Gastronomie und Lebensmittelüberwachung

Gastronomie im Main-Tauber-Kreis: Deshalb sind Kontrollen unangekündigt

Wer wird schon gerne kontrolliert? Gastronomen geht es hier wohl wie vielen anderen Menschen auch, dennoch erhalten sie regelmäßig unangekündigten Besuch von der amtlichen Lebensmittelüberwachung.

Von 
Sascha Bickel
Lesedauer: 
Behördliche Kontrollen in Gastronomiebetrieben finden immer wieder statt. Zuletzt bekamen zahlreiche Bad Mergentheimer Unternehmen „überraschenden“ Besuch. © dpa

Main-Tauber-Kreis. Die risikoorientierte Überwachung der Lebensmittelbetriebe durch Betriebskontrollen und Probenahmen ist die Aufgabe der amtlichen Lebensmittelüberwachung, die den Veterinärämtern zugeordnet ist. In den vergangenen Monaten fanden wieder verstärkt Kontrollen – unter anderem im südlichen Teil des Main-Tauber-Kreises – statt. Nicht immer gab es Lob, erfuhren die FN.

Die Kontrolleure des Landratsamtes sorgen für die Beseitigung der festgestellten Mängel und ahnden Ordnungswidrigkeiten. „So soll erreicht werden, dass keine Lebensmittel hergestellt beziehungsweise in den Verkehr gebracht werden, die gesundheitsschädlich oder für den Verzehr nicht mehr geeignet sind, zum Beispiel weil sie verdorben oder durch Fremdstoffe kontaminiert sind“, erklärt Markus Moll, der Pressesprecher der Kreisbehörde.

Auf Nachfrage der Redaktion äußert er sich auch mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre zu Bußgeldern und Beanstandungen im Landkreis. Er betont aber, dass die Aussagekraft der Zahlen durch die Corona-Pandemie „als eingeschränkt zu betrachten ist“. Betriebsschließungen und -beschränkungen, „das heißt die Untersagung des Inverkehrbringens von Lebensmitteln“, gab es 2018 insgesamt 14. In den Folgejahren drei, dann fünf, elf und in 2022 zuletzt sechs. Ordnungswidrigkeitenverfahren waren es 2018 in Summe 22 gewesen, dann 19, im Jahr 2020 gar 26 und in den beiden Folgejahren jeweils nur sieben.

Mehr zum Thema

Gesundheit

Bad Mergentheim: Fachärzte bekommen Hausarztmangel zu spüren

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Mobilität

Lillstadter Bürger verärgert über Busverkehr und Gefahren für ihre Kinder

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Kriminalität

Mutmaßlicher Mörder nahm Frauen auf der Autobahn ins Visier

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren

Wie viele Betriebe im Landkreis in den vergangenen Monaten einen Rüffel bekamen, kann Markus Moll nicht sagen. Er bestätigt nur, dass die Kontrolleure in den Überwachungsbezirken „in regelmäßigen Abständen durchwechseln“. Dies sei auch zu Jahresbeginn geschehen und so drehe nun auch im südlichen Teil des Landkreises eine neue Aufsicht aktuell ihre Runden.

Mit gegenseitigem Respekt

„Niemand freut sich, wenn er kontrolliert wird. Die Kontrollen sind vorgeschrieben und müssen genau deshalb mit gebührendem Respekt aller Beteiligten durchgeführt werden“, erklärt Frank Bundschu, der Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, kurz Dehoga, auf Nachfrage. Der Dehoga unterstützt laut Bundschu seine Mitglieder mit Schulungsangeboten, Weiterbildungsmaßnahmen und Informationen, um über Rechte und Pflichten aufzuklären und stets aktuell in Sachen Lebensmittelsicherheit zu sensibilisieren.

„Aus Erfahrungsberichten wissen wir, dass in jüngster Zeit vermehrt gastronomische Betriebe kontrolliert wurden, dies liegt aber sicherlich dran, dass in den zurückliegenden drei Jahren der Schwerpunkt weniger auf die Gastronomie gelegt war“, fährt Bundschu fort und geht auf Nachfrage des Reporters auf die besonderen Herausforderungen bei den Kontrollen aus Dehoga-Sicht ein: „Die Kontrollen sind immer unangemeldet und können auch nicht abgelehnt werden. Egal ob der Besuch passt oder nicht. Die Vorgehensweise der Kontrolle bestimmt der Kontrolleur des Veterinäramts.“

Klar sei allen, dass es in erster Linie um den Verbraucherschutz, die Lebensmittelsicherheit und die Hygiene gehe, so Bundschu. Die Herausforderung liege im Umgang, ob dieser „belehrend oder bestrafend, kooperativ oder dominant“ sei. Die Dehoga-Mitglieder wünschten sich auch eine gute Beratung durch das Veterinäramt zu den entdeckten Schwachstellen in den Betrieben.

„Ein fairer Umgang mit den kontrollierten Lebensmittelunternehmern ist stets gewährleistet“, betont Markus Moll von der Pressestelle des Landratsamtes. Er klärt weiter auf: „Verantwortlich für die Sicherheit der Lebensmittel sind nach EU-Recht die Lebensmittelunternehmer selbst.“ Sie müssten durch Eigenkontrollen die Sicherheits- und Qualitätsanforderungen überwachen. „Die amtliche Überwachung ist die ,Kontrolle der Kontrolle’, das heißt, sie überprüft die Wirksamkeit dieser betrieblichen Eigenkontrollen“, so Moll. Nach diesem Grundsatz finde in Baden-Württemberg die Kontrolle der Lebensmittelsicherheit vom Acker bis auf den Teller auf allen Stufen der Lebensmittelherstellung und Vermarktung statt.

Kontrolliert werden alle Betriebe, die Lebensmittel herstellen, sie verarbeiten oder vertreiben, wie zum Beispiel Gaststätten, Imbisse und Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung, Lebensmittelgroß- und Einzelhandel sowie Importeure und Wochenmärkte. „Die Verbraucher sollen sowohl vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen als auch vor wirtschaftlicher Übervorteilung durch Irreführung und Täuschung, zum Beispiel durch unzureichende Kennzeichnung, geschützt werden“, sagt Moll, der abschließend von rund 45 Routinekontrollen pro Monat im Landkreis berichtet.

„Hygiene-Ampel“

Die Forderung, Hygienekontrollen mit einer „Hygiene-Ampel“ im Internet offenzulegen, sieht der Dehoga übrigens kritisch, mit Verweis auf eine drohende Stigmatisierung bei fehlender äquivalenter Kontrolldichte mit mangelnder Möglichkeit einer zeitnahen Rehabilitierung der Betriebe. Auch Bundespolitiker warnten schon vor einer „existenzbedrohlichen Prangerwirkung und Bürokratiebelastung“.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten