Tauberbischofsheim/Main-Tauber-Kreis. Nachdem die Innungsmitglieder der Maler, Lackierer und Stuckateure im Main-Tauber-Kreis ein „Ausbluten ihres Nachwuchses“ in der Region befürchten, appellieren der jetzige Ehrenobermeister Gerhard Baumann, der Innungsobermeister Benedikt Baumann sowie Hermann Ruppert, Leiter der Gewerblichen Schule Tauberbischofsheim (GTB) gemeinsam mit MdL Professor Dr. Wolfgang Reinhart, diese Berufsausbildungen im Kreis zu erhalten.
Damit soll verhindert werden, dass der Berufsausbildung der Maler- und Lackierer-Innung Ähnliches widerfährt wie dem Fleischerhandwerk im Main-Tauber-Kreis. Hier wurde die Berufsschulausbildung in Bad Mergentheim gestrichen und nach Buchen oder Künzelsau verlagert.
In einem Schreiben an die Kultusministerin Theresa Schopper hat sich Wolfgang Reinhart erneut für den Erhalt der Berufsausbildung „Maler und Lackierer“ an der GTB eingesetzt. „Mir ist es ein dringendes Anliegen, dass Ausbildungsberufe unabhängig von den Jahrgangszahlen oder auch bei zurückgehenden Zahlen konzentriert und dezentral an den Berufsschulen im Ländlichen Raum bestehen bleiben“, bekräftigte der Landtagsvizepräsident. Es bringe nichts, bestimmte Ausbildungszweige lediglich an Berufsschulen in Ballungszentren zu stärken, zumal dort die Unterkunfts- und Lebenshaltungskosten speziell für Auszubildende kaum mehr bezahlbar seien. Als mögliche Folge würde im Ländlichen Raum der Fachkräftenachwuchs ausbleiben und daraus ein Aussterben dieser Berufe resultieren.
Das Kultusministerium verfolge mit einer Verordnung zur regionalen Entwicklung an beruflichen Schulen das Ziel, „dauerhaft ein ausgewogenes, differenziertes und zugleich ressourceneffizient organisiertes Angebot beruflicher Bildungsabschlüsse in zumutbarer Erreichbarkeit bereitzuhalten“. Wesentliche zu prüfende Planungsgesichtspunkte seien unter anderem die Stärkung kleiner leistungsfähiger Standorte, Optimierungen durch schulübergreifende Kooperationen und die Bildung effizienter Klassen vergleichbarer Größe.
Es bestehe kein schematischer „Automatismus“ zur Aufhebung von Kleinklassen, versicherte die Kultusministerin in ihrem Schreiben an Wolfgang Reinhart. Vielmehr erfolge auf Grundlage des Schulgesetzes und der Verordnung „stets eine differenzierte Einzelfallabwägung unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte vor Ort“.
„Ich teile das von Ihnen angesprochene Anliegen, zur künftigen Sicherstellung des Fach- und Führungskräftenachwuchses auch im Ländlichen Raum ein leistungsfähiges und differenziertes Beschulungsangebot vorzuhalten“, unterstrich Theresa Schopper. Wie bereits in einem Schreiben vom Februar 2022 ausgeführt, liege der Anteil der Kleinklassen an den dualen Berufsschulen im Main-Tauber-Kreis mit 40,3 Prozent jedoch deutlich über dem Landesdurchschnitt von 12,1 Prozent.
„Bezüglich der angesprochenen Beschulung von Auszubildenden in den Berufen ‚Maler und Lackierer’ am Standort Tauberbischofsheim musste der Bildungsgang zum Schuljahr 2021/2022 aufgrund der Unterschreitung der Schülerzahl in der Eingangsklasse in ein sogenanntes Hinweisverfahren aufgenommen werden“, berichtete Schopper. Hierzu habe das Regierungspräsidium Stuttgart mitgeteilt, dass das Bildungsangebot unter Beobachtung der Schülerzahl in Abhängigkeit der Lehrerversorgung zunächst weitergeführt werden könne.
Das Hinweisverfahren läuft über drei Schuljahre. urde, bestätigte unterdessen auch. Danach werde die Situation neu bewertet. „Bei weiterhin geringeren Eingangszahlen kann die GTB die Lehrjahrgänge zu 50 Prozent gemeinsam verschulen“, kündigte GTB-Leiter Hermann Ruppert einen möglichen Lösungsweg an. Nach Schuljahrende lagen fünf Neuanmeldungen zum Ausbildungsjahr 2022/2023 vor. „In der Regel kommen im Laufe der Ferien weitere hinzu“, weiß Ruppert aus langjähriger Erfahrung. Zudem würden aktuell im zweiten Lehrjahr sieben und im dritten Lehrjahr zwölf Auszubildende beschult.
„Man kann also sehen, dass dieses Berufsausbildungsangebot nach wie vor gefragt ist“, konstatieren Ruppert und Reinhart. „Darüber hinaus ist die Schülerzahl 16 für ein Hinweisverfahren im ländlichen Raum wie etwa dem Main-Tauber-Kreis zu hoch festgesetzt“, kritisieren sie übereinstimmend. pmr
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