Main-Tauber-Kreis. Die gute Nachricht vorne weg: Es gab nach ersten Mitteilungen der Polizei und der Feuerwehren keine Schwerverletzten in der Region. Lediglich in Rot verletzte sich eine Person leicht. Aber: Es gibt massive Sachschäden.
Aufgrund von Unwettern und starken Regenfällen galt bereits am vergangenen Samstag in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs die höchste Warnstufe. Mehrere Landkreise riefen den Katastrophenfall aus. Im Main-Tauber-Kreis blieb es bis zum Abend zunächst ruhig, doch ab etwa 21.30 Uhr am Samstag waren die Freiwilligen Feuerwehren vorwiegend im südlichen Kreisgebiet gefordert.
Start im Raum Niederstetten
Los ging es in Heimberg, im Raum Niederstetten an der Grenze zu Schrozberg. Kreisbrandmeister Andreas Geyer berichtete den FN, dass hier eine kleine Sturzflut den Berg herunter gekommen sei, Straßen überspült wurden und Keller voll liefen. Gegen 22.40 Uhr war das Einsatzgeschehen dann im Stadtgebiet Weikersheim angekommen und nach 23 Uhr auch in Herbsthausen, Apfelbach und Rot – im Bereich Bad Mergentheim.
Der Kreisbrandmeister summierte am Sonntagvormittag, in einer Bilanz mit Blick auf die Nacht, die Einsatzstellen der Feuerwehren im Landkreis auf zirka 50. Auch die Wehren in Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen und Grünsfeld seien vereinzelt tätig gewesen. Am meisten zu tun hatten die Kameraden in Bad Mergentheim, Weikersheim und Niederstetten.
Am Sonntagmorgen waren noch beschädigte Straßen zwischen Heimberg und Wildentierbach, Rot und Herbsthausen sowie bei Rüsselshausen voll gesperrt, die meisten Maßnahmen seitens der Feuerwehr, die mit über 200 Kräften aktiv war, aber abgearbeitet. Lediglich in Markelsheim gab es zunächst noch ein Einsatzgeschehen und der Hochwasserschutz wurde aufgebaut, ebenso wie in Igersheim und an anderen Stellen.
„Wir wissen nicht, was uns die Tauber noch bringt. Es werden steigende Pegel und erst am Montag der Scheitelpunkt des Hochwassers erwartet“, so Andreas Geyer.
„Wir beobachten die Lage weiter“
„Die Feuerwehren haben bislang gute Arbeit geleistet“, sagte Geyer dankbar und fügte an: „Wir beobachten die Lage weiter engmaschig – auch am Sonntag – und werden reagieren, wenn es nötig ist. Die Einsatzkräfte sind sensibilisiert.“ Die Böden seien nach dem Dauerregen gesättigt, so Geyer, und eine Gewitterzelle könne punktuell neues Unheil bringen.
Als eine äußerst kritische Lage stufte der Kreisbrandmeister noch die Situation am Hochwasserrückhaltebecken zwischen Rot und Dörtel in der Nacht auf Sonntag ein – „hier stand das Bauwerk kurz vor der Überflutung“ und beinahe hätte man die Schleusen weit öffnen müssen, doch glücklicherweise hielt es stand.
Bad Mergentheims Stadtkommandant Karl-Heinz Barth erklärte den FN im Gespräch, dass man in der Nacht mit sieben Abteilungen und rund 80 Helfern gefordert war. Am Samstag blieb es tagsüber noch ruhig, trotz des vielen Regens. Erst ab etwa 23 Uhr ging es rund. Markelsheim, Apfelbach, Herbsthausen, Dörtel und Rot rückten verstärkt in den Fokus. Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller beschäftigten die Feuerwehr. Die Führungsgruppe wurde aktiviert und auch die Kernstadt-Wehr mit alarmiert.
Große Wassermassen drückten von der Höhe bei Hollenbach und Herbsthausen in die Täler bei Rot und Apfelbach hinein. Mehrere Wohngebäude sind in Apfelbach betroffen und in Rot vorwiegend die Ortsmitte mit dem Rathaus, denn hier trafen sich die Sturzfluten von drei Seiten, so Barth. Selbst Fahrzeuge wurden ein Stück weit mitgerissen und beschädigt.
Größere Hochwasserschutzmaßnahmen für Markelsheim wurden parallel eingeleitet. „Gegen 4.30 Uhr war am Sonntag das Gröbste erst einmal abgearbeitet“, so der Stadtkommandant. Von Brückenschäden war zunächst nichts bekannt, der Bauhof wolle aber zeitnah eine Bestandsaufnahme machen.
Wie viel Regen in den betroffenen Gebieten fiel, konnte Barth zunächst nicht sagen, bis Samstagmittag seien es rund 40 Liter pro Quadratmeter gewesen „und entsprechend war das bis dahin auch kein Problem“. In der Nacht schüttete es schließlich „eine starke halbe Stunde wie aus Kübeln“ und „der Eimer, bildlich gesprochen, war eben schon voll“ – so suchte sich das Wasser neue Wege.
Mit dem Einsatzablauf zeigte sich Barth zufrieden, zumal man auf viele Kräfte auf den Dörfern glücklicherweise zurückgreifen könne.
Flutwelle aus dem Vorbachtal
Und auch der Weikersheimer Stadtkommandant Jürgen Friedel hat eine arbeitsreiche Nacht hinter sich. Er ist ebenfalls zufrieden mit seinen rund 40 Einsatzkräften.
Um 22.42 Uhr erreichte ihn die erste Meldung von einem vollgelaufenen Keller im Sperberweg in Weikersheim. Gleich im Anschluss ging es weiter nach Elpersheim. „Es kam alles von der Bronner Höhe runter und das Wasser überspülte die Straßen ins Tal, Maschinenhallen und Keller im unteren Ortsbereich, nahe an der Tauber, wurden geflutet. Die Kanalisation war gnadenlos überlastet und erst um 4 Uhr war alles abgearbeitet“, so Friedel.
Die nächste Alarmierung erfolgte jedoch schon um 5 Uhr, „dann kam die Flutwelle aus dem Vorbachtal. Der Vorbach trat gewaltig über die Ufer und die Kleintieranlage wurde überflutet.“ Zu Tierschäden war zunächst nichts bekannt.
Sandsäcke wurden verbaut, Tauchpumpen für die Altstadt, am Mühlbach, eingesetzt und Radwege gesperrt. Und oberhalb des Wohngebiets „Mohlach“, am Karlsberg, entdeckte man eine zerstörte Mauer, deren schwere Steine bis zu 50 Meter weit weggeschwemmt worden waren.
„Aktuell ruht alles“, sagte Friedel am Sonntagvormittag den FN, man beobachte die steigenden Pegel an der Tauber und sei froh, dass sich der Vorbach „wieder ein wenig beruhigt hat“.
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