Sachkundenachweis - Das meinen zwei Redakteure der Fränkischen Nachrichten zu diesem Thema

Notwendiges Übel oder völlig verkehrter Weg?

Grüne und Union wollen bei der Fortsetzung ihrer Regierungskoalition im Land einen Hundeführerschein verpflichtend einführen. Hundehalter sind sich uneins über Sinn und Zweck des Plans. Doch die Politiker sehen nicht die Vierbeiner als Problem, sondern ihre Besitzer.

Von 
Sabine Holroyd und Klaus T. Mende
Lesedauer: 

Pro 

von Sabine Holroyd

„Der tut nix!“, sagt der Hundehalter zum Jogger, während sein Rüde bellend und im vollen Angriffsmodus an der Leine zieht. „Der will nur spielen!“, meint er entschuldigend und fügt hinzu: „Sehen Sie, er wedelt doch mit dem Schwanz.“ Als der Rüde sich losreißt und den Jogger anspringt, wundert sich Bellos „Papa“ doch sehr: „Das hat er ja noch nie gemacht!“ Eine erfundene und vielleicht doch reale Szene.

Jeder kann sich einen Hund kaufen, und jeder, der sich zu diesem Schritt entscheidet, tut das gewiss in guter Absicht. Schließlich kommt man selbst „mehr raus“ und hat einen Freund fürs Leben, der mit seiner Schlabberzunge auch mal Tränen abwischt. Oder? Wer selbst einen Hund hat, weiß, dass zu einem guten Zusammenleben jedoch viel mehr gehört als „Sitz!“, „Platz!“ und „Bleib!“ Nämlich, dass Konsequenz gefragt ist, und zwar täglich. Dass der Hund einen verlässlichen Rudelführer braucht, weil er sonst meint, selbst das Kommando über Haus, Hof und Gassirunde übernehmen zu müssen. Der Besuch einer Hundeschule ist also immer empfehlenswert. Mit dem Sachkundenachweis werden auch Fehler vermieden, die schon bei der Wahl der Rasse beginnen können. Denn ist der Hund nicht ausgelastet, kann aus dem niedlichen Welpen schnell ein Problemfall werden, der irgendwann im Tierheim landet. Natürlich dürfen nach der Prüfung auch die „Leckerlis“ für den Zweibeiner nicht fehlen – etwa in Form einer Hundesteuer-Reduzierung. Und der bürokratische Aufwand muss unbedingt überschaubar bleiben. Sonst wird aus der Pflicht schnell eine Last.

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Veröffentlicht
Von
Sabine Holroyd
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Kontra

Von Klaus T. Mende

Der Hund – des Menschen bester Freund. Dies beweist auch der Umstand, dass rund 9,5 Millionen Vierbeiner hierzulande gehalten werden. Ein Indiz für Tierliebe, die in Deutschland seit jeher einen hohen Stellenwert genießt. Und dazu bedarf es aus meiner Sicht auf keinen Fall der Einführung eines verpflichtetenden Hundeführerscheins für die Herrchen und Frauchen von Hasso, Luna, Balou oder Sammy.

Ist ein solches Papier wirklich erforderlich, um sich für die Haltung eines Hundes zu qualifizieren? Nein! Dies ist der völlig verkehrte Weg. Was sollen denn solche Vorschriften bringen? Höchstens, dass dadurch die Kontrolle und die leidige Bürokratie in diesem unserem Land unnötig noch weiter nach oben getrieben wird. Ganz zu schweigen von den Auslagen, die sich zu den Anschaffungs-, Tierarzt- und Nahrungskosten noch hinzugesellen. Dies ist zunächst einmal die eine Seite der Medaille.

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob das Problem attackierender Hunde durch bloße Vorschriften gelöst werden kann? Mitnichten! Hundeführerschein hört sich an wie Autoführerschein – und somit wie ein Regelwerk, das es zu lernen und umzusetzen gilt. Hunde sind charaktervolle Wesen und Partner. Wenn sich Herrchen/Frauchen und Vierbeiner kennenlernen, sind Gesetze und Paragrafen keine wirkliche Hilfe. Ein gedeihliches Miteinander zwischen Mensch und Vierbeiner muss sich im praktischen Zusammenleben langsam entwickeln.

Wer übrigens für den Hundeführerschein plädiert, müsste dies auch für andere Tiere ins Auge fassen.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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