1500 Menschen versammelten sich auf Rothenburger Marktplatz

Mahnwache setzt starkes Zeichen der Solidarität mit Klinik

Ein Meer an Regenschirmen flutete am Sonntag den Rothenburger Marktplatz. Mit einer Mahnwache setzten rund 1500 Menschen ein buntes Zeichen der Solidarität.

Von 
Arno Boas
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Rund 1500 Menschen nahmen am Sonntag auf dem Rothenburger Marktplatz an einer Mahnwache für den Erhalt des Rothenburger Krankenhauses teil. Als Zeichen der Solidarität öffneten sie zeitgleich ihre Schirme, um damit einen Schutzschild zu symbolisieren. © ARNO BOAS

Rothenburg. Am Wetter hat es nicht gelegen, dass der Rothenburger Marktplatz am Sonntag komplett von einem Meer aus aufgespannten Regenschirmen geflutet war. Es herrschte ruhiges, trockenes Winterwetter, und doch glich der zentrale Platz der Stadt einem bunten Schirm-Teppich, als am Nachmittag an die 1500 Menschen auf ein Kommando ihre Schirme öffneten – und damit einen überdimensionalen Schutzschirm symbolisierten als sichtbares Zeichen ihrer Unterstützung für die Krankenhäuser in Rothenburg und Dinkelsbühl. Denn deren Zukunft in ihrer jetzigen Form steht in den Sternen.

Der Förderverein Mediroth hatte zur Mahnwache auf den Rothenburger Marktplatz gerufen – und viele Menschen kamen, auch aus den benachbarten württembergischen Landkreisen Main-Tauber und Schwäbisch Hall. Um die 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürften es gewesen sein, die sich – mit Schirmen unterschiedlichster Farben und Größen ausgestattet – auf dem Marktplatz trafen. Parallel fand eine ähnliche Veranstaltung in Dinkelsbühl statt, wo sich nach Angaben des dortigen Krankenhaus-Fördervereins an die 2500 „beschirmte“ Menschen versammelten, um für den Erhalt des Dinkelsbühler Krankenhauses zu demonstrieren. Zusammen mit der Klinik in Ansbach bilden die beiden Krankenhäuser den Klinikverbund ANregiomed. Seit langem schon befindet sich der Verbund in einer finanziell schwierigen Lage. Die beiden Standorte Rothenburg und Dinkelsbühl in ihrer jetzigen Form zu erhalten, ist erklärtes Ziel der Fördervereine und der beiden Kommunen.

Klinik-Schließung wäre „ein herber Verlust“

Die Vorsitzende des Rothenburger Fördervereins, Michaela Ebner, appellierte an den Verwaltungsrat von ANregiomed, keine Tatsachen zu schaffen. Bei einem Wegfall der Kardiologie in Rothenburg werde nur noch ein Bruchteil der Patienten in vertretbarer Zeit ein geeignetes Krankenhaus erreichen. Die Schließung „wäre ein herber Verlust, hier geht es nicht nur um Zahlen, sondern um Menschenleben“, rief Michaela Ebner unter dem Beifall der Menge. Sollte es zu einer Schließung der Kardiologie in Rothenburg und der Stroke Unit in Dinkelsbühl kommen, gäbe es im flächenmäßig größten Landkreis Bayerns nur noch ein Krankenhaus, das in Ansbach. „Wer übernimmt dafür die Verantwortung? Denken Sie an Ihr Gewissen und lassen Sie uns nicht im Regen stehen“ wandte sich die Rednerin direkt an die Verantwortlichen um den Klinik-Verbund-Chef Dr. Gerhard Sontheimer. Michaela Ebner zeigte sich überzeugt, dass es möglich sei, für die beiden Standorte eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen, weil ihr Wegfall ein „massives Versorgungsdefizit“ hinterlassen würde.

Rothenburgs Oberbürgermeister Dr. Markus Naser war „überwältigt“ von der großen Teilnehmerzahl an der Mahnwache, die er als „starkes Zeichen für den Erhalt“ der Klinik wertete. Seit vielen Monaten kämpfe man gemeinsam für den Erhalt der Einrichtung. Sein Fazit: „Es muss weiter drei vollwertige Kliniken geben“. In allen drei Häusern müsse zudem weiter eine 24/7-Notfallversorgung gewährleistet sein, „dabei darf Geld nicht der entscheidende Faktor sein“, so Dr. Naser.

Diese Forderungen wurden von der Menge lautstark beklatscht. Unter den Teilnehmenden kam eine stattliche Zahl auch aus dem Altkreis Mergentheim. „Die qualitativ sehr gute Rothenburger Klinik muss unbedingt erhalten werden“, sagte etwa Eugen Vogel aus Archshofen im FN-Gespräch. Gerade auch für ältere Menschen sei eine wohnortnahe Versorgung wichtig. Fritz Danner aus Schonach nannte die Klinik „unser Krankenhaus“. Die Kardiologie sei auf dem flachen Land besonders wichtig. Nach seiner Kenntnis kämen rund 30 Prozent der Rothenburger Patienten aus dem Württembergischen.

„Man muss die Menschen ernstnehmen“

Jutta Striffler, die zweite Vorsitzende des Fördervereins Mediroth, hatte auf Nachfrage der FN eine klare Forderung an die Verantwortlichen: „Man muss die Menschen ernst nehmen und darf sie nicht belügen“. Die „Verdruckstheit“ müsse aufhören, so die Stadträtin aus Rothenburg. Thilo Pohle, über die Rothenburger Stadtgrenzen hinaus auch als Filmemacher und Träger des Gottlob-Haag-Rings bekannt, drückte ebenfalls seine Solidarität mit der Klinik aus und zeigte sich tief bewegt von der Mahnwache. „Rothenburg lebt. So eine tolle und wichtige Veranstaltung habe ich noch nicht erlebt“. Die Entscheider in Ansbach, so Thilo Pohle, hätten das eindrucksvolle Bild der über tausend Schirme auf dem Marktplatz sehen sollen, „damit sie wissen, über wen und was sie entscheiden“.

Musikalisch umrahmt wurde die Mahnwache, bei der die offiziellen Reden bewusst kurz gehalten wurden, von Carmen Underwater und die Blechbläsergruppe Coro Festivo. Beim abschließenden Lied „Hallelujah“ stimmten viele Teilnehmer mit ein und sorgten für ein eindrucksvolles Ende der außergewöhnlichen Veranstaltung. Die Schirme wurden wieder eingeklappt, und im Nachgang wurde in kleinen Gruppen noch lange über die medizinische Versorgung diskutiert. Viel Zeit vergeht nicht mehr, bis womöglich Klarheit herrscht über die Zukunft der beiden Kliniken. Denn bereits am 19. Februar, so war zu hören, trifft sich der Verwaltungsrat zu einer nicht öffentlichen Sitzung. Vorsitzender des Gremiums ist der Landrat des Landkreises Ansbach, Dr. Jürgen Ludwig, sein Stellvertreter der Ansbacher Oberbürgermeister Thomas Deffner.

Wie am Rande der Mahnwache aus informierten Kreisen zu erfahren war, soll der Verwaltungsrat wohl die Einschätzung vertreten, dass es bei seiner Entscheidung über die Zukunft der Kliniken keiner Satzungsänderung bedürfe – das aber wäre Voraussetzung dafür, damit auch der Kreistag ein Wörtchen mitreden darf. Im Raum steht ferner der Begriff „intersektoraler Versorger“ als künftiges Konstrukt für die Rothenburger und Dinkelsbühler Kliniken – was letztendlich eine Verlagerung von der stationären zur ambulanten Versorgung bedeuten würde. Kritiker befürchten, dass so aus den Krankenhäusern eine Art medizinische Versorgungszentren werden könnte.

Klinikverbund ANregiomed



Das Leistungsspektrum von ANregiomed stützt sich nach eigenen Angaben auf drei Säulen: Als kommunales Krankenhausunternehmen sichert ANregiomed die wohnortnahe stationäre Gesundheitsversorgung sowohl in der Stadt Ansbach als auch im Landkreis Ansbach.

Die stationäre medizinisch-pflegerische Versorgung wird an den Klinikstandorten Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg o.d.T. angeboten. Zusätzlich bietet das Unternehmen auch ambulante Gesundheitsversorgung in fünf Medizinischen Versorgungszentren in Ansbach, Dinkelsbühl, Feuchtwangen und Rothenburg.

Mit der dritten Säule, einer Akademie mit sechs Fachschulen für Pflegeberufe, stellt ANregiomed gleichzeitig einen der größten Ausbilder in der mittelfränkischen Region dar.

Über 2.300 Mitarbeiter engagieren sich im ANregiomed Verbund für die Versorgung von jährlich 40.000 akutstationären und über 90.000 ambulanten Patienten.

Redaktion Redakteur bei den FN

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