FN-Redaktionsgespräch mit Wolfgang Reinhart

Reinhart zu ÖPNV im Main-Tauber-Kreis: "Gute Verknüpfungen nötig"

Im Redaktionsgespräch ging es unter anderem um die Themen Verkehr, Flüchtlinge und gesteuerte Zuwanderung. „Ukrainer, die bleiben wollen, schneller mit Sprache vertraut machen, ausbilden und integrieren“

Von 
Sascha Bickel
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Landtagsvizepräsident Reinhart im FN-Gespräch. © Sabine Holroyd

Main-Tauber-Kreis. Auch der Verkehr, besonders die Bahn, und die Flüchtlinge im Landkreis kamen beim Redaktionsgespräch von Chefredakteur Fabian Greulich und dem stellvertretenden Reporter-Chef Sascha Bickel mit dem Landtagsabgeordneten und Landtagsvizepräsidenten Wolfgang Reinhart zur Sprache.

Reinhart betont, dass der Main-Tauber-Kreis mit der A 81, der Frankenbahn Würzburg-Lauda-Stuttgart sowie der Westfrankenbahn von Aschaffenburg über Wertheim, Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim nach Crailsheim an sich eine gute Ausgangslage habe.

„Ich habe dem Landesverkehrsminister geschrieben, dass die Bürger dann bereit sind, auf die Schiene zu wechseln, wenn dort das Angebot stimmt“, so Reinhart, der sich nach eigenen Angaben auf verschiedenen Ebenen dafür einsetzt, dass der Stundentakt auf der Frankenbahn zum Dauerbetrieb wird.

Jetzt komme noch das 365 Euro-Ticket für junge Menschen in Baden-Württemberg und das 49-Euro-Ticket für alle. Die Voraussetzungen seien gut, aber das Angebot müsse da sein und funktionieren, sagt Reinhart, der anmerkt, dass es zwei Regiobuslinien – Tauberbischofsheim- Buchen und Bad Mergentheim-Künzelsau – gibt, „die gut angenommen und vom Land gefördert werden“. Gute Verknüpfungen der Bus- und Bahnverkehre seien das A und O für die Akzeptanz. Ständige Zugausfälle durch Personalmangel dürfe es nicht geben.

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Die Akzeptanz in der Bevölkerung spielt auch bei den Flüchtlingen im Land eine große Rolle. Von einer Überlastung der Kommunen war vor kurzem beim Gipfeltreffen in Berlin die Rede. Wolfgang Reinhart sagt dazu: „Während vielerorts sehr laut Alarm geschlagen wird, ist die Lage im Main-Tauber-Kreis zwar auch schon erheblich angespannt, aber nur deshalb etwas ruhiger, weil wir es den Bürgern zu verdanken haben, dass über 80 Prozent der ukrainischen Kriegsflüchtlinge privat untergekommen sind. Wenn das nicht möglich gewesen wäre, hätten wir wahrscheinlich auch schon voll belegte Hallen und mehr Probleme.“

Grundsätzlich seien die Flüchtlingszahlen in Deutschland und damit auch in Baden-Württemberg deutlich höher als 2015/16. Der Aufschrei des Gemeindetages sei berechtigt, so Reinhart, „denn der Bund kommt bei weitem nicht den finanziellen Herausforderungen nach, die sich hier stellen“.

Es sei auch nicht in Ordnung, dass allein Baden-Württemberg 2022 mehr Kriegsflüchtlinge aufgenommen habe als Frankreich, Spanien oder Italien. Gerade in solchen Krisenzeiten müsse es eine faire Verteilung innerhalb der EU geben.

„Ich sehe aber immer auch Chancen. Wenn die ukrainischen Flüchtlinge hier bleiben wollen, dann sollte man sie schneller mit unserer Sprache vertraut machen, ausbilden und integrieren. Hier gibt es nämlich Potenzial dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken“, meint Reinhart.

Im Main-Tauber-Kreis habe man derzeit 2500 Arbeitslose, aber 2800 offene Stellen. Es gebe also viele Chancen auch im Taubertal.

Und wie steht der Landtagsvizepräsident zur gesteuerten Zuwanderung? Dazu sagt Wolfgang Reinhart: „Aufgrund der viel geringeren Geburtenraten in unserem Land im Vergleich zu den 1960er Jahren brauchen wir eine kluge Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und nicht in die Sozialsysteme. Leider erlebe ich regelmäßig wie schwer der Staat alles macht. Das fängt bei der Visa-Erteilung an und geht bis zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen.“

Weiter fügt Reinhart an: „Ich schreibe gerade an einem Buch, in dem ich mich mit den demografischen Veränderungen unserer Gesellschaft und der Arbeitswelt auseinandersetze und fordere, den Deutschen mehr Freiheiten zu lassen. Die Lebenserwartung nimmt zum Beispiel erfreulicherweise täglich zu. Ich plädiere deshalb für ein Lebensarbeitszeitkonto und schlage mehr Korridore für die persönliche Entfaltung vor, damit auch Raum für eine längere Auszeit bleibt. Eine Wochenhöchstarbeitszeit befürworte ich zudem statt einer Tageshöchstarbeitszeit.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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