"Vereine" - Volker Noe, Ehrenamtsbeauftragter des Neckar-Odenwald-Kreises, im FN-Interview über Corona, Soziale Medien und die Zukunft

Volker Noe: „Ohne die Vereine wäre hier tote Hose“

Vereine haben in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Einer, der ihnen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite steht, ist Volker Noe, Ehrenamtsbeauftragter des Neckar-Odenwald-Kreises.

Von 
Maren Greß
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Sie kümmern sich gemeinsam um die Vereine der Region: Claudia Gerathewohl und Volker Noe. © Maren Greß

Neckar-Odenwald-Kreis. Etwa 300 Anfragen von Vereinen bekommt Volker Noe, Ehrenamtsbeauftragter des Neckar-Odenwald-Kreises, pro Jahr. Oftmals haben die Vorstandsmitglieder Fragen zur Satzung, aber auch zu Steuer, Datenschutz oder Gema. Was die Vereine seiner Meinung nach ausmacht, und wie es um die Zukunft mancher „Branchen“ steht, verrät Noe im FN-Interview.

Herr Noe, wie wichtig sind die Vereine, gerade für den Ländlichen Raum?

Volker Noe: Die sind für uns ganz wichtig, gerade für kleine Ortschaften. Ohne die Vereine wäre hier im Neckar-Odenwald-Kreis, was gemeinsame Zusammenkünfte, Feste und Veranstaltungen betrifft, tote Hose.

Und was macht die Vereine aus?

Noe: Der Zusammenhalt, der Spaß an der gemeinsamen Sache und der soziale Aspekt, der ist besonders wichtig für ältere oder alleinstehende Menschen.

Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft der Vereine?

Noe: Wenn ich ganz ehrlich bin: Ja. Gerade jetzt nach Corona ist es für viele Vereine schwierig, wieder in Tritt zu kommen.

Sie haben gerade das Thema Corona angesprochen. Wie sehr hat die Pandemie der Vereinswelt geschadet?

Noe: Ich glaube, hier in der Region ist es nicht ganz so schlimm, die meisten Mitglieder werden wiederkommen. Aber es gibt bestimmt auch einige Vereine, für die Corona das Todesurteil bedeutet hat.

Gibt es seit Corona überdimensional viele Vereinsauflösungen?

Noe: Nein. Ich bekomme nur zu spüren, dass viele Vereine damit zu kämpfen haben, Helfer beispielsweise für Vereinsfeste zu finden. Aber da kann ich leider nicht konkret unterstützen. Ich habe keine Liste mit Namen von Leuten in der Schublade liegen, die gerne helfen oder ein Vorstandsamt übernehmen würden. Was ich tun kann, ist, zusammen mit den Verantwortlichen eine Satzungsänderung vorbereiten, so dass ein Vorstandsteam gebildet werden kann. Die Aufgaben werden so auf mehrere Schultern verteilt.

Gehen die Tendenzen derzeit mehr in Richtung solcher Vorstandsteams?

Noe: Ich würde sagen, rund 50 Prozent der Vereine, bei denen Vorstandswahlen anstehen, gehen aktuell diesen Weg.

Was halten Sie von diesem Modell mit Vorstandsteams?

Noe: Ich finde es gut. Die Vereine tun sich damit leichter, jemanden zu finden, der Verantwortung übernehmen will.

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Wie wichtig finden Sie die Sozialen Medien, gerade im Hinblick auf Mitgliedergewinnung?

Noe: Zur Mitgliedergewinnung finde ich es wichtig, um den Verein nach außen attraktiv zu präsentieren. Wenn man allerdings jemanden sucht, der das Amt des Vorsitzenden oder Trainers übernehmen soll, geht das meist nur durch persönliche Ansprache. Über das Internet findet man da niemanden.

Werden Sie oft um Rat gefragt, wie man Mitglieder werben kann?

Noe: Hier gibt es eher wenige Anfragen. Aber ich gebe den Vereinen dann immer folgende Tipps: Potenzielle neue Mitglieder persönlich ansprechen und positive Aspekte des Ehrenamts in den Vordergrund stellen. Bei der Gewinnung von Mitgliedern für Führungsämter hat es sich oftmals schon bewährt, dass man zu Papier bringt, was der einzelne Aufgabenträger überhaupt zu machen hat.

Warum wollen immer weniger junge Leute ein Vorstandsamt bekleiden?

Noe: Es ist zeitintensiv und man übernimmt eine große Verantwortung. Es gibt außerdem viele Umstände von außen, die auf einen hereinströmen, gerade im administrativen Bereich – Satzungsrecht, Steuerrecht, Veranstaltungen anmelden, etc. Das schreckt viele ab. Und das geänderte Freizeitverhalten spielt hier auch noch eine Rolle. Man möchte sich eher zeitlich beschränkt einbringen, beispielsweise bei einem Projektorchester.

Im Main-Tauber-Kreis gibt es keinen Ehrenamtsbeauftragten des Landratsamtes. Der Blasmusikverband und der Narrenring sind aber landkreisübergreifend. Bekommen Sie demnach auch Anfragen aus dem Main-Tauber-Kreis?

Noe: Ja, es melden sich gelegentlich einige Vereine aus dem Main-Tauber-Kreis bei mir. Diese Anfragen werden natürlich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch beantwortet.

Was würden Sie jemandem raten, der sich in einem Verein engagieren will?

Noe: Man soll sich erst einmal die richtige Sparte raussuchen. Dann sollte es wohnortnah sein, am besten natürlich im eigenen Ort. Für Zugereiste oder Neubürger ist das nämlich der ideale Weg, um Anschluss zu finden und sich zu integrieren.

Etwa 1400 eingetragene Vereine gibt es im Neckar-Odenwald-Kreis. Werfen wir mal einen Blick in die Zukunft: Was denken Sie, wie viele davon es in zehn Jahren noch gibt?

Noe: Das ist schwierig zu sagen, 1000 Vereine wird es aber bestimmt noch geben. Ich bin mir sicher, dass das bleibt.

Gibt es eine Branche, die besonders vom „Aussterben“ bedroht ist?

Noe: Ich glaube reine Männerchöre werden es in der Zukunft schwer haben, da hier oftmals der Nachwuchs fehlt.

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