Main-Tauber-Kreis. Im kommenden Jahr kann die „Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis“ ihr 60-jähriges Bestehen feiern. Der Schwerpunkt der Arbeit des Vereins liegt in der Unterstützung von Menschen mit Behinderung, damit diese ein möglichst eigenständiges Leben führen können. Aber auch die Eltern und Angehörigen dieser Menschen werden von der Lebenshilfe unterstützt, in der täglichen Arbeit entlastet und umfassend fachlich beraten.
Ein Teil der großen Familie der Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis ist die Stiftung Lebenshilfe, wie der Kuratoriumsvorsitzende Benjamin Czernin am Samstag im Irmgard-Volkert-Haus, anlässlich des 25. Gründungstages der Stiftung, in einer Festveranstaltung betonte. Die Initiative zur Gründung 1998 ging von der damaligen Vereinsvorsitzenden der Lebenshilfe, Erika Thierauf, aus. Aus dem damaligen Startkapital von 50 000 D-Mark wurden bis heute 250 000 Euro.
In seinen Grußworten an die Festversammlung, der auch die Bundestagsabgeordnete Nina Warken, Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart (MdL), Sozialdezernentin Elisabeth Krug, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Tauberfranken, Peter Vogel, der Lauda-Königshöfer Bürgermeister, Dr. Lukas Braun und der ehemalige Werbacher Bürgermeister Ottmar Dürr teilnahmen, zitierte der heutige Vereinsvorsitzende, Bürgermeister Benjamin Czernin aus Ahorn, die Kölner Universitätsprofessorin Barbara Fornefeld: „Inklusion lässt sich nicht einfach verordnen. Sie hängt wesentlich auch von den Einstellungen, Erfahrungen und Vorurteilen der Gesellschaft ab. Es muss noch viel passieren, bis wir die Andersheit von Menschen als Gleichheit erleben“.
Teilhabe „elementar“
Damit brachte der Kuratoriumsvorsitzende zum Ausdruck, dass Teilhabe und Gleichberechtigung für alle Menschen elementar sind. „Das gilt auch und gerade für diejenigen in unserer Mitte, die ihre Interessen, Erwartungen und Bedürfnisse im Zweifel selbst nicht durchsetzen können, denn Menschen mit Behinderungen haben einen ganz besonderen Anspruch auf die Solidarität, die Hilfe und die Förderung durch die Gemeinschaft.“
Der Vorsitzende beleuchte in seiner Ansprache auch die überaus erfolgreiche Arbeit des Stiftungsvorstandes, dem neben dem Vorsitzenden Edmund Brenner auch Peter Kernwein und Jochen Flasbeck angehören. Nur durch das große Netzwerk des gesamten Vorstandes und die gewissenhafte Arbeit des Geschäftsführers Marco Schneider sei das jetzt vorliegende Ergebnis möglich geworden.
Festvortrag von Edmund Brenner
Über die Tätigkeit der Stiftung berichtete Vorsitzender Edmund Brenner, der seit der Gründung an der Spitze steht. Im Fokus der Arbeit aller Beteiligten sei stets das Vereinsziel, die Situation der Menschen mit Behinderung zu verbessern, gestanden. Die allgemeine Aussage, „der Staat hilft doch den behinderten Menschen“, wollte Brenner nicht so stehen lassen. „Es gibt noch dringend notwendige Aufgaben, um diesem Personenkreis zu helfen“. „Wäre die Stiftung vor 25 Jahren nicht gegründet worden, so würde der Lebenshilfe im Kreis eine wichtige Säule für ihre Arbeit fehlen“, so Brenner. An dieser Stelle würdigte der Stiftungsvorsitzende ganz besonders die unermüdliche Arbeit und das Engagement des langjährigen Vereinsvorsitzenden des Vereins Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis, Jörg Hasenbusch, der im Frühjahr 2023 starb. Hasenbusch habe sich große Verdienste um den Verein Lebenshilfe, aber auch um die Stiftung erworben und werde immer unvergessen bleiben.
Das heutige Ergebnis der Stiftung mit einem Kapital von rund 250 000 Euro sei nur durch die stetige persönliche Ansprache von Menschen möglich geworden, und der Vorstand freue sich über jede Zustiftung oder Spende, denn dadurch sichere man langfristig die Arbeit der Lebenshilfe. Als Beispiel nannte er den behindertengerechten Um- und Ausbau des Irmgard-Volkert-Hauses. Abschließend dankte Brenner seinen Vorstandskollegen, vor allem aber seinem Stellvertreter Peter Kernwein, für dessen langjähriges Engagement als Hausverwalter, den Geschäftsführern Marco Schneider und Manfred Bürckert und dem Geschäftsführer der Lebenshilfe, Peter Büche.
Breitgefächertes Portfolio
In ihren Grußworten brachten Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart, die Bundestagsabgeordnete Nina Warken und die Sozialdezernentin des Main-Tauber-Kreises, Elisabeth Krug, ihre Wertschätzung für die Arbeit der Stiftung und des Vereins Lebenshilfe zum Ausdruck. Reinhart sah im Irmgard-Volkert-Haus ein „Vorzeigeobjekt“, wie man es im weiten Umkreis nicht mehr finde.
Die Lebenshilfe biete ein breitgefächertes Portfolio von der praktischen Unterstützung bis zur Beratung und sei so ein Leuchtturmprojekt für die Umsetzung der Vorstellungen für ein selbstbestimmtes Leben.
Die Bundestagsabgeordnete Nina Warken sah die erzielten Fortschritte der Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis und die hingebungsvolle Arbeit bei der Umsetzung des Gedankens, den behinderten Menschen ein erfülltes Leben zu ermöglichen. „Sie haben mit Ihrer Tätigkeit die Inklusion besser gemacht“.
Persönliche Hilfe nicht zu ersetzen
Welchen Stellenwert die Arbeit der Lebenshilfe im Main-Tauber-Kreis hat, machte Sozialdezernentin Elisabeth Krug deutlich. Im Sozialetat des Kreishaushaltes werden rund 95 Millionen Euro veranschlagt, davon entfallen alleine auf die Unterstützung der Eingliederungshilfe runde 31 Millionen Euro.
Damit könne man aber nicht die persönliche Hilfe ersetzen, um die Welt für Menschen mit Behinderung positiver zu verändern.
Musikalisch umrahmte die Musikgruppe der Lebenshilfe unter der Leitung von Hildegard Beetz-Geier die Feierstunde mit mehreren Liedvorträgen.
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