Rückstufung zu intersektoralem Versorger abgelehnt

Rothenburger Krankenhaus: Lautstarkes Signal für Erhalt

Rund 1000 Menschen haben für den Erhalt des Rothenburger Krankenhauses in seiner jetzigen Form protestiert. Eine Rückstufung der Klinik wollen sie nicht akzeptieren.

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Arno Boas
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Rund 1000 Menschen demonstrierten am Sonntag auf dem Rothenburger Marktplatz für den Erhalt der Rothenburger Klinik in ihrer jetzigen Form. © Boas

Rothenburg. Der Förderverein Mediroth hatte am Sonntag kurzfristig zu einer Demo für den Erhalt der Rothenburger Klinik in ihrer jetzigen Form aufgerufen, weil man nicht sicher war, ob am kommenden Freitag der Verwaltungsrat von ANregiomed über die Zukunft der gemeinsam verwalteten Kliniken Ansbach, Rothenburg und Schillingsfürst entscheiden würde.

Die Rothenburger und ihr Umland – bis weit hinein ins Württembergische – stehen zu ihrem Krankenhaus und lehnen die vom Verwaltungsrat des Klinikverbunds ANregiomned ins Auge gefasste Rückstufung der Standorte Rothenburg und Schillingsfürst zu einem „intersektoralen Versorgungszentrum“ rundum ab. Diese Form des Krankenhauses bezeichnete ein Redner am Sonntag als „besseres Altenheim mit einem Verbandsplatz für Leichtverletzte“. Die Kritik am Klinikverbund war deutlich zu vernehmen, „seit Jahren leidet ANregiomed an einem schlechten Management“, hieß es von einem anderen Redner.

„Wir alle für ein echtes Krankenhaus“

Die Vorsitzende des Fördervereins Mediroth, Michaela Ebner, hatte im Vorfeld der Demo dazu aufgerufen, dass Vereine, Organisationen oder Firmen am Sonntag kurze Stellungnahmen abgeben, wovon dann auch rege Gebrauch gemacht wurde. Zuvor hatte die streitbare Fördervereinsvorsitzende die Kurzfristigkeit des Aufrufs erklärt: „Am kommenden Freitag tagt der ANregiomed-Verwaltungsrat, und es war zu befürchten, dass die Klinik-Landschaft wieder zur Abstimmung steht“. Wie berichtet, hatte der Verwaltungsrat in seiner Sitzung im Februar die Entscheidung über die künftige Krankenhausstruktur im Landkreis Ansbach vertagt. Zwar stellte sich mittlerweile heraus, dass das Thema am Freitag nicht zur Entscheidung auf der Tagesordnung des Gremiums steht, aber darauf wollte sich der Förderverein – genau wie der Förderverein der Schillingsfürster Klinik – nicht verlassen.

Unter dem Motto „Wir alle für unser echtes Krankenhaus“ kamen nach Schätzungen des Veranstalters rund 1000 Menschen auf den Rothenburger Marktplatz, darunter auch wieder zahleiche Teilnehmer aus dem Main-Tauber-Kreis und dem Landkreis Schwäbisch Hall. „Wir senden ein starkes Zeichen an die Verantwortlichen“, freute sich Michaela Ebner über die große Menschenmenge auf dem Marktplatz. Ohne echte Krankenhäuser sei eine adäquate Versorgung im westlichen Landkreis Ansbach nicht möglich. Auch an der Notfallversorgung, wie sie der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) vorsehe, wäre Rothenburg nicht mehr beteiligt, wenn die Klinik zu einem intersektoralen Versorger herabgestuft würde, so die Rednerin. Bei akut lebensbedrohlichen Fällen, die rund zehn Prozent der Einsätze ausmachen, würde Rothenburg nicht mehr angefahren, so die Befürchtung. Das Krankenhaus würde, so Michaela Ebner, zu einer rein geriatrischen Abteilung, eine Art „Praxisklinik“. Das, so die Fördervereinsvorsitzende, würde zu einer „Hülle führen, die in Notfällen nicht greifen kann“.

„Wir bleiben wachsam“

Michaela Ebner sah auch angesichts des „deutlich gesunkenen“ Defizits von ANregiomed keine Notwendigkeit, jetzt „vollende Tatsachen“ zu schaffen. Was einmal weg sei, komme nicht wieder. Die Demonstration zeige, „dass wir wach sind, dass wir laut sind und dass wir nicht aufgeben werden“, rief die Rednerin unter lautstarkem Beifall.

Die Teilnehmerzahl sei „beeindruckend“, sagte Rothenburgs Oberbürgermeister Dr. Markus Naser angesichts der kurzfristigen Anberaumung. Seit rund einem Jahr kämpfe man für den Erhalt echter Krankenhäuser. „Und ich sage Ihnen: Ohne unseren vehementen Kampf wäre das Thema schon längst erledigt“, rief der OB. Und er kündigte an, weiterzukämpfen, „bis das Thema vom Tisch ist“. Der Fördervereinsvorsitzenden zollte er großes Lob für ihren permanenten Einsatz zum Erhalt des Krankenhauses: „Sie leisten unglaubliche Arbeit“. Man werde wachsam bleiben und bei Bedarf wieder auf die Straße gehen, so der OB.

Nach einem musikalischen Beitrag des Historischen Festspiels traten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Organisationen und Vereine ans Mikrofon, darunter der Jugendbeirat, der Campus, der Migrationsbeirat, die Freiwillige Feuerwehr und der Seniorenbeirat. Dessen Vorsitzender Wilhelm Arnold kritisierte das „schlechte Management“ des Klinikverbunds ANregiomed, das die Belegschaft verunsichere und ein schlechtes Betriebsklima verursache. „Die besten Mitarbeiter gehen und verstärken die Personalnot“, so Arnold. Sein Rat an den Verwaltungsrat: „Kümmern Sie sich bitte um die Ursachen der Misere und lassen Sie die Kliniken in leistungsfähigem Zustand“.

„Man will uns eine Mogelpackung verkaufen“

Notfallmediziner Jan Overmans betonte, dass es bei der Notfallversorgung nicht um „verknackste Knöchel“ gehe, sondern um Menschenleben. „Die zehn Prozent der Fälle, um die es geht, das sind Gesichter, das sind Menschen“. Für eine Notfallbereitschaft brauche es eine Intensivstation. „Man will uns stattdessen eine Mogelpackung verkaufen“, übte der Medziner scharfe Kritik an der geplanten Rückstufung der Klinik.

In die gleiche Kerbe schlug Dr. Paul Kerscher, der lange Jahre Chefarzt der Chirurgie am Rothenburger Krankenhaus war. Ein intersektoraler Versorger sei nur noch eine Rumpfklinik, „das wollen wir nicht zulassen“. Rund 80 Prozent aller Kliniken in Deutschland würden ein Defizit verursachen. Seine Schlussfolgerung: „Nicht die Krankenhäuser arbeiten schlecht, sondern die Finanzierung ist schlecht“. Durch eine Reduzierung des Angebots in Rothenburg und Schillingsfürst werde sich in Ansbach „nichts bessern“, war der Mediziner überzeugt.

Redaktion Redakteur bei den FN

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