Odenwald-Tauber. Herr Bayer, wie viele Menschen mit mobilem Handicap leben im Main-Tauber-Kreis?
Fabian Bayer: Im Main-Tauber-Kreis leben etwa 1000 Menschen mit einem mobilen Handicap. Zwölf Prozent der Bevölkerung im Main-Tauber-Kreis sind schwerbehindert. Nicht nur Menschen mit mobilem Handicap sind im ÖPNV betroffen, sondern beispielsweise auch Menschen mit Sehbeeinträchtigung oder einer geistigen Behinderung beziehungsweise einer kognitiven Beeinträchtigung. Ebenfalls können Senioren von einer Barrierefreiheit profitieren.
Auf welchen ÖPNV-Strecken im Main-Tauber-Kreis gibt es für diese Menschen noch die größten Probleme?
Bayer: Ich sehe keine „Probleme“, aber Verbesserungsmöglichkeiten in Sachen Barrierefreiheit gibt es immer. Um ein Beispiel zu nennen: Viele Stationen an der Bahnlinie Würzburg – Stuttgart, genauer gesagt, für den Main-Tauber-Kreis von Wittighausen bis Lauda und von Lauda bis Eubigheim sind schon in die Jahre gekommen und einfach nicht barrierefrei. In der Regel sind hier aber nicht die Kommunen oder der Kreis zuständig, sondern die DB AG. Die DB AG plant derzeit den barrierefreien Ausbau der Stationen Wittighausen, Zimmern, Grünsfeld und Gerlachsheim unter finanzieller Beteiligung des Landkreises sowie der Städte und Gemeinden. Der Main-Tauber- und der Neckar-Odenwald-Kreis setzen sich dafür ein, dass der Regionalbahnbetrieb auf dieser Strecke nach Auslaufen des derzeitigen Probebetriebs dauerhaft bis Osterburken verlängert wird und in diesem Zusammenhang auch für den barrierefreien Ausbau der Bahnsteige auf diesem Streckenabschnitt.
Gibt es vielleicht eine lobenswerte Stadt im Kreis, in der die Barrierefreiheit – den ÖPNV betreffend – komplett gegeben ist?
Bayer: Positive Beispiele sind die Bahnsteige entlang der Tauberbahn, also in Wertheim, Reicholzheim, Bronnbach, Gamburg, Niklashausen, Tauberbischofsheim, Dittigheim, Distelhausen, Lauda, Edelfingen, Elpersheim und auch Laudenbach. Weikersheim befindet sich gerade im Ausbau, Bad Mergentheim soll ab 2024 folgen.
Im Bereich des Busverkehrs kann man insbesondere die großen Haltestellen beziehungsweise Zentrale Omnibusbahnhöfe in Igersheim, Weikersheim und Niederstetten sowie etliche Bushaltestellen in Wertheim und Lauda-Königshofen als Beispiele benennen.
Was raten Sie Familien, in denen ein Mitglied mobil gehandicapt ist? Wie können sie sich unter dem Stichwort Teilhabe wehren, was können sie tun?
Bayer: Der weitere Ausbau kann aufgrund der großen finanziellen und planerischen Herausforderung nur schrittweise erfolgen.
Bei insgesamt rund 500 Haltestellen gibt es im Bereich der Barrierefreiheit im ÖPNV sicher noch viel zu tun, auch im Main-Tauber-Kreis, aber wir haben auch schon sehr gute Alternativen und ergänzende Angebote, wie beispielsweise das Ruftaxi der VGMT.
Die Bauunternehmen haben aktuell mit Lieferproblemen beim Baumaterial sowie mit Personalmangel zu kämpfen, was eine weitere Herausforderung beim Ausbau der barrierefreien Haltestellen ist.
Ansonsten gilt natürlich bei solchen Angelegenheiten „Steter Tropfen höhlt den Stein“, und man kann weiter auf die Bedürfnisse und Problematiken aufmerksam machen.
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