Saison mit amtlichen Kontrollen von Seen beendet

Main-Tauber-Kreis: Kein ungetrübter Badespaß in der Tauber

Urlaub zuhause: Der Trend zum Baden in der Tauber war im Sommer an den einschlägigen Stellen deutlich erkennbar. Das Landratsamt riet und rät dazu aber nicht. Die Tauber ist fürs Label „Badefluss“ nicht sauber genug.

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Schmuck hergerichtete Stellen – wie hier in Tauberrettersheim – erwecken den Eindruck von Unbedenklichkeit. Doch die Tauber führt auch Abwässer. © M. Weber-Schwarz

Main-Tauber-Kreis. In den fünf regelmäßig amtlich beprobten Badeseen im Landkreis ist die Saison zu Ende gegangen. Das Landratsamt hat am 15. September seine Kontrollen für das laufende Jahr beendet. Doch nicht nur in den Seen, auch in der Tauber wurde und wird gebadet.

Einheimische kennen die Bademöglichkeiten an den Staustellen und Gumpen der rund 130 Kilometer langen Tauber zwischen Weikersholz (Quelle) und Wertheim (Mündung in den Main) ganz genau. Und etwa Wohnmobiltouristen werden über einschlägigen Webseiten und Apps auch dorthin geführt.

Umkleidekabine und Grillmöglichkeit in Tauberrettersheim

Ein Beispiel: „Gebührenfreier Stellplatz für zehn Mobile am Ortsrand von Tauberrettersheim. Der Stellplatz liegt in Flussnähe.“ Dezidiert wird das Baden in der Tauber im Onlineforum von „Pro Mobil“ nicht zwar beworben, doch wo sich ein Stellplatz und ein naher Fluss befinden, liegt der mögliche Zusammenhang mit einer Schwimmrunde letztlich nahe.

In Tauberrettersheim ist im Uferbereich sogar eine hölzerne Umkleidekabine installiert worden, es gibt Sitz- und Grillmöglichkeiten und einen kleinen Steg, der – logisch – vom Ufer hinab ins Wasser führt. Und die schmucke Badestelle wird auch gut genutzt. Selbst von Weikersheim her fahren die Einwohner mit Fahrrad oder Auto die wenigen Kilometer flussaufwärts. Flacher Kopfsprung inklusive.

Das Landratsamt Main-Tauber-Kreis ist zwar genau für diesen bayerisch-fränkischen Landeszipfel, der rund um Röttingen nach Baden-Württemberg hineinragt, nicht verantwortlich. Doch mit einem erfrischenden Tauber-Bad wirbt die Behörde ganz generell nicht.

Achtung, Keime: Baden auf eigene Gefahr

Warum? Weil der Fluss nicht als unbedenklich gelten kann. Mehr noch: Fluss-Badende müssen mit infektiösen Keimen Rechnen. Das liegt unter anderem daran, dass alle paar Kilometer weit die jeweiligen Kommunen ihre Kläranlagen-Wässer in die Tauber leiten. Die sind zwar über mehrstufige Anlagen „geklärt“, was aber überhaupt nicht bedeutet, dass sie Badequalität aufweisen.

„Abwasser darf in ein Gewässer nur eingeleitet werden, wenn es nach dem Stand der Technik gereinigt wurde. Ziel der sehr hohen Qualitätsanforderung ist eine möglichst geringe und verträgliche Gewässerbelastung zu erreichen“, heißt es allgemein von Behördenseite. Am Ende soll die „Schadstofffracht des behandelten Abwassers“ so gering wie möglich gehalten werden, heißt es im „Leitfaden zur Abwasserbeseitigung im ländlichen Raum“ des Umweltministeriums.

Doch schon der Sprachduktus der Behörden lässt den Schluss zu: Unterhalb einer Einleitestelle sollte man sich seine Bade-Pläne gut überlegen. Verboten ist das Schwimmen zwar nicht, aber eben „auf eigene Gefahr“. Und in den Sommermonaten mit deutlich weniger „Mischwasser“ dürfte sich die Gesamtsituation bzw. die Gewässergüte nicht eben verbessern. Insgesamt ist es – dafür sprechen statistische Daten – im Vergleich zur Situation vor zwei Jahrzehnten zu einer deutlichen Verbesserung der Gewässergüte im Land gekommen. Das liegt (auch) an der Ertüchtigung und dem Ausbau von Kläranlagen durch die zuständigen Kommunen. Trotzdem bleibt bis heute das Ziel, „die Reinigungsleistung (...) weiter zu verbessern.“

Amt rät zu beprobten Seen

Unterm Strich mag die Tauber vielleicht kein Badefluss sein, aber es gibt auch „unbedenklichen Badespaß im Main-Tauber-Kreis“, denn laut Landratsamt bieten ausgewiesene Badeseen grundsätzlich eine „hervorragende Wasserqualität“ – und vor allem wird hier regelmäßig geprüft. Fünf Badeseen im Main-Tauber-Kreis werden vom Landratsamt aktiv beworben: Creglingen, Freudenberg, Niederstetten (zwei) und Wertheim.

Die genannten Kommunen haben auf ihrem Gebiet quasi „offizielle Badegewässer“ und „bieten eine hervorragende Wasserqualität“. Sie werden während der Saison alle zwei Wochen durch das Gesundheitsamt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis geprüft.

Zu den geprüften Gewässern zählt laut Landratsamt in Creglingen die Badestelle an den Münsterseen. Die Gewässer im Seepark Freudenberg sowie der Badesee Mondfeld in Wertheim laden ebenfalls zu hygienisch einwandfreiem Badespaß ein. In Niederstetten können der Natursee in Rinderfeld sowie der Badesee Herrenzimmern für einen unbedenklichen Sprung in das kühle Nass genutzt werden. Allen Badeseen wird eine ausgezeichnete Wasserqualität bescheinigt.

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„Die Wasserprobe für mikrobiologische Parameter und Mikroskopie wird per Paketdienst innerhalb von maximal 24 Stunden an das Landesgesundheitsamt in Stuttgart verschickt. Die Messungen der mikrobiologischen Parameter dauern rund zwei Tage. Die aktuellen Messergebnisse werden in der Regel am Ende der Einsendewoche veröffentlicht“, erklärt Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamts, auf FN-Anfrage.

Wasserproben zur Bestimmung von Toxinen durch Cyanobakterien werden ebenso per Paketdienst zum Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt in Sigmaringen versendet. In der Regel liegt das Ergebnis der Toxinbestimmung am Freitag der Einsendewoche vor. Besondere Vorkommnisse wie Warnhinweise wegen Cyanobakterien oder Badeverbote werden unverzüglich am betreffenden Badesee, in der Badegewässerkarte sowie über die Websites der Betreiberinnen und Betreiber der Badeseen, bei uns sind das jeweils die Stadtverwaltungen, veröffentlicht.

Wasserqualität: Aus mikrobiologischer Sicht in den Badeseen in Ordnung

Bei Überschreitung von Grenzwerten wird das entsprechende Badegewässer zum Baden gesperrt. Informationen, Warnhinweise oder gar Badeverbote sind in der Regel auch vor Ort an den jeweiligen Badestellen angebracht.

Aktuell war die Wasserqualität in mikrobiologischer Hinsicht in allen Badeseen des Landkreises ohne Beanstandung. Allerdings wurden in den Badeseen Freudenberg und Mondfeld Ende August Blaualgen (Cyanobakterien) nachgewiesen. Es wurden Warnhinweise aufgestellt. Ein Badeverbot besteht aber nicht.

„Zum Verlauf der Badesaison 2024 können wir noch sagen, dass das Gesundheitsamt den Städten Niederstetten und Creglingen für die Badeseen Rinderfeld, Herrenzimmern (Aschbachsee) und Münster im Juni empfohlen hat, vorübergehend ein Badeverbot zu erlassen. Grund war der Starkregen der vorangegangenen Tage, der jeweils zur Überflutung der Seen geführt hatte“, so Moll.

Geklärt, aber nicht hygienisch

In solchen Situationen ist – wie oben dargestellt – eine vorübergehende Belastung von Badeseen mit Fäkalkeimen hochwahrscheinlich. Auf die turnusmäßig am Montag, 3. Juni, vorgesehene Entnahme von Badewasserproben durch das Gesundheitsamt wurde aufgrund des Hochwassers verzichtet. Flüsse werden in der Regel unter anderem als Vorfluter für menschliche Abwässer genutzt. Kläranlagen reinigen das Abwasser, hygienisieren das geklärte Abwasser aber nicht. Abwasser ist daher potenziell infektiös.

Moll weiter: „Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg hat eine Zeit lang den Neckar auf Krankheitserreger überprüft. Hierbei wurden so gut wie alle bekannten bakteriellen und viralen Krankheitserreger sowie Wurmeier nachgewiesen. Auch Entlastungsbauwerke der Kanalisation leiten bei extremen Starkregen zwar stark verdünnte, aber dennoch ungeklärte Abwässer in die Flüsse. Aufgrund dieser Sachverhalte sind Flüsse keine Badegewässer und werden daher auch nicht vom Gesundheitsamt beprobt.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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