Neckar-Odenwald-Kreis. Mit einem humorvollen und zuversichtlichen Blick in die Zukunft setzte Dr. Achim Brötel als „einer von vielen“ am Dienstagabend offiziell den Startschuss für das Jubiläumsjahr „50 Jahre Neckar-Odenwald-Kreis“. Mit Stolz gab der Landrat im Rahmen der kleinen, feinen Auftaktveranstaltung per Mausklick die Jubiläums-Website frei. Für Schwung sorgte der Chor Royal mit A Cappella-Gesang von Abba bis Queen.
Unter den Festgästen waren die beiden früheren Landräte Dr. Gerhard Pfreundschuh und Detlef Piepenburg sowie Nachfahren der bereits verstorbenen Kreischefs Hugo Geisert und Franz Xaver Schmerbeck, ebenso in einer Stuhlreihe versammelt gleich vier Erste Landesbeamte der vergangenen Jahre, daneben amtierende und frühere Bürgermeister. Begrüßt wurden heutige und frühere Kreisräte und Fraktionsvorsitzende, darunter Karl Heinz Neser und Josef Frank aus Buchen. Brötel erinnerte auch an den kürzlich verstorbenen Kreisrat Uwe Stadler.
Freudige Wieder-Begegnungen
„Veteranen“ der Fachbereichsleiterrunden komplettierten die Reihen – alles in allem die geballte kommunalpolitische und verwaltungstechnische Kompetenz mindestens der zurückliegenden 20 Jahre. So prägten freudige Wieder-Begegnungen den Abend im voll besetzten Foyer des Mosbacher Landratsamts. Diese große Resonanz auf die Einladung freute den Hausherrn. Auch die weiteren Jubiläums-Veranstaltungen seien bereits gut gebucht
In einem kurzen Rückblick erinnerte Dr. Brötel an das Datum 1. Januar 1973, zu dem weite Teile der früheren Landkreise Buchen und Mosbach zu einem neuen Landkreis zusammengeschlossen wurden. „Eine Liebesheirat war das sicher nicht. So mancher wollte darin nicht einmal eine Vernunftehe sehen“, so Brötel. Doch die Vorbehalte, die bis zum offenen Widerstand reichten, seien Schnee von gestern. „Die Schwarzseher haben nicht recht behalten.“
Ganz eigenes Profil entwickelt
Der neue Neckar-Odenwald-Kreis sei heute mehr als seine Teile. Er habe sein ganz eigenes Profil entwickelt. Die Menschen identifizierten sich mit ihrem Kreis, „egal, welches Nummernschild sie an ihr Auto schrauben“. Die gewachsene Einigkeit sei für die Region eine „Überlebensversicherung“.
Im Schnelldurchlauf streifte Brötel den Kreis als zukunftsorientierte Wirtschaftsregion und starken Bildungsstandort, lobte die wohnortnahen Gesundheitseinrichtungen, erinnerte an das bereits langjährige aktive Bekenntnis zur Energiewende und an die Vorreiterrolle in Sachen Breitbandversorgung.
Seinen „angeborenen Mitteilungsdrang“ bremsend betonte der Landrat als Fazit, dass man sich zwar den Schwächen und Problemen der Region stelle.
Ausstellung zum Jubiläumsjahr
Dennoch müsse der gemeinsame Blick zuversichtlich nach vorne gehen. Es gehe darum, „unsere eigene kleine Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen“.
Kreisarchivar Alexander Rantasa stellte die Ausstellung zum Jubiläumsjahr vor, die sich in zwölf Tafeln der Zeit vor 1973, der Phase der Reform selbst, den Landräten, Kreistagen und der Zeit bis 2023 widmet. Die Tafeln werden nach der Zeit im Landratsamt auf Wanderschaft in die Kreiskommunen gehen. Erarbeitet wurde die Plakatserie von Mitarbeitern im Landratsamt, die grafische Gestaltung übernahm die Buchener Werbeagentur SchreiberGrimm.
Das Tauziehen um den neuen Landkreis und den Kreissitz stand nicht im luftleeren Raum, so der Archivar. Seine Ausführungen zur Historie verdeutlichten, dass die Reform der 1970er Jahre nur die letzte in einer langen Reihe von Gebietsreformen darstellte. Rantasa streifte die Namensfindung für den neuen Landkreis ebenso wie die Entwicklung der rechtlichen Stellung des Landrats und des Kreistags, der zum Hauptorgan des Landkreises wurde. Diesem seien in den vergangenen Jahren immer mehr Aufgaben zugewachsen.
Digital und unterhaltsam
Anders, digital, unterhaltsam – so soll die Jubiläumsseite zum Kreisgeburtstag sein, stellte Dr. Brötel nach weiteren „Zwischentönen“ vom Chor Royal fest. Auf den ursprünglich geplanten Bildband habe man auch deshalb verzichtet, weil es aus den ersten Jahren des Kreises kaum Fotomaterial gab.
Die jetzt entstandene Seite habe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sei eine rein subjektive Zusammenstellung. Dankbar sei man Chefredakteur Fabian Greulich von den Fränkischen Nachrichten und Redaktionsleiter Heiko Schattauer von der Rhein-Neckar-Zeitung dafür, dass beide Zeitungen ihre Archive für das Projekt öffneten.
31 156 Ausgaben aus 50 Jahren hätten Kenneth Weidlich und Lea Kirchgeßner durchgesehen. Die Website-Redakteure Christoph Kieser und Stefan Müller-Ruppert wählten aus den vorgeschlagenen 10 116 Artikeln und über 20 000 Fotos mit liebevollem Blick die schönsten Blüten aus. Diese wurden unter der Leitung von Kreisarchivar Rantasa eingescannt und von der Agentur SchreiberGrimm (Buchen) in die Website überführt. Für den ganzen Rest seien Marion Günther und Jan Egenberger zuständig gewesen. Nerven habe das Projekt gekostet, aber auch einen Riesenspaß gemacht.
35 bis 60 Beiträge pro Jahr sind versammelt, außerdem gibt es einen Zeitstrahl und die Rubriken „Meilensteine“ und „Feedback“. Humorvoll klickte sich der Landrat durch einige Highlights, die vom ersten Computer bis zum Riesenhagelkorn, vom Bericht über den letzten Diamantschleifer bis zu allerhand tierischen Stilblüten reichten.
Zum Ende des Schnelldurchlaufs gab Brötel die Seite www.50-jahre-nok.de mit einem Klick auf das richtige Symbol für die Öffentlichkeit frei.
„Der NOK ist schon eine Marke“, lobte die grüne Betreuungsabgeordnete Fadime Tuncur die Strahlkraft des Landkreises in Sachen Klima und Bürgerenergiegenossenschaften. Besonders habe ihr die zuversichtliche Grundhaltung in den Ausführungen des Landrats gefallen, der nicht das Schwierige hervorgehoben habe, sondern das Positive gestalten wolle. Trotz der Diskussionen, die man miteinander habe, wolle man das Beste für die Bürger erreichen. Zum Schluss plädierte sie dafür, die gemeinsamen Werte zu verteidigen und eine schöne Gemeinschaft miteinander zu haben.
Der Landtagsabgeordnete Jan-Peter Röderer, Betreuungsabgeordneter der SPD, betonte, er wisse, wie schön es im Neckar-Odenwald-Kreis sei, zumal er als gebürtiger Eberbacher immer mit einem Bein im Landkreis gewesen sei, als Fußballer, als Besucher des Tierparks in Schwarzach oder der Schlossfestspiele Zwingenberg. Er gratulierte dem Landkreis und seinen Bürgern, die zu einer Identität zusammengefunden hätten und aus der Region etwas gemacht haben.
Auch Röderer lobte, dass die Neckar-Odenwälder die Zukunft als Freundin und nicht als Schreckgespenst betrachten. Sein Lob galt der modernen und innovativen Website, mit der man gerade auch die jungen Leute für den Kreis und seine Geschichte interessieren könne. Beide Abgeordnete betonten ihr „offenes Ohr“ für die Belange des Landkreises.
Echte Erfolgsgeschichte
Eine echte Erfolgsgeschichte ist der Neckar-Odenwald-Kreis auch aus der Sicht der Städte und Gemeinden, die ihn ausmachen, betonte Bürgermeister Thomas Ludwig für den Gemeindetag.
Dazu habe auch beigetragen, dass jeder Landrat seit 1973 Wert darauf gelegt habe, alle Kreisteile gleichmäßig weiterzuentwickeln. Altkreisdenken habe so gut wie keine Rolle gespielt.
Und auch wenn der Abstand zur benachbarten „Champions League“ eher größer als kleiner werde, so wisse man doch, wie man aus der gesicherten Armut das Beste machen könne. Und man wisse, dass man nur im Zusammenhalt erfolgreich sein könne.
Der Dank galt allen Landräten und besonders dem „rast- und ruhelosen“ Brötel, so Ludwig unter dem Beifall der Zuhörer. Ein kritisches Wort ließ der Bürgermeister aber noch folgen: Handlungsfähig könne man auf der kommunalen Ebene nur bleiben, wenn Bürokratie abgebaut werde. „Ansonsten verwalten wir uns noch zu Tode.“
Skulptur überreicht
Als Überraschungsgast überreichte Ravensteins Alt-Bürgermeister Horst Weber als Dankeschön auch an alle Mitarbeiter im Landratsamt eine Holzskulptur mit der Inschrift „BCH & MOS – 50 Jahre vereint“.
Die Skulptur wird einen Ehrenplatz im Landratsamt erhalten, freute sich Landrat Dr. Achim Brötel. Er machte abschließend allen Helfern des Abends ein dickes Kompliment und appellierte an die Gäste, in jedem Morgen ein Stück Zukunft zu sehen und dieses mit Zuversicht, Tatkraft, Gemeinschaftsgeist und Gottvertrauen anzugehen. Danach gab es Gelegenheit, an iPads durch die Website zu blättern und sich im Gespräch auszutauschen.
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