Kinder für MINT-Themen begeistern

Main-Tauber-Kreis: „Ein Hauch von Magie liegt in der Luft“

„Im Grunde ist die Jugendtechnikschule eine Graswurzelbewegung“, sagt die Leiterin der Geschäftsstelle. Gemeinsam möchte man Kinder für MINT-Themen begeistern.

Von 
Linda Hener
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Die Jugendtechnikschule im Main-Tauber-Kreis wird von vielen Akteuren, Landkreis, Kommunen, Wirtschaft, Vereinen und Stiftungen sowie Kindergärten, Schulen und Hochschulen getragen. Das Bild stammt aus dem Jahr 2016 als die Gründung erfolgte. © Linda Hener

Main-Tauber-Kreis. „Im Grunde ist die Jugendtechnikschule, kurz JTS, eine Graswurzelbewegung“, erklärt Geschäftsstellenleiterin Iris Lange-Schmalz rückblickend auf die Entstehung. Seit der Idee von Dr. Manfred Wittenstein vor rund zehn Jahren sei sie stetig gewachsen – so stark, dass sie vom Ministerium für Kultur, Jugend und Sport Baden-Württemberg bereits als Außerschulisches Forschungszentrum (AFZ) ausgezeichnet wurde.

Rund um die JTS formte sich vorübergehend die MINThoch4-Region, die 2023 im neugegründeten Verein MINT-Region Main-Tauber aufging. Seither ist dieser MINT-Verein Träger der JTS. Inzwischen umfasst der Verein über 38 Mitglieder – ein Netzwerk aus Landkreis, Kommunen, Wirtschaft, Vereinen, Stiftungen sowie Kindergärten, Schulen und Hochschulen (siehe dazu das extra Interview der Vereinsvorstände).

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik

Laut Satzung hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, bei Kindern ab fünf Jahren, Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Interesse an den MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – zu wecken, Begabungen im MINT-Bereich zu fördern und zu helfen, sowie den MINT-Nachwuchs in akademischen und nicht-akademischen Berufsfeldern zu sichern.

Die Jugendtechnikschule Main-Tauber, eingebettet in den Bildungscampus Bad Mergentheim, bietet Raum für Kreativität, Erfindergeist und Neugierde. „Ein Hauch von Magie liegt in der Luft, wenn Kinder und Jugendliche vertieft tüfteln, werkeln oder experimentieren“, beschreibt Iris Lange-Schmalz die Atmosphäre. Ziel der JTS sei es, die MINT-Welt für junge Menschen erleb- und begreifbar zu machen. Das geschieht einerseits durch Workshops in Kleingruppen in den Räumen der JTS im Schloss 10, andererseits durch mobile Formate in Kitas und Schulen im Main-Tauber-Kreis. „Wir möchten ihre Neugierde wecken und sie dazu inspirieren, die spannenden Zusammenhänge in den MINT-Bereichen zu entdecken“, fügt sie hinzu.

Die Workshops der JTS verstehen sich als ergänzende und praxisorientierte Erweiterung schulischer Bildung. „Wir integrieren die schulische Wissensvermittlung, indem wir Lerninhalte praktisch anwenden und so einen nahtlosen Transfer von der Theorie in die betriebliche Praxis ermöglichen“, betont die Geschäftsstellenleiterin. Gerade diese Verbindung von inspirierendem Lernen, praxisnahen Inhalten und kindlicher Neugier mache die JTS zu einem einzigartigen Ort.

Blick in die Jugendtechnikschule im Schloss in Bad Mergentheim. © Linda Hener

Wissens- und Erfahrungsaustausch in der Region

Zusätzlich entwickelt die JTS gemeinsam mit ihren Mitgliedsunternehmen eine Vielzahl an MINT-Workshops, die praxisnah und innovativ gestaltet sind. Gleichzeitig treibt sie die MINT-Vernetzungsaktivitäten im Kreis voran und schafft so Synergien zwischen Bildungseinrichtungen, Unternehmen und anderen Akteuren. „Diese Zusammenarbeit stärkt nicht nur unser Angebot, sondern fördert auch den Wissens- und Erfahrungsaustausch in der Region“, erklärt sie.

„Es ist ein unglaubliches Gefühl, Teil dieses Teams zu sein, das die Begeisterung der Kinder für MINT-Themen weckt und ihnen wertvolles Wissen vermittelt“, sagt Andrea Hitzfelder. Sie unterstützt Iris Lange-Schmalz seit Januar 2024 als Assistentin und übernimmt unter anderem das Kursteilnehmer-Management, Buchhaltungsaufgaben und die Öffentlichkeitsarbeit für die JTS und den MINT-Verein. Vor allem die positive Rückmeldung und die Freude der Kinder an den Kursen, so Hitzfelder, machten die Arbeit zu etwas ganz Besonderem.

Als Glücksfall bezeichnen beide Nicole Baier, eine ausgebildete Erzieherin mit langjähriger Erfahrung, die das Team mit ihrem pädagogischen Know-how bereichert. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Gestaltung innovativer Kursangebote, die sich an den Bedürfnissen verschiedener Altersgruppen orientieren. „Die Begeisterung der Kinder für Technik und IT mitzuerleben und sie in ihrem Entdeckerdrang zu fördern, ist für mich der größte Antrieb“, erklärt sie.

Mitte 2024 wurden die Räume der JTS im Schloss grundlegend renoviert - dank des ehrenamtlichen Engagements der Hieber Installationen und Handel AG in Weikersheim. Das Unternehmen übernahm sowohl die Arbeitszeit als auch die Materialkosten. Man habe großen Wert auf Funktionalität, Langlebigkeit und die spezifischen Anforderungen der JTS gelegt, berichtet Detlef Hieber, Vorstand der Hieber AG. „Wir haben die Farben des Logos aufgegriffen und ein stimmiges Gesamtkonzept geschaffen. Die Förderung von MINT-Kompetenzen ist uns ein großes Anliegen“, merkt er an. Im Mittelpunkt des neugestalteten Lernorts stehe das Experimentieren, Entdecken und Problemlösen: „Ganz im Sinne unseres Handwerksunternehmens dürfen sich Kinder und Jugendliche mit technischen Grundlagen und handwerklichen Fähigkeiten auseinandersetzen.“

Engagement für Tüftler und Forscher

Das Engagement der Hieber AG für Tüftler und Forscher endet nicht bei der Renovierung der JTS. Im Rahmen des Erfinderwettbewerbs „Kreative Köpfe“ unterstützt man das Projekt finanziell und stellt Expertise zur Verfügung. Dabei begleiten Mitarbeitende als Mentoren die Umsetzung von Schülerprojekten. Darüber hinaus sei die Hieber AG Gründungsmitglied des MINT-Vereins und fördere als aktiver Partner die MINT-Bildung in der Region. Ein Beispiel dafür sei das MINT-Projekt an der Kopernikus-Realschule, bei dem die Firma Hieber zusammen mit Schülern Holzwurfspiele entwickelte.

„Die JTS ist ein kleines Juwel und zugleich Herzstück unseres Selbstverständnisses als Bildungsstadt Bad Mergentheim in der innovativen MINT-Region Main-Tauber“, lobt Oberbürgermeister Udo Glatthaar. Die Einrichtung stehe dafür, „dass die Mauern des Deutschordensschlosses nicht nur Tradition und Geschichte beheimaten, sondern mit dem DHBW-Campus und der JTS auch Leuchttürme für jungen Forschergeist sind – und das Schloss als Bildungscampus für alle weiter etablieren.“ Bei seinen vielen Besuchen habe ihn vor allem die Freude der Kinder beeindruckt. Die verschiedenen Projekte machen Lust auf Wissenschaft und Technik – das sei keine Floskel, sondern mit Händen zu greifen. „Das Experimentieren ist sogar aus Erwachsenenperspektive ansteckend: Da möchte man am liebsten sofort mitmachen! Das ist unser Ziel: Junge Menschen für MINT-Themen zu begeistern, weil in diesen Bereichen der größte Bedarf an Nachwuchskräften besteht, und ihnen aufzuzeigen, welche Perspektiven unsere Region mit Ausbildungs- und Arbeitsplätzen bietet.“

Dank des Rückhalts in Politik und Wirtschaft, vor allem durch das starke Engagement und zahlreiche Initiativen der Unternehmerfamilie Wittenstein, habe man in den vergangenen Jahren viel erreicht, so Glatthaar: „Stellvertretend gebührt Dr. Manfred Wittenstein und Dr. Anna-Katharina Wittenstein mein herzlicher Dank.“

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