Bad Mergentheim. Braucht es mehr Verkehrsberuhigung in der Innenstadt? Sollten zusätzliche Parkplätze geschaffen werden? Soll der Obere Graben in eine Fahrtrichtung geöffnet werden? Ist in den Herrenwiesen ein großer Ringverkehr sinnvoll? Was ist mit den Radlern und barrierefreien Wegen für die Fußgänger? Und wie sehen Sie die Energieversorgung der Zukunft in der Kurstadt und den Stadtteilen? All diese Fragen stellte die FN-Redaktion den Listen von CDU, Grünen, Freien Wählern, SPD, FDP, „Kreis“ und Pro Bad Mergentheim. Hier die Antworten.
Schluss mit dem Verkehrschaos
CDU: Es muss Schluss sein mit dem Verkehrschaos in der Innenstadt. Hier dürfen nicht länger Ideologie und Verbote den Takt angeben. Die CDU steht dafür, dass die Innenstadt erreichbar und zugänglich gestaltet werden muss. Wir müssen dabei aber auch an die Anwohner denken und den Verkehr führen.
Die CDU steht für mehr Parkraum aber auch für ein besseres Parkleitsystem. Wir haben mit unserem Antrag das freie Parken für zwei Stunden eingeführt. Weiterhin dürfen auch die Themen auf den Stadtteilen nicht vergessen werden, wo es um Straßenbau und Sanierungen von Ortsdurchfahrten geht. Der Ringverkehr Herrenwiesen und die Grabenöffnung müssen endlich abschließend geprüft werden.
Man darf die Menschen nicht bevormunden. Im ländlichen Raum brauchen wir auch weiterhin das Auto. Wir brauchen aber auch ein besseres ÖPNV-Angebot als aktuell und den Ausbau unserer Bahnhöfe sowie die Fortentwicklung des Radwegnetzes. Dazu kommt der nötige Schutz von Fußgängern, besonders von Kindern im Straßenverkehr.
Die CDU steht für den Energiemix. Wir müssen dezentrale Strukturen und lokale Energieversorger erhalten. Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Stadtgebiet muss mit Augenmaß und mit Rücksicht auf Bürger, Umwelt und Kulturlandschaft erfolgen. Von der konsequenten Nutzung von Dachflächen bis zur Wasserkraft stehen uns viele Möglichkeiten zur Verfügung. Die vorliegende kommunale Wärmeplanung lehnen wir ab, da sie die Bürgerschaft massiv finanziell belastet und bevormundet.
Klimakatastrophe abwenden
Bündnis 90/Die Grünen: Die Klimakatastrophe noch abzuwenden ist die existenzielle Aufgabe unserer Zeit. Für die klimaneutrale Wärmeversorgung muss der kommunale Wärmeplan mit Hochdruck weiterentwickelt werden. Gebäude müssen energetisch saniert und umweltverträgliche Wärmequellen wie zum Beispiel Fluss- und Abwasserwärme, Biomasse und Geothermie genutzt werden. Mit mehr Windkraft- und Solaranlagen wollen wir die Stromversorgung einerseits preisgünstiger und andererseits emissionsfrei machen. Preisgünstiger grüner Strom ist ein entscheidender Standortfaktor für die Wirtschaft und für ansiedlungswillige Betriebe.
Die größten Herausforderungen bestehen bei der Mobilität. Untersuchungen haben gezeigt, dass es ausreichend Parkplätze in Bad Mergentheim gibt. Teure zusätzliche Parkhäuser sind unnötig. Nur den Antrieb zu wechseln und den Verkehr anders zu führen reicht nicht. Wir Grüne wollen Mobilität für alle mit mehr öffentlichem Verkehr, mehr Platz für Zu-Fuß-Gehende und Radwege in alle Stadtteile. Dadurch erhöht sich auch die Verkehrssicherheit.
Wir fordern einen Klimamobilitätsplan, mit dem die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreicht werden. Durch Verkehrsberuhigung und mehr Platz für den Fußverkehr wollen wir eine höhere Aufenthaltsqualität in unserer historischen Altstadt. Interessante Veranstaltungen sollen die Stadt beleben. Davon profitieren alle, Einzelhandel, Gastronomie, Bewohner und Touristen.
"Politik der Bevormundung lehnen wir ab"
Freie Wähler: Wir treten in allen Lebensbereichen für die Entscheidungsfreiheit der Bürger ein. Wir lehnen eine Politik der Bevormundung ab. Nicht der Verwaltung gehört die Stadt, sondern den Bürgern. Dies gilt auch für die Energieversorgung und den Verkehr. Wir sehen es nicht als Aufgabe der Kommune an, die Bürgerschaft auf lokaler Ebene im Bereich der Energieversorgung noch weiter zu belasten.
Für die Freien Wähler sind alle Arten der Fortbewegung gleichwertig und gleich wichtig. Wir werden daher nicht einzelne Verkehrsmittel gegeneinander ausspielen. Wir stehen für eine sinnvolle Verkehrsführung. Verkehr muss fließen. Staus und Parksuchverkehr helfen niemandem; auch nicht der Umwelt. „Große Kreisverkehre“ und eine halbseitige Öffnung des Oberen Grabens befürworten wir.
Eine Innenstadt bleibt nur dann attraktiv und lebendig, wenn sie in allen Bereichen leicht zugänglich ist. Dies erfordert sichere Verkehrsflächen bei Tag und Nacht, genügend zentralen Parkraum, gute Zufahrtsmöglichkeiten, insbesondere für Menschen, die sich mit dem Gehen schwer tun (unfreundliches Pflaster in der Burgstraße und auf dem Marktplatz) und eine gute Anbindung der Teilorte an die Kernstadt.
Investitionen müssen Erträge bringen. Für Luftschlösser und Wahlgeschenke fehlt Bad Mergentheim das Geld. Ausgaben auf Pump wären der falsche Weg. Denn die Schulden von heute sind die Steuern von morgen. Deshalb gilt es, sich auf das Notwendigste zu konzentrieren und effizienter zu wirtschaften.
Für flexible Lösungen
SPD: Wir sind für die Öffnung des Oberen Grabens stadteinwärts. Zwei Stunden kostenfreies Parken in den Parkhäusern ist richtig, an den Straßen der Innenstadt wegen Parksuchverkehr falsch. Neue Parkhäuser sind unnötig.
Eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt ist gut, aber ohne Verkehrschaos zu stiften. Flexible Lösungen sind nötig. Eine zeitlich begrenzte Befahrung der Plätze muss möglich bleiben. Ein großer Ringverkehr in den Herrenwiesen ist sinnvoll. Eine weitere Zufahrt zu den Herrenwiesen von der B 290 ebenso. Wir wollen: Das Radwegenetz ausbauen, die Innenstadt rollatorfreundlich, alle öffentlichen Zugänge behindertengerecht und das Rathaus ohne Anmeldung begehbar!
Das Fernwärmenetz des Stadtwerks ist ein guter Beitrag zur Wärmeversorgung. Es ist auszubauen. Die Abwärme der Kläranlage ist ebenfalls zu nutzen.
Durch Gebäudesanierung und Renovierung kann der Wärmeverbrauch reduziert werden. Private Eigentümer müssen dabei durch Fördermaßnahmen entlastet werden. Dies gilt auch für Investitionen zu Stromsparmaßnahmen. Daneben ist es notwendig, den Ausbau von regenerativen Energiequellen weiter zu verfolgen. Die ausgewiesenen Flächen für Windkraftanlagen sind unter Beteiligung der Einwohner zu realisieren.
Der Ausbau von PV-Anlagen auf Gebäuden und im Freien darf nicht weiter verzögert werden. Auch die Balkonkraftwerke sind wieder zu bezuschussen.
Für Ausbau des Fernwärmenetzes
FDP: Die Einwohner Bad Mergentheims warten schon lange auf die kommunale Wärmeplanung, weil davon individuelle Investitionsentscheidungen abhängig gemacht werden. Die Liberalen wünschen sich ein leistungsfähiges Fernwärmenetz und einen entsprechenden raschen Ausbau durch unser Stadtwerk!
Wir wünschen uns zudem eine Verkehrsplanung mit der Sicherstellung der Erreichbarkeit kommerzieller und kultureller Ziele auch in der Innenstadt, auch für Behinderte und Rollatoren-Nutzer.
Durch intelligente Planung sollte der Radlerverkehr vom Pkw-Verkehr getrennt werden. Mittelfristig ist für unseren Lebensraum der Pkw-Individualverkehr unverzichtbar!
Den Oberen Graben öffnen und Ringverkehr schaffen
Liste „Kreis“: Für Fußgänger gibt es oft zu wenig Platz. Ich bin für mehr Verkehrsberuhigung in der Innenstadt. Zusätzliche Parkplätze sind nicht nötig. Ich könnte mir aber vorstellen, vorhandene Innenstadt-Parkplätze in der Höchstparkdauer stark zu begrenzen, so dass die Chancen steigen, für kurze Erledigungen einen günstig gelegenen Parkplatz zu bekommen.
Ja, ich wäre für eine Öffnung des Oberen Grabens, aber nur im Zuge der Einrichtung eines Ringverkehrs, eines großen einbahngeführten „Kreisverkehrs“ um das Quartier „Stadtgarten/Zollamt“ herum. So ist zum Beispiel auch die B 19 in Gaildorf geführt. Man könnte dann komplett auf Ampeln an den einbezogenen Einmündungen verzichten. Der Alemannenweg könnte dann auch rechts in die Würzburger Straße abbiegen – ein Wunsch vieler Weberdörfler. Man hätte in diesem Fall auch Platz für eine schöne breite Fahrradspur. Auch eine Fußgänger-Querung am Friedhofseingang unterhalb der Kapelle wäre dann wieder möglich.
Ein großer Ringverkehr in den Herrenwiesen ist sinnvoll. Ich könnte mir das unter Einbeziehung der Max-Eyth-Straße sehr gut vorstellen. Leider ist beim Bau des Aktiv-Centers viel stadtplanerisches Potenzial verspielt worden. Radler und Fußgänger müssen zudem unbedingt mehr Platz im Verkehrsraum bekommen. Ich plädiere auch für die Wiederaufnahme der Förderung für „Balkonkraftwerke“, für die Förderung von großen Photovoltaikanlagen und mehr Windkraft rund um Bad Mergentheim.
Bürger-Wünsche berücksichtigen
Pro Bad Mergentheim: Pro Bad Mergentheim bleibt dem Versprechen treu, dass wir vor drei Monaten unseren Mitbürgern gegeben haben. Statt vorgefertigte Themenblöcke für unsere Arbeit im Gemeinderat zu definieren, nutzen wir die Anregungen, Wünsche und Kritikpunkte unserer Mitbürger. Eine Umfrageaktion erbrachte mehrere hunderte Antworten. Die Ergebnisse zeigen klar die Prioritäten. Pro Bad Mergentheim setzt sich für eine lebenswerte und nachhaltige Stadt ein. Die Verkehrsberuhigung in der Innenstadt, unterstützt durch zusätzliche kostenfreie Parkplätze nahe der Altstadt wurde von vielen als wichtiges Ziel genannt. Ein häufiger Wunsch ist auch die Schaffung sicherer und gut ausgebauter Radwege.
Barrierefreiheit ist für unsere Mitbürger von hoher Bedeutung – die Stadt soll für Kinderwagen-, Rollator- und Rollstuhlfahrer problemlos zugänglich sein. Dazu gehört die Entpflasterung maroder Stellen, wie auf dem Marktplatz, um die Sicherheit für alle Bürger zu erhöhen.
Viele Bürger sprachen sich für die Optimierung der öffentlichen Verkehrsmittel aus, um umweltfreundliche und effiziente Mobilität zu gewährleisten. Ein weiterer Wunsch ist die Optimierung der Fernwärmeanschlüsse für nachhaltige Energieversorgung. Schließlich ist die Erweiterung der Photovoltaiknutzung, zum Beispiel durch Parkplatzüberdachung, ein wichtiger Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Stadt. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass wir gemeinsam Bad Mergentheim zukunftsfähig und lebenswert gestalten wollen.
Info: Nächste Woche folgt eine weitere Befragung der Listen zu anderen Themen.
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