Baden-Baden. Der neue Film von Daniel Harrich ist da – und verspricht Hochspannung gepaart mit einer investigativen Geschichte. Die Zuschauer erwartet ein Wirklichkeitskrimi, der in eine in sich geschlossene Welt führt: die der Geheimdienste, ihrer undurchsichtigen Verflechtungen und Operationen am Rand der Legalität – und oft darüber hinaus – sowie ihrem zwiespältigen Verhältnis zum internationalen Terrorismus. Eine abgründige Welt tut sich auf in diesem Polit- und Agententhriller, der mit Christiane Paul, Axel Milberg, Heiner Lauterbach und Navid Negahban hochklassig besetzt ist. Beim Themenabend am Mittwoch, 21. November, mit dem Spielfilm „Saat des Terrors“ um 20.15 Uhr und der Dokumentation um 21.45 Uhr wird sich der Fernsehzuschauer im SWR schütteln und fragen, ob das Verschwörungstheorie oder Wahrheit ist.
„Saat des Terrors“ ist ein Politthriller über die problematische Rolle der Geheimdienste bei der Globalisierung des Terrors. Die deutsche Geheimdienstagentin Jana Wagner (Christiane Paul) findet bei ihrem Auslandseinsatz in Pakistan heraus, dass Anschläge auf Zivilisten in Mumbai unmittelbar bevorstehen. Sie unternimmt alles in ihrer Macht Stehende, um diese Anschläge zu vereiteln, muss dabei aber erleben, dass ihr Einsatz auf unterschiedlichen Ebenen konterkariert wird.
Ihr Kampf wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit und unterschiedlichste Nachrichtendienste. In enger Zusammenarbeit mit der amerikanischen DEA (Drug Enforcement Administration) ist Jana für den BND zuständig für den Kampf gegen die Drogengeschäfte, mit denen islamistische Terrorgruppen von Pakistan aus ihre Aktivitäten in Afghanistan und anderen Ländern finanzieren. Als der gut vernetzte James Logan Davis (Crispin Glover), ein Informant Janas und ihres amerikanischen Kollegen Stephen Walker (Robert Seeliger) von einem großen bevorstehenden Drogendeal in Lahore erzählt, kontaktieren sie gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Thomas Günther (Axel Milberg) und den amerikanischen Kollegen Oberst Baqri (Navid Negahban) vom ISI (pakistanischer Militär-Geheimdienst), der offiziell im Kampf gegen Al Quaida und deren Geschäfte an der Seite des Westens steht.
Doch statt die Drogenkuriere festzunehmen und den westlichen Geheimdiensten zu überstellen, lässt der ISI sie exekutieren. Jana ist außer sich – und ihr Misstrauen Baqri gegenüber ist geweckt. Der sucht zwar ihre Nähe und verweist auf seine Ausbildung in Deutschland; aber er macht auch deutlich, dass das Misstrauen gegenseitig ist.
Vorbereitung für einen Anschlag
Solange die Pakistanis vom Westen in der Terrorabwehr gebraucht werden, sind sie willkommene Gesprächs- und Geschäftspartner. Sobald die akute Gefahr abgewendet ist oder die Politik andere Schwerpunkte setzt, wird Pakistan fallengelassen. Diese Politik missfällt Oberst Baqri. Jana ist beunruhigt und kann ihre Sorgen nur mit dem Sicherheitsbeauftragten Nicholas Krüger (Heiner Lauterbach) teilen, dem sie uneingeschränkt vertraut. James Davis pakistanische Ehefrau Lamia (Ankita Makwana) hat ihr anvertraut, dass ihr Mann ein Doppelagent ist, der seine Arbeit für die westlichen Geheimdienste dazu nutzt, um ungehindert im Auftrag der Terrororganisation Laschkare Taiba Anschlagsziele in Mumbai auszukundschaften. Jana glaubt Lamia und will ihr helfen, in den Westen zu fliehen.
Aber im Gegensatz zu Nicholas und ihrem einheimischen Übersetzer Tariq Usmani (Reza Brojerdi) will ihr Chef Thomas Günther nichts von dem Verdacht hören. Er hält das Ganze eher für eine Falle. Und als Jana herausfindet, dass Davis auch für die CIA arbeitet, untersagt Günther ihr strikt, in der Angelegenheit weiterzuforschen.
Jana wird misstrauisch: Wer hält seine schützende Hand über James Davis? Und warum? Alles, was sie über seine Aktivitäten herausfindet, bestärkt sie in dem Verdacht, dass Davis tatsächlich ein Doppelagent ist und dass Anschläge in Mumbai unmittelbar bevorstehen. Es ist offensichtlich, dass es Interessen gibt, über die niemand mit ihr reden will und die vermutlich von der CIA gesteuert werden. Inzwischen hält Jana es für möglich, dass drohende Anschläge wegen dieser Interessen nicht verhindert werden.
Als ihr Computer für ihre Recherche über Davis gesperrt wird, kann sie nicht lockerlassen. Sie nimmt offiziell Urlaub und folgt Davis heimlich nach Mumbai, beobachtet und fotografiert, wie er Plätze und Orte auskundschaftet. Aber ihr privater Einsatz bleibt nicht geheim. Nicht nur Davis bemerkt sie, auch der indische Geheimdienst nimmt Kontakt auf. Jana gibt nichts preis, verspricht aber Pakistans Todfeind zukünftige Informationen, um einen Anschlag zu verhindern.
Zurück in Pakistan, greift der ISI sie auf. Jana ist zwischen alle Fronten geraten. Janas Chef Thomas Günther schäumt vor Wut: Ihr Ausflug ist ihm nicht verborgen geblieben. Die pakistanische Regierung hat sich über Jana beschwert. Doch sie erhält eine Chance: Bei einer Lagebesprechung mit den Amerikanern kann sie ihre Bedenken offen darlegen. Der vorsitzende Amerikaner hat ihre These vom Doppelagenten und den drohenden Anschlägen gerade energisch niedergebügelt, als eine Bombe in dem Hotel hochgeht, die Nicholas Krüger das Leben kostet.
Jana wagt jetzt alles
Ein Anschlag der Taliban, betont Oberst Baqri, die ihre Taktik zunehmend auf westliche Ziele verlegen. Jana sieht sich auf tragische Weise bestätigt und greift zu einem außergewöhnlichen Mittel: Mit Hilfe von Übersetzer Tariq als Mittelsmann informiert sie den indischen Geheimdienst. Vergeblich. Noch bevor ihr Kontaktmann etwas unternehmen kann, wird er getötet und Jana selbst der Spionage für Al-Qaida beschuldigt und ausgewiesen. Sie ist gerade dabei, das Land zu verlassen, als sich die Nachricht von einer schrecklichen Anschlagserie in Mumbai auf der ganzen Welt verbreitet.
Soweit der Spielfilm. Aber was hier wie Fiktion aus Hollywood wirkt, unterstreichen Recherchen in der anschließenden Dokumentation: Autor Thomas Reutter sagt dazu: „Spur des Terrors“ liefert die Fakten. Wir erzählen die wahre Geschichte eines Mehrfachagenten, der unseren Geheimdiensten vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist und schließlich selbst Anschläge in Europa plante, obwohl unsere Agenten mehrfach gewarnt waren. Wir gehen seinen Spuren nach und setzen uns kritisch mit der Rolle der westlichen Geheimdienste auseinander, die ihn bezahlt und beauftragt hatten.“
Ein Fernsehabend, der schockiert und sich gleichfalls lohnt. jüg
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/deutschland-welt_artikel,-die-saat-des-terrors-der-neue-harrich-_arid,1352991.html