Neckar-Odenwald-Kreis. Die Weihnachtsbeleuchtung blieb vielerorts aus, die Temperaturen in Rathäusern und Sporthallen wurden gesenkt, Stadttürme und historische Gebäude wurden nicht mehr beleuchtet. Es wurde in den vergangenen Monaten viel über die Energiesparverordnung der Bundesregierung diskutiert. An diesem Samstag läuft die Regelung aus. Kommunen könnten theoretisch die Lichter wieder anschalten und die Heizungen aufdrehen. Doch sie gehen weiterhin verantwortungsvoll mit der Situation um, wie eine Umfrage der Fränkischen Nachrichten bei den Verwaltungen zeigt.
„Die öffentlichen Gebäude und Wahrzeichen wie Schloss und Kirchen bleiben bis auf Weiteres nicht angestrahlt“, informiert Bernd Schretzmann, Kämmerer der Gemeinde Hardheim. Das betreffe auch die Burgruine in Schweinberg. „Im Falle der Kirche in Gerichtstetten wurde das Anstrahlen des Gebäudes durch den Heimatverein initiiert. Die Stromkosten laufen auf die Kirchengemeinde. Bisher wurde auch hier von einem Anstrahlen abgesehen. In den Sommermonaten blieben die Strahler ohnehin größtenteils ausgeschaltet“, sagt Schretzmann. In seiner nächsten Sitzung am 24. April werde sich der Gemeinderat noch einmal mit diesem Thema befassen, kündigt er an.
Ebenso wird die Heizungsregelung – 19 Grad in den Büros – beibehalten. „Die Gemeinde möchte weiterhin ihren Beitrag zur Energieeinsparung leisten“, so der Kämmerer. Und die Einsparungen haben sich in der Gemeindekasse schon bemerkbar gemacht: Rund 20 000 Euro hat die Gemeinde von November bis Januar durch die geringere Zimmertemperatur eingespart. An der Heizzentrale im Schulzentrum sind auch Rathaus, Erftalhalle, Feuerwehr, Marstall und Kindergarten angeschlossen.
Bisherige Handhabung bleibt
Die Stadt Buchen hat noch keine Entscheidung getroffen, wie es mit der Beleuchtung der öffentlichen Gebäude nach dem Ende der Energiesparverordnung weiter geht. Das teilt der Beigeordnete Benjamin Laber mit. „Es bleibt daher vorerst bei der bisherigen Handhabung“, so Laber. Freiwillig wird auch die Raumtemperatur bis auf Weiteres beibehalten. Etwa zehn Prozent hat die Stadt 2022 eingespart. Das sind laut dem Beigeordneten rund 120 000 bis 150 000 Euro. Die Verordnung laufe zwar aus, es sei aber noch keine stabile Lösung für die Energiesicherheit im kommenden Winter getroffen worden. „Da eine Energieeinsparverordnung nach heutigem Stand in einem guten halben Jahr erneut in Kraft treten könnte, machen Schnellschüsse auf kommunaler Ebene keinen Sinn. Sinnvoller und wichtiger wäre es daher, einen klaren Plan für das mittelfristige weitere Vorgehen zu kennen, bevor Themen zurückgenommen oder geändert werden“, betont Laber.
Die Bürger hätten für die meisten Maßnahmen Verständnis gezeigt – beispielsweise aber nicht bei der Weihnachtsbeleuchtung. „Ich persönlich wünsche mir, dass wir auf eine solche Maßnahme an Weihnachten verzichten können. Für kommenden Winter hoffen wir daher von Bund und Land frühzeitig auf einen klaren Fahrplan und auf zielgerichtete Maßnahmen, die streng an Nutzen und Wirksamkeit orientiert sind“, sagt Laber.
Auch die Stadt Osterburken wird die öffentlichen Gebäude wie den Limesturm vorerst nicht mehr anstrahlen. „Eine Rückkehr zu den ursprünglichen Verhältnissen ist im Moment nicht absehbar, da der dazu gefasste Gemeinderatsbeschluss nicht an die Geltungsdauer der Verordnung gekoppelt ist“, informiert Hauptamtsleiter Julian Schneider. Eine Abkehr von der Temperaturregelung sei aufgrund des bevorstehenden Sommers derzeit kein Thema. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Umgang mit der Energie bewusster geworden“, resümiert Schneider. Das werde sich künftig auch ohne eine etwaige weitere Regelung positiv auswirken.
Die Stadt sei im Moment noch mittendrin, ein Energiemanagement aufzubauen. Deshalb könne er noch keine verlässlichen Zahlen nennen, wie viel Osterburken durch die Maßnahmen gespart hat. „Generell gehen wir aber davon aus, dass der Verbrauch entsprechend der Zielsetzung zurückgegangen ist“, sagt der Hauptamtsleiter.
Abhängig vom Anlass
Eine Reaktivierung der Fassadenbeleuchtung hat auch die Stadt Walldürn nicht geplant. „Als Teil der touristischen Destination Odenwald und als Stadt, in welcher sich die Wallfahrtsbasilika zum Heiligen Blut befindet sowie das dienstälteste Rathaus Deutschlands, werden wir jedoch nicht komplett darauf verzichten“, betont Meikel Dörr, Leiter der Stabsstelle Bürgermeister.
Das heißt: Abhängig vom Anlass wird sich die Stadt Walldürn vorbehalten, bei wichtigen Veranstaltungen, wie etwa dem „Dürmer Blummefeschd“ oder der Lichterprozession am Großen Blutsfeiertag, die öffentlichen Gebäude wieder anzustrahlen.
Bei der Temperaturregelung setzt die Verwaltung auf Eigenverantwortlichkeit der Bediensteten. „Wir gehen davon aus, dass diese mit Maß und Ziel davon Gebrauch machen“, sagt Meikel Dörr.
Die Schließung über den Jahreswechsel von insgesamt 23 Gebäuden in der Kernstadt und den Ortsteilen – darunter Sporthallen, das Schloss, das Alte Rathaus und Bürgerhäuser – habe ungefähr 60 000 Kilowattstunden Gas im Vergleich zur täglichen Nutzung der Räumlichkeiten eingespart. „Mit diesen wenigen Schließtagen haben wir also ungefähr den Jahresbedarf von drei Einfamilienhäuser eingespart“, berichtete der Leiter der Stabsstelle Bürgermeister den Fränkischen Nachrichten bereits Anfang März.
Nun werde man abwarten, wie sich die Lage im kommenden Winter entwickelt und wie die Bundespolitik auf etwaige Engpässe reagiert. „Dann bewerten wir die Situation anhand der eventuell vorhandenen gesetzlichen Vorgaben neu“, erläutert Meikel Dörr.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/region-neckar-odenwald_artikel,-neckar-odenwald-energiesparen-kommunen-behalten-regelungen-zum-grossteil-bei-_arid,2072940.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/osterburken.html