Lichtblicke zivilcouragierten Eingreifens - Sieben Zivilcourage-Preise für sieben Fälle, in denen couragierte Bürger in Notsituationen gehandelt haben

Verein „Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis” hat  Zivilcourage-Preise verliehen

Zum zwölften Mal hat der Verein „Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis“ Zivilcourage-Preise verliehen. Geehrt wurden Frauen, Männer und zwei Kinder dafür, dass sie hinschauten, handelten und Schlimmeres verhinderten.

Von 
Ursula Brinkmann
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Zum zwölften Mal hat der Verein „Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis“ Zivilcourage-Preise verliehen. Geehrt wurden Frauen, Männer und zwei Kinder dafür, dass sie hinschauten, handelten und Schlimmeres verhinderten. Kommunale Vertreter aus den Rathäusern und solche aus dem Bereich der Kriminalprävention sind froh über solch engagiertes und beherztes Eingreifen. © Ursula Brinkmann

Neckar-Odenwald-Kreis. Nur ein paar Schritte sind es vom kleinen Bahnhof in Neckarzimmern bis zur Sport- und Festhalle der Gemeinde. Elf Monate liegen zwischen zwei Ereignissen, die die beiden Orte verbinden.

Am 14. April 2021 wird eine schwangere Frau an der Bahnhofstreppe von der 20-jährigen Selina Dalga Bucak vor einem Angreifer geschützt. Am 15. März des darauf folgenden Jahres erhält Bucak dafür den Hauptpreis des Fördervereins „Kommunale Kriminalprävention im Neckar-Odenwald-Kreis – Sicherer NOK“ in der Gemeindehalle.

„Ein außergewöhnlicher Fall von Zivilcourage“ sagte dazu Hans Becker, der Leiter des Polizeipräsidiums Heilbronn. Selian Bucak konnte nicht nur verhindern, dass der Täter nicht weiter auf sein gestürztes Opfer eintrat und -schlug, sondern dank ihrer Beschreibung konnte die Polizei den Mann kurze Zeit später festnehmen.

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Polizeipräsident Becker ist zweiter Vorsitzender des Vereins, frisch und einstimmig wiedergewählt in der Mitgliederversammlung am selben Abend. Im Wechsel mit dem ersten Vorsitzenden, Landrat Dr. Achim Brötel, beschrieb er sechs weitere Fälle von Zivilcourage, bei denen Frauen, Männer und sogar Kinder durch beherztes Eingreifen, durch aufmerksames Beobachten, schnelles und überlegtes Handeln dazu beitrugen, dass (finanzielle) Schäden, (Selbst)gefährdung, Unrecht oder Bedrohung abgewendet werden konnten.

In Aktion treten

„Zivilcourage beweist, wer in Aktion tritt, um anderen Menschen in einer gefährlichen Situation zur Seite zu stehen“, definierte Brötel, um gleich darauf fortzufahren: „Es geht nicht um falsch verstandenes Heldentum, sondern darum, anderen zu helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.“ Die einschlägigen Tu-was-Regeln setzen diese Verhaltensmaßgabe an die erste Stelle.

Was Menschen im ganzen Neckar-Odenwald-Kreis taten und gerade nicht unterließen, um anderen in einer Notsituation beizustehen, das wurde deutlich bei der Schilderung der Fälle, die Becker und Brötel entsprechend ihrem zeitlichen Stattfinden im Jahreslauf 2021 vorstellten.

Thomas Jäger und Patric Warkocz aus Walldürn machten einen Unfallflüchtigen dingfest. Die Bankangestellte Monika Schönig aus Mosbach konnte eine alte Dame davor bewahren, ihr Geld bei der Sparkasse abzuheben und es Telefonbetrügern auszuhändigen. Katharina Lang aus Buchen lieh einem Suizidgefährdeten ihr Handy, hörte, was dieser vorhatte und verständigte die Polizei. Stefanie Schmitt aus Waldbrunn beobachtete suspektes Verhalten, notierte ein Kfz-Kennzeichen und konnte so helfen, den Diebstahl eines Motorrollers aufzuklären. Die Brüder Marlon und Paul aus Haßmersheim kamen in dem Moment nach Hause, als ihr eigener Großvater im Begriff war, sich zu erhängen. Johannes Paul Heyder aus Buchen packte einen flüchtenden Ladendieb, bis die Polizei eintraf.

Nicht alle Preisträger hatten kommen können. Doch nicht wenige der anwesenden wurden von „ihren“ Bürgermeistern oder deren Stellvertreterin begleitet. Für den Landrat ein Zeichen der Verbundenheit, wie sie sich auch im Förderverein spiegelt. Alle 27 Kreiskommunen zählen zu den insgesamt 82 Mitgliedern. Oft werde von einer gespaltenen Gesellschaft gesprochen, hatte Gastgeber und Bürgermeister Christian Stuber vor der Preisverleihung bemerkt. „Ihr Eingreifen macht deutlich: Es geht anders.“

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Wie schon die Corona-Pandemie, das Ahrhochwasser und aktuell der Ukraine-Krieg zeige auch der Zivilcouragepreis, dass es Zusammenhalt in der Gesellschaft gebe. „Lichtblicke“ sind das in Stubers Augen. „Durch die Ehrungen soll verdeutlicht werden, dass es sich lohnt zu helfen“, steht in der Pressemitteilung des Vereins, der damit die Perspektive des Opfers einnimmt, des Opfers das gesehen, dem geholfen wurde.

Die Preise, die damit hergestellte Öffentlichkeit, aus dem das gute Vorbild erwächst, sind ein weiterer Lohn. Wegschauen schütze nur den Täter, ist ein weiteres Zitat aus dem Zivilcourage-Kosmos.

Lohn der ganz handfesten Art aber gab es auch in Neckarzimmern: für die Hauptpreisträgerin einen Rundflug im Polizei-Helikopter und Geschenkkörbe mit stärkendem Inhalt aus dem Hause Seitenbacher. Chefin Marion Pfannenschwarz sind sie zu verdanken; sie ist seit der Vereinsgründung Schatzmeisterin und ebenfalls frisch wiedergewählt…

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