Kriminalität

Versuchter Polizisten-Mord in Bobstadt: Prozess im April

Ingo K. vertritt laut Anklage der Bundesanwaltschaft eine „Reichsbürger“-Ideologie und schoss am 20. April vergangenen Jahres in Bobstadt auf 14 Polizisten. Am 5. April startet in Stuttgart-Stammheim der Prozess.

Von 
Sascha Bickel
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Mehrfach waren 2022 Spezialeinsatzkräfte der Polizei in Bobstadt im Einsatz. Los ging es am 20. April. Da kam es zu einem Schusswechsel. Zwei Beamte wurden verletzt. Jetzt steht der Prozess in Stuttgart gegen den mutmaßlichen Reichsbürger und Schützen an. © Sascha Bickel

Bobstadt/Stuttgart. Dem Angeklagten werden mehrfacher versuchter Mord an Polizeibeamten, gefährliche Körperverletzung sowie Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Zudem werden ihm Verstöße gegen das Waffenrecht zur Last gelegt. Am Mittwoch, 5. April, soll die Hauptverhandlung gegen den mutmaßlichen sogenannten „Reichsbürger“ Ingo K. aus Boxberg-Bobstadt beginnen.

Mit Sturmgewehr geschossen

Die Anklage des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof wirft dem 55-jährigen, deutschen Staatsangehörigen im Detail vor, er habe am frühen Morgen des 20. April 2022 versucht, sich der Vollstreckung eines Durchsuchungsbeschlusses durch ein Team von 14 Polizeikräften zu entziehen, indem er mit einem Schnellfeuergewehr durch die heruntergelassenen Fensterrollläden aus seinem Wohnzimmer und Schlafzimmer zahlreiche Schüsse auf die Polizisten abgegeben habe. Dabei habe er mehrfach die Position gewechselt, um die nach Deckung suchenden Beamten zu treffen. Einen Polizisten hätten Geschossteile in beiden Beinen getroffen. Ein anderer habe leichte Verletzungen am Ellenbogen erlitten, als er versucht habe, sich vor dem Beschuss zu schützen.

Erst nach etwa zwei Stunden, so der Generalbundesanwalt, habe der Angeklagte seine Wohnung verlassen, weil er keine Möglichkeit mehr gesehen habe, die Durchsuchung abzuwenden. In dem Gebäude habe er mehrere Schusswaffen – darunter drei vollautomatische Gewehre und zwei Maschinenpistolen – sowie über 5000 Schuss Munition und diverses Zubehör griffbereit deponiert. Für deren Besitz habe der Angeklagte keine Berechtigung gehabt.

Der Angeklagte befindet sich nach vorläufiger Festnahme seit 21. April 2022 in Untersuchungshaft. Nun hat der siebte Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart die Anklage des Generalbundesanwalts zur Hauptverhandlung zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet.

Prozessauftakt soll am Mittwoch, 5. April, um 10 Uhr im besonders gesicherten Prozessgebäude in Stuttgart-Stammheim sein.

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In der Anklage der Bundesanwaltschaft heißt es noch: „Ingo K. vertritt eine ,Reichsbürger’-Ideologie. Er leugnet die Existenz der Bundesrepublik Deutschland und erkennt hoheitliche Befugnisse ihrer Repräsentanten nicht an.“

Die für den 20. April vergangenen Jahres in Bobstadt angeordnete Hausdurchsuchung durch das Amtsgericht Mosbach bezog sich auf den Hintergrund, dass Ingo K. über eine funktionsfähige Handfeuerwaffe der Marke Glock verfügte, obwohl die zuständige Waffenbehörde die ihm in der Vergangenheit erteilte Waffenbesitzerlaubnis bestandskräftig widerrufen hatte.

Großer Polizeieinsatz

Weiter teilt die Bundesanwaltschaft mit: „An der im Erdgeschoss befindlichen Wohnung des Angeschuldigten angekommen, gaben sich die Beamten mit Martinshorn, Blaulicht und durch wiederholtes lautes Rufen deutlich als Polizisten zu erkennen. Ihrer Aufforderung, das Haus zu verlassen, kam Ingo K. nicht nach.“

Vielmehr feuerte er auf die Polizeibeamten. Darauf folgte ein großer Polizeieinsatz, bei dem in der Spitze über 230 Polizisten, darunter mehrere Spezialeinheiten, rund um das kleine Dorf zusammengezogen wurden.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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