Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik im Fokus

Main-Tauber-Kreis: Kinder steuern Roboter und bauen Sensoren

Die Erfolgsgeschichte der Jugendtechnikschule basiert auch auf dem engagierten Einsatz der Wirtschaft. Hier stellen wir einige der vielen Protagonisten vor.

Von 
Sascha Bickel
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Die Jugend ist neugierig und interessiert sich für Technik. Das Programmieren der Roboter bei CeraCon macht viel Spaß, erfordert aber auch höchste Konzentration. © Roland Mehlmann

Main-Tauber-Kreis. Die Jugendtechnikschule (JTS) und die MINT-Region Main-Tauber können auf die starke Unterstützung der lokalen Wirtschaft zählen. Die Förderung der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik soll den Grundstein für künftige Fachkräfte legen, auf die die Unternehmen dringend angewiesen sind. Es ist also eine gemeinsame Erfolgsgeschichte, die hier geschrieben wird und die Fränkischen Nachrichten stellen heute weitere Protagonisten vor, so wie bereits in den vergangenen drei Monaten im Rahmen einer kleinen Serie.

Als Manfred Wittenstein sich vor über 20 Jahren daran machte, mit den „Kreativen Köpfen“ einen ersten Schritt in Richtung Talentförderung im Bereich MINT zu installieren, fand er in Reinhold Barlian, dem Gründer von Bartec, schnell einen begeisterten Mitstreiter. Ralph Lanig, Entwicklungsleiter Mobile Geräte bei Bartec, sagte heute dazu: „Mittlerweile hat sich dieses Engagement stark ausgeweitet und gehört zur Firmen-DNA. Wir engagieren uns bei den Kreativen Köpfen, arbeiten permanent mit der JTS zusammen und sind in der MINT Region Main-Tauber aktiv. Jedes Jahr betreut Bartec drei Projekte der Kreativen Köpfe und bietet ein eigenes Projekt für die JTS an.“

Stolz der Familie daheim zeigen

Franziska Blau ist Junior Projekt Manager und organisiert dieses Projekt: „Ich habe selbst als Azubi dieses JTS-Projekt betreut und nun die Organisation übernommen. Dabei habe ich selbst enorm viel gelernt. Das aktuelle Projekt ist durch seine Vielseitigkeit besonders spannend. Wir bauen gemeinsam einen Temperatursensor auf, der Daten an eine selbst gestaltete App auf dem Handy sendet. Neben den Grundlagen der Elektrotechnik erhalten die jungen Teilnehmer Einblicke in elektronischen Aufbau, mechanische Verarbeitung, Programmierung und das Design von Android-Oberflächen. Mechanik, Elektronik, Softwareentwicklung, das ist schon richtig herausfordernd.“ Als ganz besonderes Highlight hat anschließend jeder seine App auf dem Handy und kann den selbst gebauten Temperatursensor mit nach Hause nehmen und stolz der Familie und Freunden zeigen.

Franziska Blau: „Für mich ist es ein tolles Gefühl, wenn man sieht, wie die jungen Menschen am Anfang noch zögerlich sind, dann immer mehr auftauen, sich die Firma anschauen, einen Blick in die reale Arbeitswelt bekommen und dann stolz sind, wenn sie ihre Projekte erfolgreich abgeschlossen haben.“ Ralph Lanig ergänzt: „Diese Aufgabe, in einem fremden Umfeld etwas zu planen, neue Arbeitsmethoden kennenzulernen und schlussendlich erfolgreich etwas gestaltet zu haben, das macht schon etwas mit den Teilnehmern, sie lernen wirklich etwas fürs Leben und im besten Fall, bekommen sie nicht nur ein positives Bild unserer Firma, sondern begeistern sich für den MINT-Bereich und sehen darin eine Chance für die Zukunft!“

Auch die Firma Würth Industrie Service in Bad Mergentheim war von Beginn an Unterstützerin der Jugendtechnikschule. Martin Jauss, Sprecher der Geschäftsführung, blickt zurück: „Dr. Wittenstein ist auf uns mit der Idee zugekommen, das Thema MINT im Taubertal stärker zu fördern. In den Gesprächen hat sich dies gefestigt und wir haben eine entsprechende Unterstützung definiert.“

Junge Menschen für Technik begeistern

Der Ansatz, junge Menschen an Berufsbilder heranzuführen, die für die Industrieunternehmen von hoher Bedeutung sind, ist generell ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten der Firma Würth. Martin Jauss ergänzt: „Insbesondere im ländlichen Raum ist es von hoher Bedeutung, junge Menschen in der Region zu halten und auszubilden. Wir haben seit jeher in der Würth-Gruppe die Intention, Nachwuchs aus den eigenen Reihen in allen Berufsfeldern zu entwickeln. Daher passt diese Initiative sehr gut zu uns.“

Zum einen erfährt die JTS über den jährlichen Förderbeitrag Unterstützung, zum anderen auch in Form von einzelnen Seminaren, die durch Mitarbeitende der Würth Industrie Service gehalten werden. Besonders wichtig ist für ihn das Heranführen von jungen Menschen früh im Entwicklungsprozess an eine Vielfalt von Aktivitäten, da in den Schulen nicht die gesamte Bandbreite der Berufsfelder abgebildet werden kann und so außerschulische Angebote vonnöten sind. Durch die enge Kooperation der JTS mit den Schulen im Main-Tauber-Kreis werden Schulen entlastet bei gleichzeitiger Ausweitung der Angebote für Kinder und Jugendliche. Da es quasi keine Eintrittsbarrieren gibt, können viele Themen spielerisch erlebt und Interesse durch Spaß am Bearbeiten eines Projekts oder der Herstellung eines Objekts geweckt werden. Durch die Kurse der JTS werden vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt und damit auch Talente der jungen Menschen entdeckt, die ansonsten eventuell nicht zum Vorschein gekommen wären.

Zudem bekommen die jungen Menschen bereits früh Kontakt zu den Unternehmen in der Region und die Arbeitgeber bekommen mehr interessierte Nachwuchskräfte.

Für die Zukunft hat Martin Jauss klare Vorstellungen: „Die Aktivitäten der JTS sind durch die verfügbaren Kapazitäten personell und finanziell limitiert. Die Ausweitung auf das nördliche und südliche Taubertal waren wichtige Schritte in den letzten Jahren. Hier sind die Unterstützung und das Interesse der Gemeinden und Schulen sehr positiv zu erwähnen. Wünschenswert wäre, wenn sich weitere Unternehmen im Main-Tauber-Kreis als Mitglieder in der MINT-Region Main-Tauber engagieren, egal ob durch eine finanzielle Förderung oder ergänzend durch das Angebot von Kursen durch Mitarbeitende. Dadurch könnte das Angebot intensiviert und ausgeweitet und noch mehr Kinder und Jugendliche erreicht werden.“

Man mag es kaum glauben, aber am Ende des Projekts bei Würth Industrie Service steht eine funktionierende Schreibtischlampe. Die Kinder sind engagiert am Werk. © Roland Mehlmann

Kinder schreiben Programme

Am Ende unserer Reise durch die JTS-Unterstützer-Firmen landen wir bei CeraCon in Weikersheim. Andreas S. Kreissl, Geschäftsführender Gesellschafter der CeraCon GmbH, blickt auf eine lange Partnerschaft mit der JTS und dem MINT-Verein zurück: „Wir waren bei den Kreativen Köpfen, der Jugendtechnikschule und dem MINT-Verein schon sehr früh mit an Bord. Die Idee, junge Menschen für die Technik zu begeistern, hat uns gleich überzeugt!“ Bei CeraCon sieht das beispielsweise so aus, dass die Jugendlichen einen Roboter-Führerschein machen können. Im Technikum des Unternehmens werden sie dabei an zwei Tagen nicht nur gefördert, sondern auch richtig gefordert. „Sie bekommen einen Einblick in die Bewegungsmöglichkeiten von Robotern und schreiben ein Bewegungsprogramm. Dadurch lernen sie, welche Regelungen und Möglichkeiten sie durch die Programmierung sowie die Anwendung von Sensorik haben. Am zweiten Tag steuern sie die Bewegungen bereits selbst. Der krönende Abschluss ist die Programmierung und Bearbeitung eines realen Bauteils, welches sie dann mit nach Hause nehmen dürfen“, erklärt Andreas Kreissl eines der Highlights.

Auch bei den Kooperationen mit verschiedenen Schulen zeigt CeraCon, wie ernst sie diese Themen nehmen und selbst in Kindergärten gibt es immer wieder Aktionen, die von CeraCon gesponsert werden. Andreas Kreissl sieht die Lage durchaus ernst: „Deutschland war immer ein Technik-Land, aber dieser Fokus ist etwas verloren gegangen. Wir müssen alles tun, um die jungen Menschen wieder an die Technik heranzuführen und sie bestenfalls dafür zu begeistern. Ich bin wirklich froh, dass sehr viele Firmen in unserer Region sich dafür stark machen. Uns eint, dass jeder sich freut, wenn es wieder mehr Nachwuchs im Technik-Bereich gibt, auch wenn das nicht im eigenen Betrieb, dafür aber in der Region ist!“ Und eine weitere Idee hat er auch gleich im Köcher: Warum sollte man nicht auch einfach mal einen Kurs der Jugendtechnikschule zu Weihnachten schenken? Es muss nicht immer Blockflöte sein“, lacht Andreas Kreissl.

Fakten und Ansprechpartner

Die Jugendtechnikschule Main-Tauber mit Sitz im Bad Mergentheimer Schloss wurde 2016 gegründet. Sie arbeitet mit vielen Schulen im Landkreis eng zusammen. 2023 fand die offizielle Gründung des Vereins MINT-Region Main-Tauber statt. Mitglieder sind der Landkreis, zahlreiche Kommunen, Institutionen und Unternehmen. Kooperationspartner sind unter anderem der FABI Firmenausbildungsverbund Main-Tauber, die Fränkische Nachrichten, die Futurelabs gGmbH, das Kreismedienzentrum, das Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Bad Mergentheim (Grundschule) sowie weitere Vereine, Organisationen und mehrere Stiftungen.

Mehr erfährt man unter www.jugendtechnikschule-main-tauber.de oder https://mint-main-tauber.de/

Bei Bartec schaut man genau hin und unterstützt den potenziellen Nachwuchs, wo Hilfe nötig ist. © Roland Mehlmann

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Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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