Medizinische Versorgung - Mehr schwere Krankheitsverläufe sind zu versorgen. Personal fehlt selbst krankheitsbedingt. Mehr Vorsicht der Bürger und finanzielle Hilfen gefordert

Main-Tauber-Kreis: Immer mehr Corona-Patienten in den Krankenhäusern der Region

Die rasant steigende Zahl der Corona-Patienten in der Region belastet zunehmend die Situation in den Krankenhäusern.

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Auf der Intensivtherapie-Station steht eine Mitarbeiterin am Bett einer Patientin. Auch in den Kliniken der Region steigt wieder die Zahl der Corona-Patienten. © dpa

Bad Mergentheim/Tauberbischofsheim. Die Corona-Situation in den Krankenhäusern der Region ist angespannt.

„Im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim behandeln wir zurzeit so viele Corona-Patienten wie seit zwei Jahren nicht mehr und die Zahlen steigen täglich weiter“, beschreibt der Ärztliche Direktor Dr. Ulrich Schlembach die Lage. „Wir haben wieder eine komplette Isolierstation eingerichtet und bereiten gerade eine zweite Isolierstation vor.“

Volle Station

Aktuell sind laut Schlembach mehr als 40 Patienten mit oder wegen Corona auf der Isolierstation im Caritas-Krankenhaus untergebracht, zwei Corona-Patienten werden auf der Intensivstation behandelt. „Auch unter den Patienten auf der Isolierstation sehen wir allerdings wieder deutlich mehr schwere Krankheitsverläufe als noch im Sommer“, so Dr. Schlembach.

„Zugleich sind viele dieser Patienten sehr pflegeaufwändig und der Zusatzaufwand für die Schutz- und Hygienemaßnahmen ist hoch. Das verlangt unserem Personal alles ab.“ Hinzu komme, dass die Corona-Welle auch vor den Mitarbeitenden nicht Halt macht. „Wir haben viele krankheitsbedingte Ausfälle unter unseren Mitarbeitern zum einen durch Corona, zum andern aber auch durch andere Erkrankungen. Wir müssen daher unsere Kapazitäten anpassen und planbare Operationen und Eingriffe gegebenenfalls kurzfristig verschieben. Hierfür bitte ich um Verständnis“, betont Dr. Schlembach. Denn wichtig sei, dass die Notfallversorgung für die Patienten und Patienten gesichert bleibe.

Auch im Krankenhaus Tauberbischofsheim ist die Zahl der Corona-Patienten hoch. „Die Lage ist angespannt. Seit Anfang Oktober sind die Zahlen gestiegen und waren an mehreren Tagen zweistellig. Die Isolierstation ist voll belegt und darunter sind oft schwer pflegebedürftige Patienten“, sagt Pflegedirektor Holger Kraft.

Operationen werden verschoben

„Hinzu kommt auch bei uns, dass viele Mitarbeitende aus allen Berufsgruppen betroffen sind und krankheitsbedingt ausfallen. Wir müssen daher elektive planbare Eingriffe kurzfristig verschieben, damit wir für Notfälle weiterhin aufnahmefähig bleiben“, so Kraft.

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Dr. Schlembach und Holger Kraft blicken beide mit Sorge auf die kommenden Wochen: „Die Herbstwelle hat gerade erst begonnen und wir sehen jetzt schon wie die Krankheitsfälle rasant zunehmen. Zugleich gibt es in der Öffentlichkeit kaum noch Schutzmaßnahmen, daher muss man mit einer weiteren Zunahme rechnen. Und wenn die absolute Zahl der Infizierten steigt, steigt eben auch die Zahl der Erkrankten mit einem schweren Verlauf. Für die Krankenhäuser sehen wir daher schwere Wochen auf uns zukommen.“

Appell an die Bevölkerung

Beide appellieren an die Bevölkerung, bei Verdacht auf eine Corona-Infektion zu Hause zu bleiben und Veranstaltungen zu meiden. „Auch Maskentragen hilft, die Infektionsgefahr zu reduzieren. Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei.“

Hohe Kosten

Neben den medizinisch-pflegerischen Herausforderungen verweisen die Verantwortlichen auch auf die schwierige wirtschaftliche Situation in Folge der Corona-Welle. „Aufgrund der Isolationsmaßnahmen und der Krankheitsausfälle können wir deutlich weniger Patienten aufnehmen als üblich. Zugleich haben wir hohe Kosten durch die Hygiene- und Schutzmaßnahmen zusätzlich zu der allgemeinen Kostensteigerung, die wir im Krankenhaus deutlich spüren. Steigende Preise für Energie, Lebensmittel und medizinisches Verbrauchsmaterial können wir nicht einfach weitergeben, denn die Summen, die wir für medizinische Leistungen bekommen, sind im Voraus festgelegt und können nicht angepasst werden“, so Dr. Schlembach.

„Finanzielle Entlastung nötig“

„Die Corona-Hilfen für Krankenhäuser sind allerdings seit Juli ausgelaufen. Hier brauchen wir dringend eine finanzielle Entlastung durch die Politik, um die Patientenversorgung weiterhin sicherstellen zu können“, so der Ärztliche Direktor im Caritas-Krankenhaus. ckbm/sabix

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