagt Dörner.

Sein vier Jahre jüngerer Bruder Levin ist im 2014-er Jahrgang derzeit sogar Erster der Deutschen Rangliste. „Ähnlich wie sein Bruder: Spielwitz, Spielverständnis sind seine Stärken“, lobt Dörner. Und Svenja Hepp. Da holt der Verbandstrainer erst einmal tief Luft: „Sie ist sehr weit für ihr Alter. Ich habe in meiner Trainerkarriere noch nie ein so fleißiges und ehrgeiziges Mädchen in diesem Alter gesehen.“

Coach Christian Behringer ist das sportliche Herz des Projekts

Bei der Menge an starker Ranglistenplatzierungen und lobenden Worten muss man sich schon mal kneifen. FC Külsheim? Bundesliga statt Kreisklasse? Nun, das mit der Bundesliga ist vielleicht ein wenig hochgegriffen, aber deutlich weniger soll es dann auch nicht unbedingt sein. Das haben sich nicht nur die Väter der Talente, Ralf Würzberger und Wolfgang Hepp gedacht, sondern auch einige andere vom Tischtennissport begeisterte Mitstreiter: Im Mai dieses Jahres gründeten sie die Tischtennis-Akademie Külsheim. Sie wird am Samstag der Öffentlichkeit vorgestellt.

Hermann Braun und Martin Krug gehören ebenso zu der Führungscrew wie Coach Christian Behringer, der in seiner Arbeit von Tochter Felicia unterstützt wird. Der lizenzierte Trainer Leistungssport ist seit 2019 im Verein und sozusagen das sportliche Herz des Projekts. Wenn er spricht, fällt das Wort „Aufstieg“ sehr häufig. Den Ehrgeiz für sportliche Höchstleistungen hört man bei ihm aus jeder Silbe.

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Behringer erklärt das Ansinnen der Akademie: „Wir möchten mit mindestens einem unserer Stammspieler, die im Verein ausgebildet wurden, in der höchstmöglichen Liga spielen.“ Aber auch nur dann, wenn mindestens ein Spieler des FC Külsheim in der Mannschaft ist, würde man ein Aufstiegsrecht auch wahrnehmen. „Das ist unsere DNA“, sagt Christian Behringer. Diese Herangehensweise erklärt sich dann, wenn man versteht, wie das Förderkonzept des Deutschen und Baden-Württembergischen Verbandes funktioniert. Alle drei Talente gehören dem Baden-Württembergischen Förderkader an. Damit das so bleibt, müssen sie in den für ihre Altersklassen höchstmöglichen Ligen spielen. Können die im Heimatverein nicht mehr geboten werden, müssten sie den Verein wechseln. Um das zu verhindern, wurde die Akademie ins Leben gerufen. Bei den Herren ist mittelfristig die Oberliga das Ziel; bei den Damen die Regionalliga.

Vereinsmitglieder überzeugt

Allerdings gibt es zwischen „ins Leben rufen“ und dem „Leben einer Akademie“ noch etwas ganz Elementares: Arbeit. „Es ist fast ein bisschen wie eine Unternehmensgründung“, sagt Hermann Braun und erzählt, dass gerade in dieser Hinsicht Peter Herm und Harald Hetzel eine enorme Hilfe gewesen seien. Ralf Würzberger, er ist der Kopf der Crew, sagt: „Es galt erst einmal, die Vereinsmitglieder zu überzeugen, und hier vor allem von dem Prinzip abzurücken, dass keine fremden Spieler dafür bezahlt werden, um für den FC Külsheim zu spielen.“ Doch die sind nötig, zumindest temporär, um die erste Mannschaft möglichst fix aus der Verbandsklasse nach oben zu bringen. Jannis Würzberger ist hier bereits aktiv.

Interessantes rund um die Tischtennis-Akademie

  • Saisoneröffnung: Die Tischtennis-Akademie FC Külsheim stellt sich der Öffentlichkeit am Samstag, 12. Oktober, ab 17.30 Uhr in der Sport halle der ehemaligen Kaserne vor. Nach Showkämpfen und Selbstversuchen findet das Spiel der ersten Mannschaft in der Verbandsklasse Nord gegen Mühlhausen II statt (Beginn 19 Uhr).
  • Spielklassen: Herren I in der Verbandsklasse; Herren II in der Bezirksliga Ost; dazu noch dritte und vierte Mannschaft auf Bezirksebene. Damen I: Verbandsliga. Jungen U15 in der Verbandsliga. Mädchen U19: Verbandsklasse Nord-Ost. Dazu weitere Jugend- und Schülermannschaften.
  • Kooperation mit dem Tischtennis-Verband Baden-Württemberg: Bisher fand das Stützpunkttraining in Heilbronn statt, nun aber in Böblingen. Die Külsheims Talente müssen weite Strecken dafür in Kauf nehmen. Da sie aber absolute „Zielspieler“ des Verbandes sind, also Spieler, die man auch künftig tatsächlich in der nationalen Spitze sieht, kommt Verbandstrainer Andreas Dörner auch einmal in der Woche zum Training nach Külsheim.
  • Kontakt: www.tt-akademie-kuelsheim.de

Die Überzeugung gelang, die Akademie wurde auf die Schienen gestellt und hat nun mächtig Fahrt aufgenommen. „Mittlerweile haben wir 17 ehrenamtliche Helfer gewonnen. Es macht einfach Spaß etwas zu bewegen – nicht nur für Külsheim, sondern für die gesamte Region“, sagt Wolfgang Hepp. Während Würzbergers Worte von der Analytik getragen sind, nimmt Hepp eher die Rolle des Begeisterers ein. Er gestikuliert, seine Augen strahlen, wenn er von dem Projekt spricht. Martin Krug ist das „digitale Gehirn“ der Akademie. Er sorgt für Reichweite auf sämtlichen Social-Media-Kanälen und hat nun das digitale Saisonheft konzipiert. Und Hermann Braun kann sein Grinsen nicht unterdrücken, wenn er stolz sagt: „Bisher haben wir schon 35 Sponsoren für unser Projekt begeistert.“

Die Macher wissen auch, dass die drei Top-Talente nicht reichen werden, um die Akademie über weitere Jahre aufrecht zu erhalten. Tim Herm ist einer, der gerade eine ähnliche Spielstärke entwickelt; dazu gibt es weitere Schüler und Jugendliche „im Dunstkreis“. „Wir müssen nun vermehrt in die Schulen, um fürs Tischtennis zu werben“, sagt Ralf Würzberger. Wolfgang Hepp bedauert es, dass das Bezirksauswahltraining in Külsheim so wenig von den Vereinen angenommen werde. Aber das muss sich noch entwickeln.

Wie sind die Perspektiven?

Es bleibt die etwas unfaire Frage nach den Möglichkeiten, die Verbandstrainer Andreas Dörner in den drei Top-Talenten sieht. „Das ist wirklich schwer“, sagt er und ordnet die Perspektiven dann so ein: „Wenn sie so weiter machen können sie zwischen erster und dritter Bundesliga spielen. Wenn sie ihr Talent wirklich voll ausschöpften und der Ehrgeiz am Training beibehalten bliebe, „dann sind nach oben keine Grenzen gesetzt“, so Dörner,

Klickklackklickklack. Nein, Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov oder Annett Kaufmann heißen die Spieler nicht, die da in Külsheim den Zelluloidball zum Rotieren bringen; aber vielleicht heißen ihre Nachfolger ja Jannis Würzberger, Levin Würzberger und Svenja Hepp – doch das ist noch ein sehr weiter Weg…

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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