Medizinische Versorgung

Rothenburg: Das Krankenhaus ist gerettet – das ist geplant

Der Verwaltungsrat von ANregiomed hat eine Einigung für die Zukunft des Klinikverbundes gefunden. Die Standorte Dinkelsbühl und Rothenburg bleiben erhalten.

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Ralf Stegmayer
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Beim Pressegespräch dabei und zufrieden waren (von links) Dr. Petra Ziegler, Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, Dr. Markus Naser und Michaela Ebner. © Ralf Stegmayer

Rothenburg ob der Tauber. Zorn, Kampf, Zusammenhalt, Durchhaltevermögen, Hoffnung, Erleichterung – in diesem Drama war alles dabei. Von einem Happy End mag zwar noch keiner der Akteure sprechen, aber die Tatsache, dass die Krankenhäuser in Dinkelsbühl und Rothenburg erhalten bleiben, tut allen sichtlich gut. Ihre Gefühlslage wollten die Protagonisten aus Dinkelsbühl und Rothenburg darlegen und haben am Mittwoch zu einem Pressegespräch eingeladen: die Dres. Christoph Hammer, Markus Naser, Petra Ziegler sowie Michaela Ebner.

Am vergangenen Sonntag: Rund 500 Menschen versammeln sich in Dinkelsbühl, um wieder mal ihre Sorge um die Zukunft des Krankenhauses zu zeigen. Aufgerufen zu der Demonstration hat die Vorsitzende des Krankenhausfördervereins, die Hautärztin Dr. Petra Ziegler. Dieser Sonntag war wohl gewählt, weil es am Montag eine Sitzung des Verwaltungsrates geben sollte, die über die Zukunft der drei Kliniken im Landkreis Ansbach entscheidet.

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Und siehe da: Nachdem es bei den letzten Treffen der zwölf Verwaltungsräte keine Entscheidungen gab, wurden jetzt Nägel mit Köpfen gemacht beim Streit um den Erhalt der Krankenhäuser unter dem Dach von ANregiomed. Und das Ergebnis ist besser als erwartet für Dinkelsbühl und Rothenburg.

Demnach sei sich der Verwaltungsrat einig, „dass der Verbund mit seinen Klinikstandorten Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg (...) mit Anpassungen weiterentwickelt wird. Die Standorte Dinkelsbühl und Rothenburg bleiben als Krankenhäuser bestehen und bieten eine Notfallversorgung rund um die Uhr.“ Das teilt das Landratsamt Ansbach mit.

Tausende Teilnehmer bei mehreren Demonstrationen

Der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, selbst im Verwaltungsrat, fasst die Entscheidung vom Montag wie folgt zusammen: „Wir haben die Leistungsgruppen allgemeine Chirurgie und Innere, die Endoprothetik und die Tele Stroke Unit beim bayerischen Gesundheitsministerium angemeldet und gehen davon aus, dass diese genehmigt werden. Das heißt, dass das Dinkelsbühler Krankenhaus bis auf Weiteres ein Grund- und Regelversorger bleibt. Das ist erfreulich, weil wir noch im Februar zu einer sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung (süV) herabgestuft werden sollten. Das Ringen für das Krankenhaus in den letzten Jahren hat sich gelohnt“, so Hammer.

Erleichterung auch bei Petra Ziegler. „Gleich nach der Entscheidung am Montag hat der Bayerische Rundfunk bei mir angerufen und wollte eine Stellungnahme. Mir war es aber wichtig, erst mit den Mitarbeitenden unserer Klink zu sprechen. Allein der Blick in die sich aufhellenden Gesichter hat die Strapazen der letzten zwei Jahre aufgewogen. Die Stimmung ist jetzt viel besser“, sagt sie. Es gab sechs Demonstrationen in Dinkelsbühl mit rund 5.000 Teilnehmenden und drei in Rothenburg. „Ich danke auch der Politik, den Mitgliedern des Verwaltungsrats, dass sie zum Wohle der Bevölkerung entschieden haben. Und ich danke vor allem Christoph Hammer für seinen unermüdlichen Einsatz.“

Der Rothenburger Oberbürgermeister Dr. Markus Naser blickt auf den 19. Februar zurück. „Damals war die Herabstufung der beiden Häuser schon beschlossene Sache. Ich danke heute noch den fünf Verwaltungsräten, inklusive Christoph Hammer, die standhaft geblieben sind. Das wären keine Krankenhäuser im landläufigen Sinn mehr gewesen. Und die vielen Menschen bei den Demos, die haben doch nicht nur einen Salut gen Himmel geschickt. Wichtig ist auch, dass wir nicht gesagt haben ‚Hauptsache mein Haus bleibt‘. Und wir haben gezeigt, dass heutzutage auch was gut werden kann und nicht alles den Bach runtergeht.“

Gut für den ländlichen Raum

Erleichterung auch bei Michaela Ebner. Sie ist die Vorsitzende des Klinikfördervereins Rothenburg. „Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis. Unsere Klinik ist erstmal gesichert. Wir haben gezeigt, dass der westliche Landkreis eine Stimme hat. Für die Menschen im ländlichen Raum bedeutet das eine weiter gute gesundheitliche Versorgung. Was Dinkelsbühl angeht, auch für die Menschen im angrenzenden Württemberg. Auch ich habe sofort das Gespräch mit unserem Krankenhauspersonal gesucht. Die Unsicherheit ist weg, es kann wieder mehr Ruhe einkehren. Der ANregiomed-Vorstand muss jetzt den Beschluss umsetzen, darauf werden wir aufpassen“, sagt Ebner. Letztlich habe der Verwaltungsrat die Zahlen und Fakten, vor allem, was die Notfallversorgung angeht, nicht mehr ignorieren können.

„Nach der Schließung des Krankenhauses in Feuchtwangen war die einhellige Meinung: Danach geht es Dinkelsbühl und Rothenburg an den Kragen“, sagt OB Hammer. „Schon kurz nach meiner ersten Wahl zum Bürgermeister 2003 haben mir viele ins Gebetbuch geschrieben: ,Pass auf unser Krankenhaus auf‘. Seither beschäftigt mich dieses Thema. Doch wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen. Was wir haben, sind einige Jahre Handlungsspielraum. Diese Zeit gilt es zu nutzen, sich weiterzuentwickeln.“

„Es war gut, dass wir die Bevölkerung informiert haben, die Menschen mitgenommen haben. Auch hierfür danke ich Dr. Hammer“, sagt Petra Ziegler. Und Hammer fügt hinzu: „Die Menschen waren trotz nicht öffentlicher Beratungen und Entscheidungen wenigstens über das Wichtigste informiert. Deshalb können sie jetzt auch mit dieser Entscheidung umgehen, die ja doch eine recht gute ist. Die Angst vor einem zweiten Ellwangen war schon groß.“

Zur Info: In Rothenburg und Dinkelsbühl soll die „D-Arzt-Struktur“ bestehen bleiben, womit auch die berufsgenossenschaftliche Behandlung von Arbeitsunfällen, inklusive Wege- und Schulunfälle möglich sein soll. Beide Häuser können nach dem neuen Konzept weiter zu jeder Zeit vom Rettungsdienst aufgesucht werden. Die stationäre internistische Versorgung soll auch am Wochenende rund um die Uhr bleiben, ebenso die stationäre chirurgische Versorgung in Rothenburg. In Dinkelsbühl soll diese ambulant von 8 bis 21 Uhr angeboten werden. Das gilt auch für die ambulante Notfallversorgung. In Dinkelsbühl bleibt zunächst der orthopädisch-endoprothetische Schwerpunkt erhalten, der Umzug nach Ansbach erfolgt nach Fertigstellung des Bauabschnitts 6. Angestrebt wird die Fortsetzung der Schlaganfallversorgung in Anbindung an die Innere Medizin, die komplett erhalten bleibt. Die stationäre Kardiologie des Klinikverbundes wird in Ansbach gebündelt, Rothenburg soll Schwerpunkt der ambulanten kardiologischen Versorgung werden.

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