Fußball

Favoriten wackeln, Außenseiter jubeln

Am vergangenen Spieltag ging es in der Landesliga Odenwald drunter und drüber, was für die Ausgeglichenheit der Liga spricht.

Von 
Felix Röttger
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Der TSV Tauberbischofsheim (hier im roten Trikot Stürmer Tim Dirnberger) hat sich zuletzt bis auf den zweiten Tabellenplatz vorgearbeitet. © Martin Herrmann

Nach dem bemerkenswerten neunten Spieltag mit sechs Dreiern in der Fremde (nur der SV Königshofen ließ im heimischen Stadion nichts anbrennen), könnten jetzt die Auswärtshelden in ihren Heimspielen nachlegen. Oder waren die jüngsten Erfolge nur ein Roadtrip-Märchen? Überraschend schwächeln Mannschaften wie Aufsteiger VfK Diedesheim oder der FV Mosbach, der sich unversehens auf Tabellenrang 5 einsortieren musste. Vielleicht waren es nur Ausrutscher – oder ein Zeichen dafür, dass die Liga in dieser Saison besonders ausgeglichen und unberechenbar ist. Dafür spricht, dass Aufsteiger TSV Billigheim den ersten Auswärtssieg beim TSV Mudau einfahren und die Abstiegsplätze hin sich lassen konnte. Noch besser platziert ist Mit-Aufsteiger VfB Sennfeld, der beim FV Mosbach mit 3:2-Toren die Oberhand behielt.

Als Favorit geht Spitzenreiter Türkspor Mosbach in sein Heimspiel gegen Aufsteiger VfK Diedesheim . Die Gäste konnten überraschend bis auf Platz 2 am sechsten Spieltag vordringen, rutschten aber nach drei Niederlagen in Serie auf Rang 7 ab. Mit nur einem Punkt Vorsprung auf den TSV Tauberbischofsheim muss Türkspor nun schon ein Dreier gelingen, um Platz 1 nicht zu verlieren.

Beim SV Nassig muss sich im einzigen Samstagsspiel gegen den TSV Mudau zeigen, ob die Heimniederlage gegen Billigheim für die Gäste – nach sieben überzeugenden Auftritten ohne Niederlage – nur ein Ausrutscher war. Der Lohn für die soliden Auftritte des SV Nassig ist Platz sechs, der mit einem vierten Heimsieg noch ausbaufähig sein könnte. Im Vorjahr setzte es beim 2:4 im Hinspiel eine herbe Niederlage; diesmal soll es besser laufen.

Groß war der Jubel bei Aufsteiger VfB Sennfeld , der seinen vierten Saisonsieg ausgerechnet beim bis dahin im heimischen Stadion noch unbesiegten FV Mosbach gelang. Jetzt reist der FSV Waldbrunn an, der in den letzten vier Punktspielen bis auf ein 2:2-Unentschieden in Grünsfeld nichts Zählbares verbuchen konnte. Im letzten Direktvergleich vor zwei Jahren unterlag der VfB durch einen späten Treffer von Paul Bachmann mit 1:2-Toren. Jetzt scheint die Mannschaft von Spielertrainer Marcel Baumann das Momentum auf ihrer Seite zu haben.

Im zehnten Anlauf am zehnten Spieltag käme im Heimspiel des TSV Rosenberg gegen SV Neunkirchen eine Trotzreaktion nach der 1:6-Pleite in Königshofen gerade zur rechten Zeit. Es könnte zumindest ein Spiel auf Augenhöhe werden. Nur dank des reaktionsschnellen Florian Knörzer rettete der SV Neunkirchen am vergangenen Sonntag gegen den SV Nassig, der das Spiel gedreht hatte, beim 3:3-Unentschieden wenigstens einen Punkt. Mut machen könnte auch ein Rückblick auf den Direktvergleich in der vergangenen Saison, als Mikko Ohnsmann den umjubelten Siegtreffer zum 2:1 markierte.

Zu alter Stärke zurückfinden will der FC Grünsfeld im Duell mit dem FSV Tauberhöhe . Grünsfelds Spielertrainer Dominik Gerberich setzt im nebenstehenden Interview auf die Torgefährlichkeit mehrerer Offensivkräfte. Vor einem Jahr war es jedoch erneut Torjäger Alex Albert, der mit einem Doppelpack im Pokalspiel beim FSV Tauberhöhe den FC auf die Siegerstraße führte. Der bislang letzte Dreier der Gäste liegt bereits eine Weile zurück: Am vierten Spieltag war es Luis Fieger, der kurz vor dem Abpfiff mit dem Tor des Tages für den bislang letzten Sieg sorgte.

Der FV Lauda empfängt den TSV Oberwittstadt mit dem Ziel, seine Serie von drei Siegen weiter auszubauen. Die Gastgeber zeigten sich bislang besonders stark, wenn der Gegner selbst das Spiel gestalten wollte – dann konnte Lauda befreit aufspielen und seine Offensivqualitäten ausspielen. Der TSV Oberwittstadt hingegen setzt auf eine kompakte Defensivtaktik, die zuletzt beim torlosen Remis in Königshofen erfolgreich war. Die Mannschaft von Mario Greco steht mit nur sieben Punkten unter Druck und braucht dringend Zählbares. Auswärts gelangen in vier Spielen eine 1-1-2-Bilanz – mit nur einem erzielten Tor. Auch vor einem Jahr bewiesen die „Wittschter“, dass sie in Lauda bestehen können: Damals sorgten Yannick Gerner und Leon Kappes für einen 2:1-Auswärtssieg. Der FV Lauda ist also gewarnt.

Im Nachbarschaftsderby trifft der Tabellenzweite TSV Tauberbischofsheim auf den SV Königshofen als Spitzenreiter - allerdings „nur“ der Heimspiel-Tabelle. Ein echter Knaller also, nur dadurch getrübt, dass es bei drei Versuchen für die Messestädter bisher noch zu keinem Auswärtssieg gereicht hat. Die Mannschaft von SV-Trainer Ralf Schad zeigte sich gegen Rosenberg torhungrig, was ein offenes Spiel und spannendes Spiel in der Kreisstadt verspricht. Die Gäste sind von einigen Ausfällen gebeutelt. Wie der Sportliche Leiter Martin Michelbach mitteilte, stehen die zuletzt fehlenden Jonas Helbig und Niklas Michelbach wieder zur Verfügung. Den 6:1-Erfolg wollte er nicht überbewerten: Es sei optimal gelaufen, weil die Mannschaft schon frühzeitig auf die Siegerstraße einbog: „In der Anfangsphase war fast jeder Schuss ein Treffer. Tauberbischofsheim sei natürlich eine ganz andere Nummer: Da muss schon alles passen, um zu mindestens einen Zähler mitzunehmen.“ Das Momentum könnte für die Gastgeber sprechen, die vier Siege in Folge feiern konnten. TSV-Trainer Thorsten Lehnert kann mit seiner Mannschaft sehr zufrieden sein, die nach dem tollen Abschneiden im Pokal mit alter Stärke wieder in der Erfolgsspur ist.

Nach zwei Siegen in Folge empfängt der Aufsteiger TSV Billigheim im Nachbarschaftsderby mit breiter Brust den FV Mosbach , der zwei Pleiten in Folge einstecken musste. In Mudau gelang mit einem starken Auftritt im fünften Anlauf der erste Auswärtssieg. Jetzt soll der zweite Heimsieg gegen spielstarke Mosbacher gelingen. Wenn die Gäste Billigheim in die Schranken weisen wollen, müssen sie sich ihre Stärken besinnen und die sich bietenden Torchancen nutzen. Der Abstand zum Tabellenführer Türkspor ist schon auf sechs Punkte angewachsen.

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